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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Untertanen zu sorgen.«
    »Und wenn jemand unbedingt auf meine Kosten essen möchte? Soll er dann in die Leeren Länder fahren und dort auf meine Rechnung ein mit Kürbis gefülltes Menkal essen?«, fragte ich. »Das wäre eine ausgezeichnete Idee.«
    »Menkal mit Kürbis - was ist das eigentlich?«
    »Das Menkal ist ein gehörntes Pferd, das in den Leeren Ländern als Last- und Reittier benutzt wird. Und den Kürbis kennt man in Echo als Steppenhimbeere.«
    »Sei vorsichtig - dieser Kürbis ist wirklich gefährlich. Aber da du so begeistert von ihm bist, glaube ich fast, du wurdest tatsächlich in den Leeren Ländern geboren.«
    »Ich kenne den Kürbis aus meiner alten Heimat und habe dort etliche gegessen, ohne je Probleme bekommen zu haben.«
    Wir mussten unser bezauberndes Gespräch unterbrechen, da wir das Haus an der Brücke erreichten. Juffin sprang aus dem A-Mobil und verschwand im Gebäude. Ich dagegen schlug mir verärgert mit der flachen Hand an die Stirn, weil ich nicht an die Bücher für Sir Schürf gedacht hatte.
    »Wo bleibst du, Junge?«, meldete sich Juffin ungeduldig per Stummer Rede bei mir.
    »Ich habe den Lesestoff für Schürf vergessen. Wenn er mir jetzt den Hals umdreht, kann ich ihm das nicht verdenken. Ich fürchte, ich muss noch mal in meine Residenz zurück.«
    »Wie du meinst. Aber dann musst du auf mindestens eine Tasse Kamra verzichten.«
    »Wie schade. Aber ich bin gleich wieder da.«
    Im selben Moment kam mir eine Idee. Ich schob die Hand unter meinen Sitz, um durch die Ritze zwischen den Welten zu greifen. Ab und zu sollte man das trainieren -sonst kommt man aus der Übung.
    Ich vergegenwärtigte mir, wie ich spaßeshalber Zigarren für General Bubuta gefischt hatte. Damals hatte ich mir die Gesichter derer vorgestellt, denen ich etwas wegnehmen wollte, die Kaffeetassen auf dem Tisch und die Kiste mit den Zigarren.
    Jetzt wandte ich die gleiche Methode an und stellte mir meine Bibliothek vor. Dabei kam mir Stephen Kings Kurzroman Der Bibliothekspolizist in den Sinn, bei dem säumige Benutzer der Bücherei es mit einem Ordnungshüter zu tun bekommen, der keinen Spaß versteht. In so eine Bibliothek zu geraten, wäre kein Vergnügen, mein Freund, sagte ich mir. Diese Überlegung beeinträchtigte meine Konzentration, doch nach einigen Minuten hielt ich ein Buch in der Hand. Es handelte sich um den Roman Unsere Zeit ist vorbei von Ingvar Steffson. Titel und Verfasser waren mir unbekannt, aber was bedeutete das schon? Auf Erden war ich zwar ein leidenschaftlicher Leser gewesen, aber ich konnte schließlich nicht alles lesen, was andere geschrieben hatten.
    Mit meiner Beute unterm Arm ging ich ins Haus an der Brücke. In unserem Büro traf ich auf den Boten aus dem Fressfass, denn Juffin hatte beschlossen, den Gefangenen zu füttern. Der kurzzeitig aus seinem Arrest befreite Lonely-Lokley hielt gedankenverloren seine Tasse in Händen.
    »Und ich dachte, du wärst in deine Residenz gefahren, um Bücher zu holen«, sagte mein Chef. »Und natürlich, um deinen Harem zu beaufsichtigen«, fügte er lachend hinzu.
    »Finden Sie nicht, dass es reicht, wenn Melifaro mich in dieser Angelegenheit mit Anspielungen überschüttet?«, fragte ich leicht gereizt. »Ich bin mir sicher, dass er mich morgen, übermorgen und die nächsten zehn Jahre lang mit solchen Bemerkungen verfolgen wird.«
    Dann wandte ich mich an Schürf. »Dieser Band ist für dich, mein Freund. Zwar hab ich dir nur ein Buch mitgebracht, aber dafür stammt es aus der anderen Welt. Wer außer mir kann dir schon so ein Buch besorgen?«
    »Stimmt«, sagte er, und in seiner sonst so versteinerten Miene hielt ein leichtes Erstaunen Einzug. »Ein Buch aus der anderen Welt ist sicher besser als alles, was sich in der ehemaligen Bibliothek finden lässt.«
    »Nicht unbedingt. Ich habe es nicht gelesen und den Namen des Autors nie gehört. Ich kann also für nichts garantieren.«
    »Deine Garantie brauche ich auch nicht. Ich habe noch nie ein Buch aus der anderen Welt gelesen. Also ist es für mich zwangsläufig viel mehr als ein x-beliebiger Band.«
    Darauf konnte ich nur nicken. Zugleich versuchte ich mir vorzustellen, wie ich reagiert hätte, wenn mir vor fünf, sechs Jahren, als ich noch nicht Sir Max war, sondern brav auf der Erde gelebt hatte, ein Buch aus Echo in die Hände gefallen wäre. Hätte ich überhaupt an die Existenz anderer Welten geglaubt? Hätte mich der literarische Wert des Bandes interessiert, oder wäre es für mich

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