Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
weit mehr als nur ein Buch gewesen? Wahrscheinlich hätte ich so reagiert wie Schürf.
»Ist das tatsächlich ein Buch aus deiner Welt?«, fragte mich Juffin erstaunt. »Habt ihr denn Zeit, binnen eurer kurzen siebzig Jahre Bücher zu verfassen?«
»Wir sind sehr fleißig«, erklärte ich. »Das sehen Sie doch an mir.«
»Allerdings. Bist du nun bereit, eine Reise durch das Chumgat zu machen?«
»Lassen Sie uns doch beim üblichen Begriff bleiben«, schlug ich vor. »Das Wort Chumgat riecht mir zu sehr nach alter Mystik. Das haben Sie auch schon gesagt. Ich bin aber gern bereit, einen Spaziergang durch das Tor zwischen den Welten zu machen.«
»Gut, brechen wir auf. Offenbar bist du kämpferisch gestimmt. Genau das ist jetzt vonnöten.«
»Wo soll's denn hingehen? Ich dachte, Sie könnten überall die Welten wechseln.«
»Ich schon, wenn auch nur fast überall. Aber heute müssen wir dein Tor nehmen, und das liegt bekanntlich im Schlafzimmer deiner alten Wohnung.«
»Ist es wirklich wichtig, wessen Tor zwischen den Welten wir benutzen? Ich dachte ...«
»Lass das besser. Wenn zwei Menschen eine Reise durch das Tor zwischen den Welten unternehmen, muss der eine den anderen führen. Und wir müssen in die Welt deiner Träume reisen. Also bist du es, der uns den Weg weist. Deshalb gehen wir jetzt in die Straße der alten Münzen.«
»Dort müssen wir allerdings zwei Ladys vertreiben, und das dürften sie uns kaum verzeihen.«
»Das bekommen wir schon hin. Also los, mein Held. Sir Schürf, leider muss ich Sie zuvor wieder mit ihrem mystischen Stück Literatur in die Verhörzelle sperren.«
Lonely-Lokley leistete keinen Widerstand, sondern seufzte nur pflichtbewusst.
Das bevorstehende Abenteuer beunruhigte mich nicht. Ich war zwar nie ein großer Held gewesen, aber in Gesellschaft von Sir Juffin hätte ich mich sogar in die Hölle getraut. Seine Anwesenheit wirkte einfach ungemein beruhigend auf mich. Deshalb schob ich meine Befürchtungen beiseite und unterhielt mich mit meinem Chef sorglos über unwichtige Dinge.
»Warum sind zu meinem gestrigen Empfang eigentlich keine Frauen erschienen?«, wollte ich wissen, weil mich diese Frage seit dem Vortag beschäftigt hatte. »Gibt es unter all den Provinzfürsten nicht eine Frau? Dürfen sie im Vereinigten Königreich etwa keine politischen Ämter bekleiden?«
»Kannst du eigentlich noch an etwas anderes denken als an Frauen? Ich verstehe deine Obsession ja - schließlich bist du frischgebackener Besitzer eines Harems. Und teilweise hast du sogar Recht. Überall in den Provinzen regieren Männer, und auch am Königshof sind Frauen deutlich unterrepräsentiert. Aber nichts und niemand verbietet es ihnen, solche Funktionen zu übernehmen. Sie wollen es allerdings nicht. Weißt du, so ein Amt verlangt, ständig in der Öffentlichkeit zu stehen. Kluge Frauen mögen das nicht, und Dummköpfe - ob männlichen oder weiblichen Geschlechts - sind in Führungspositionen nicht zu gebrauchen. Es hat allerdings ein paar Frauen gegeben, die sich in solche Bereiche vorgewagt und so manchen königlichen Empfang besucht haben. Weißt du, die Frauen von Echo sind viel radikaler als wir Männer. Sie wollen alles oder nichts. Du hast mich mal gefragt, warum in keinem Orden eine Frau das Amt des Großen Magisters bekleidet. Wenn eine Frau in einen Orden eintritt, hat sie kein Interesse an Nebensächlichkeiten wie dem ewigen Hickhack mit den lieben Kollegen. Und wenn sie eine politische Karriere einschlägt, ernennt man sie bald zur geheimen Ministerin.«
»Alles klar«, sagte ich lächelnd. »Dort, wo ich geboren wurde, glaubt man, Frauen seien nicht klug genug, um Karriere zu machen, und hier sind sie zu klug dafür. Beides läuft auf dasselbe hinaus.«
»Denk nicht voreilig, du hättest alles verstanden«, seufzte Juffin. »Es läuft ganz und gar nicht auf dasselbe hinaus, doch das merkt man nicht so schnell. Einmal hat mich Magister Nuflin Moni Mach nur deshalb zu sich gerufen, weil Lady Sotowa es so wollte. Er selbst hätte meine Anwesenheit höchstens als Haupt auf einem Silbertablett goutiert. Das ist nur ein Beispiel dafür, wie mächtig Frauen sein können.«
»Steht also hinter jedem bedeutenden Mann in diesem Lande eine Frau?«
»Beinahe, doch es gibt Ausnahmen. Ich zum Beispiel lebe allein, und das ist auch besser so. Aber jetzt Schluss mit dem Thema Frauen. Denk lieber darüber nach, was du deinen beiden Freundinnen sagst, um sie von ihren DVDs zu trennen. Wir sind
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