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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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Kleinen Geheimen Suchtrupps gebührt allerdings mir, denn ich dachte die ganze Zeit, Melifaro glaube als Einziger an die Legende von den Leeren Ländern.«
    »Vielleicht stimmt das sogar, denn er macht sich so oft über dich lustig, dass er manchmal nicht weiß, welche die echte Version deiner Biografie ist.«
    Ich wedelte mit der Linken, in deren Handfläche mein so genannter Wirklicher Name in unsichtbaren Buchstaben stand, vor Melamoris Nase herum. »Statt dieses Unsinns hier sollte ich besser den Hinweis mit mir herumtragen, die Menschen seien nicht unbedingt die, als die sie erscheinen. Und ich sollte mir diesen Hinweis jeden Morgen einprägen. Eines schönen Tages kann ich die Weisheit dieses Satzes dann vielleicht im Alltag anwenden. Das wird mich überwältigen.«
    »Was redest du da bloß? Wäre es wirklich so einfach, dich zu überwältigen, würden wir in einer glücklichen Welt leben«, sagte Melamori seufzend. »Außerdem berge ich für dich keine Überraschungen. Ich bin so, wie ich erscheine. Vielleicht ein bisschen dümmer und ängstlicher.«
    »Woher kommt diese Selbstkritik, Lady?«
    »Ich weiß es nicht. In letzter Zeit habe ich ein recht gespaltenes Verhältnis zu mir. Ich habe nicht mal die Kraft, an die Konsequenzen meiner Dummheit oder Schwäche zu denken.«
    »Bereust du etwa, nicht mit Alotho nach Arwaroch gegangen zu sein?«, fragte ich, denn mir war klar, woher der Wind wehte. »Tröste dich: Bald kannst du das wiedergutmachen, denn nächstes Jahr kommt Alotho frei.«
    »Sogar früher«, entgegnete Melamori finster. »Ich konnte Kamschi nämlich einreden, Alothos in zwei Reihen auf ihren Herrn wartende Untertanen würden das Stadtbild wunderbar beleben. Dieses Argument allein wäre zwar zu schwach gewesen, doch zum Glück weiß ich, dass der verbissene Karrierist Kamschi einen kleinen Verstoß gegen die Dienstordnung auf dem Kerbholz hat. Ja, Max, ich habe sogar einen städtischen Beamten erpresst, und ich bin froh darüber. Ich bin eine recht geschickte Intrigantin. Meine Familie aus dem Orden des Siebenzackigen Blattes kann stolz auf mich sein. Natürlich habe ich auch Alotho diese Nachricht zukommen lassen, und sie hat ihn sehr glücklich gemacht. Ohne mich würde es diesem schönen Mann nicht gerade gut gehen, und vom Grässlichen Mudlach träumt er jede Nacht. Ein Schiff mit seinen Soldaten ist bereits hierher unterwegs. Zu Frühlingsanfang, also in einem Monat, wird es Echo voraussichtlich erreichen. Was kann diesen groß gewachsenen Seeleuten schon geschehen?«, sagte Melamori mit so maliziösem wie angespanntem Lächeln.
    Ich wollte meinen Ohren nicht trauen. »Jetzt verstehe ich gar nicht mehr, warum du jeden Tag so finster dreinschaust.«
    Die ganze Zeit war ich fest davon überzeugt gewesen, die Trennung von Alotho habe Melamori in ihre Schwermut gestürzt. Nun aber zeigte sich, dass sie schon lange von dem bald bevorstehenden Wiedersehen wusste. Was war nur los mit ihr?
    Melamori schlug mit der Faust auf den Tisch, und ich beobachtete fasziniert, wie unsere Gläser zitterten.
    »Du meinst, du verstehst alles«, sagte sie wütend. Plötzlich änderte sich ihre Stimme, und sie fuhr traurig fort: »Nein, Max, du verstehst gar nichts. Verzeih, dass ich mich so habe gehen lassen. Mit Alotho und mir, das wird nicht klappen - genauso wenig wie damals mit dir. Ich werde wieder ein riesiges Durcheinander anrichten und mir irgendwann sagen, ich sollte mich mit dem zufriedengeben, was ich habe, statt nach etwas Besserem zu suchen. Meine Eltern wären sicher stolz, wenn sie erführen, wie großartig sie mich erzogen haben. Früher hielt ich mich für die tapferste, unabhängigste und tollste Frau weit und breit. Aber das denke ich nicht mehr. Das Gerede meiner Mutter und ihr Lieblingssatz Eine Lady darf sich nicht allein an unbekannten Orten aufhalten - all das hat für mich keine Bedeutung mehr, wenn ich ans Ausgehen denke. Aber ich habe diesen Satz ständig im Ohr, wenn ich überlege, alles hinzuwerfen und nach Arwaroch auszuwandern. Kaum stelle ich mir vor, am anderen Ende des Meeres das Schiff zu verlassen, höre ich den vertrauten Satz Eine Lady darf sich nicht allein an unbekannten Orten aufhalten.«
    »Das verstehe ich gut«, sagte ich und nickte mitfühlend. »Ich hätte sicher nicht den Mut, dorthin auszuwandern. Man muss ein Held sein, um all die pompösen Riten auszuhalten.«
    »Du hättest nicht den Mut?«, fragte Melamori erstaunt. »Du hast sogar die Welten gewechselt, um

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