Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Gebäudes, aber Lady Melamori sagte, solange keiner die Badelatschen von König Gurig stibitze, seien Diebstähle ein Fall für die Stadtpolizei. Dann brachte sie mich zu einer Kollegin dort. Ich weiß nicht mehr, wie sie heißt, aber sie war sehr auffällig«, meinte Ande und deutete mit beiden Händen eine ausladende Oberweite an.
Sofort war mir klar, dass er mit Lady Kekki Tuotli zu tun gehabt hatte.
»Das hat Melamori gut gemacht«, sagte ich. »Und was geschah dann?«
»Ich habe ihr alles erzählt, und sie hat versprochen, dem Diebstahl nachzugehen, aber bisher hat sich offenbar nichts ergeben«, meinte Ande betrübt. »Weißt du, Max, ich glaube, die Polizei bemüht sich gar nicht richtig. Wer sollte sich auch für einen alten Koffer mit den Sachen meines Großvaters interessieren?«
»Warte«, unterbrach ich ihn. »Soll das heißen, man hat dir einen alten Koffer gestohlen? Sir Kofa hat erzählt, unter den großstädtischen Dieben gebe es immer ein paar Verrückte, und ich habe das nie glauben wollen. Was war denn im Koffer? Alte Klamotten von deinem Großvater?«
»Du bist wirklich gut informiert«, sagte Ande frappiert.
»Das sollte ein Scherz sein. Hatte ich etwa Recht?«
»Du hast genau ins Schwarze getroffen! Im Koffer war alte Kleidung meines Großvaters. Vielleicht auch noch einige andere Sachen. Das weiß ich nicht mehr genau. Der Koffer stand im Keller meines Hauses in der Straße der Spitzdächer. Vor meiner Aufnahmeprüfung für die Hochschule habe ich zum letzten Mal in diesem Koffer gewühlt und weiß längst nicht mehr, was er enthielt.«
»Und wie hast du den Diebstahl bemerkt?«, fragte ich, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass ein Traumtänzer wie er wusste, was wo in seinem Keller stand.
»Ich habe ihn nicht bemerkt. Du weißt doch, dass ich die Hälfte meines Hauses an eine furchtbare Familie namens Pella vermietet habe. Ich war dazu gezwungen, als ich mal knapp bei Kasse war. Wir verstehen uns nicht besonders, und ich fühle mich zu Hause eher als Gast. Diese Plebejer machen unglaublich viel Lärm und sind ständig am Kochen, Braten und Backen.«
»Das ist ja ein Alptraum«, sagte Techi mitfühlend. In ihr hatte Ande eine Seelenverwandte, denn sie ertrug Küchendünste so schlecht, dass es in ihrem Wirtshaus nichts zu essen gab. Das Armstrong und Ella war das einzige Lokal von Echo, in dem nur Kamra und alkoholische Getränke serviert wurden. Immer wieder kamen Gäste hereingeschneit, die nicht glauben wollten, ein Lokal könne sich ohne Küche über Wasser halten.
»Ihr habt ja keine Ahnung - es ist so nett, zu zweit zu kochen«, sagte ich verträumt.
Techi und Ande schauten mich an, als wäre ich ihr größter Feind, und der Journalist setzte seine Erzählung fort.
»Vor acht Tagen haben die Kinder meiner Mieter im Keller gespielt. Sie haben schrecklich viele Kinder - ich habe längst die Übersicht verloren. Und all diese Kinder spielen die ganze Zeit und schreien dabei wie am Spieß«, stöhnte Ande mit wahrer Leidensmiene. »Die Magister mögen wissen, was sie gespielt haben, Verstecken vermutlich«, schimpfte er weiter. »Plötzlich sahen sie zwei unauffällig gekleidete Männer in den Keller kommen. Sie erschraken und beobachteten mucksmäuschenstill, wie die beiden den Koffer nahmen und wieder verschwanden.«
»Sie haben bestimmt die Dunkle Tür genommen«, meinte ich.
»Bestimmt. Leider bin ich erst nach Ende der Ordensepoche auf eine höhere Schule gekommen und weiß darum nicht, wovon du redest. Aber »dunkle Tür« klingt gut. Tatsache ist, dass die Männer den Koffer mitgenommen haben und ich mir nun den Kopf darüber zerbreche, welche Schätze sich darin befinden mögen«, sagte Ande, und seine Mandelaugen blickten verträumt.
»Jedenfalls sind Menschen, die die Dunkle Tür benutzen, selten allzu dumm«, gab ich seufzend zu bedenken. »Langsam beginnt mich dieser Diebstahl zu interessieren. Was erwartest du eigentlich von mir? Doch wohl nicht, dass ich all meine Verpflichtungen fahren lasse und die Täter suche? Außerdem ist Lady Kekki Tuotli eine kluge Polizistin, die selber weiß, was sie zu tun hat.«
»Ich würde mich freuen, wenn du ihr die Geschichte mit dem Koffer noch mal ins Gedächtnis rufen würdest«, sagte Ande betrübt. »Vielleicht hat sie sie schon vergessen. An ihrer Stelle würde ich auch nicht jedem als vermisst gemeldeten Koffer nachforschen. Vermutlich findet sie, ich sollte mich freuen, dass jemand meinen Keller aufgeräumt
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