Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
Monaten wurde er entlassen. Ich muss gestehen, dass ich ihn ganz vergessen hatte, aber im Wirtshaus habe ich ihn sofort erkannt. Er hat noch immer dieses schüchterne Lächeln, als wolle er nach der Uhrzeit fragen. Ich dachte gleich daran, dass Secha die Verwandten deines Freundes Ande Pu kennengelernt haben mochte, als er mit ihnen vor vielen fahren für den Orden des Grünen Mondes arbeitete. Sofort war mir klar, dass Secha etwas mit dem Diebstahl zu tun haben könnte. Er hatte mich beim Eintreten nicht erkannt, denn natürlich hatte ich mein Aussehen geändert. Als ich aber an seinen Tisch trat, zeigte ich ihm mein wahres Gesicht. Secha schrak zusammen, doch ich blieb freundlich. Wenn du einen nicht gerade klugen Menschen zum Reden bringen willst, brauchst du ihm nur zu verstehen zu geben, er sei nicht der Beschuldigte, sondern bloß ein Zeuge. Dann wird er sich vor Erleichterung sicher schnell verplappern. Das ist eines meiner Berufsgeheimnisse - und soeben habe ich es euch kostenlos verraten.«
»Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum, Kofa«, bemerkte Melifaro lächelnd. »Dieses Berufsgeheimnis habe ich von dir nun zum 666. Mal erfahren.«
»Vielleicht solltest du meine Ratschläge nicht zählen, sondern befolgen.«
»Schön und gut, aber woher soll ich die beschränkten Menschen nehmen, auf die dein Ratschlag immer wieder zielt? Ich habe leider fast ausschließlich mit hochintelligenten Verbrechern zu tun.«
»Lass mich trotzdem weitererzählen«, sagte Melifaro und seufzte tief. »Ich habe Secha auf seinen alten Bekannten Soma Pu angesprochen. Er hat nur das Gesicht verzogen und getan, als könne er sich nicht an ihn erinnern. Das war ein Fehler, denn die Küche ist in jedem Orden der behaglichste Ort, und es ist ausgesprochen unglaubwürdig zu behaupten, man könne sich nicht an den Namen des Kochs erinnern. Dann sagte ich Secha, dieser Koch habe ein furchtbares Geheimnis. Natürlich hatte ich nicht vor, ihn direkt auf den Koffer anzusprechen. Also bat ich ihn,
mir über den Orden alles, woran er sich erinnern könne, zu erzählen. Ich versprach ihm sogar eine kleine Belohnung, natürlich rein hypothetisch. Prompt wusste Secha, worauf ich hinauswollte. Er erzählte mir viele Einzelheiten aus seiner Jugend und war so gut gelaunt, dass er uns Drachenfeuer bestellte, die Spezialität des Lokals. Plötzlich merkte ich, dass er sich in einen ungemein ramponierten Lochimantel gewickelt hatte. Das entsprach nicht dem Bild, das ich von ihm hatte, denn er stammte nicht nur aus recht wohlhabendem Hause, sondern seine Eltern hatten ihm auch jeden Diebstahl verziehen und ihn immer wieder in die Familie aufgenommen. Als ich ihn aber nach seiner finanziellen Lage fragen wollte, erklärte er plötzlich, er sitze im Durchzug, stand auf und ging zur Tür. Dann geschah etwas Unfassbares.«
»Ist dir etwa der Appetit vergangen?«, fragte Melifaro atemlos.
»Schlimmer noch - mir ist die Person abhandengekommen, die ich den ganzen Tag beobachtet hatte! Und das in einem geschlossenen Raum! Fragt sich nur, wie. Mein Magieanzeiger jedenfalls hat nicht ausgeschlagen.«
»Hat der Verdächtige etwa die Dunkle Tür genommen«, fragte ich interessiert.
»Eben nicht. Das hätte ich sofort bemerkt.«
»Moment mal«, sagte Melifaro. »Ich hab hier etwas nicht verstanden. Willst du ernstlich behaupten, Secha Modorok sei vor deinen Augen verschwunden?«
»Nicht ganz, denn für einen Moment hatte ich ihn nicht beobachten können. Das klingt sicher etwas seltsam, aber ein paar Sekunden lang war ich abgelenkt. Danach konnte ich mich wieder auf den Tisch konzentrieren, an dem der Mann eben noch gesessen hatte, und musste feststellen, dass er nun nicht mehr im Lokal war. Ich bin sofort auf die Straße gelaufen, aber er war nirgendwo zu sehen.«
»Soll ich mir deine Geschichte zu Ende anhören oder mich gleich auf die Suche nach dieser seltsamen Gestalt machen?«, fragte Melifaro kühl.
»Du brauchst ihn nicht zu suchen«, sagte Kofa seufzend. »Und gleich wirst du verstehen, warum. So was ist mir wirklich noch nie passiert. Ich war wütend auf mich, schwor mir aber, das Vereinigte Königreich so lange zu durchkämmen, bis ich den Mann gefunden hätte. Ich kehrte an meinen Tisch zurück, um mich auf die Suche nach Secha zu konzentrieren. Aber auch das half mir nicht. Also versuchte ich daran zu denken, welches Unheil er schon angerichtet hatte, und nach wenigen Minuten trugen meine Füße mich auf das Linke Ufer, genauer gesagt zur
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