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Das egoistische Gen

Titel: Das egoistische Gen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dawkins
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Kriterium für die Geschlechtszugehörigkeit beim Menschen. Bei den Fröschen beispielsweise hat keines der beiden Geschlechter einen Penis. Vielleicht haben dann die Wörter männlich und weiblich keine allgemeine Bedeutung? Es sind schließlich nur Wörter, und wenn wir feststellen, daß sie für die Beschreibung von Fröschen nicht brauchbar sind, so steht es uns völlig frei, auf sie zu verzichten. Wenn wir wollten, könnten wir die Frösche willkürlich in Geschlecht 1 und Geschlecht 2 einteilen. Es gibt jedoch ein grundlegendes Geschlechtsmerkmal, das dazu benutzt werden kann, bei allen Tieren und Pflanzen Männchen als Männchen und Weibchen als Weibchen zu klassifizieren. Und zwar sind die Geschlechtszellen oder „Gameten“ der männlichen Organismen viel kleiner und zahlreicher als die weiblichen Gameten. Dies gilt sowohl für Tiere als auch für Pflanzen. Die eine Gruppe von Lebewesen hat große Geschlechtszellen, und es ist zweckmäßig, sie als Weibchen zu bezeichnen. Die andere Gruppe, die man der Einfachheit halber Männchen nennt, hat kleine Geschlechtszellen. Der Unterschied ist bei Reptilien und Vögeln besonders ausgeprägt, bei denen eine einzige Eizelle groß und nährstoffhaltig genug ist, um einen sich entwickelnden Embryo mehrere Monate lang zu ernähren. Selbst die mikroskopisch kleinen Eizellen des Menschen sind immer noch viele Male größer als die Spermien. Wie wir sehen werden, lassen sich alle anderen Unterschiede zwischen den Geschlechtern aus diesem einen grundlegenden Unterschied ableiten.
    Bei bestimmten niederen Organismen, beispielsweise einigen Pilzen, gibt es keine männlichen und weiblichen Geschlechtszellen, obwohl eine Art geschlechtlicher Fortpflanzung stattfindet. Bei dem als Isogametie bezeichneten System lassen sich die Individuen nicht in zwei Geschlechter unterteilen. Jedes Individuum kann sich mit jedem paaren. Es gibt nicht zwei verschiedene Gametensorten – Samen- und Eizellen –, sondern alle Geschlechtszellen sind gleich und heißen Isogameten. Neue Lebewesen entstehen aus der Verschmelzung von zwei Isogameten, von denen jeder durch meiotische Teilung entstanden ist. Wenn wir drei Isogameten haben, A, B und C, so könnte A mit B oder C und B mit A oder C verschmelzen.
    Dies ist bei normaler geschlechtlicher Fortpflanzung niemals der Fall. Wenn A eine Samenzelle ist und sich mit B und C vereinigen kann, dann müssen B und C Eizellen sein, und B kann nicht mit C verschmelzen.
    Wenn zwei Isogameten sich vereinigen, tragen sie beide die gleiche Anzahl von Genen zu dem neuen Lebewesen bei und ebenso gleiche Mengen an Nahrungsreserven. Auch Spermien und Eizellen tragen die gleiche Genzahl bei, doch was die Nahrungsreserven betrifft, so ist der Beitrag der Eier sehr viel größer: Tatsächlich leisten die Samenzellen überhaupt keinen Beitrag und sind lediglich daran interessiert, ihre Gene so schnell wie möglich zu einem Ei zu transportieren. Zum Zeitpunkt der Befruchtung hat der Vater daher weniger als den auf ihn entfallenden Anteil (das heißt 50 Prozent) an Mitteln in die Nachkommenschaft investiert.
    Da jedes Spermium so winzig ist, kann ein männlicher Organismus es sich leisten, jeden Tag viele Millionen davon zu produzieren. Das bedeutet, daß er potentiell in der Lage ist, in einer kurzen Zeitspanne – mit verschiedenen Weibchen – eine sehr große Zahl von Kindern zu zeugen. Dies ist nur deshalb möglich, weil jeder neue Embryo von der jeweiligen Mutter mit ausreichend Nahrung versorgt wird. Der Kinderzahl, die ein Weibchen haben kann, ist daher eine Grenze gesetzt, während ein Männchen praktisch unbegrenzt viele Kinder zeugen kann.
    Damit beginnt die Ausbeutung des weiblichen Geschlechts. 2
    Parker und andere haben gezeigt, wie diese Asymmetrie sich aus einem ursprünglich isogamen Zustand entwickelt haben könnte. Zu der Zeit, als alle Geschlechtszellen austauschbar und ungefähr gleich groß waren, mag es einige gegeben haben, die rein zufällig geringfügig größer waren als die anderen. Ein großer Isogamet würde in gewisser Hinsicht einem Isogameten durchschnittlicher Größe gegenüber im Vorteil sein, denn er würde seinem Embryo dadurch, daß er ihn zu Beginn mit einer großen Nahrungsreserve ausstattet, einen guten Start sichern. Daher könnte es einen evolutiven Trend zu größeren Gameten gegeben haben. Die Sache hat jedoch einen Haken.
    Die Entwicklung von Gameten, die größer sind als unbedingt erforderlich, würde der egoistischen

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