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Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall

Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall

Titel: Das einzig glueckliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joao Paulo Cuenca
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zahlt ihnen die Getränke und eine Nacht in einer fensterlosen Escort-Bar wie dieser hier.
    Der Club befindet sich im vierten Stock eines Gebäudes aus den 1970er Jahren in einer der Hauptstraßen Kabukichōs, an der auch das Koma-Theater liegt, der wichtigste Treffpunkt für menschliche Schmeiß­­fliegen dieser Gegend, umgeben von amerikanischen Fast-Food-Restaurants, Spielhallen, Prostitutionsagenturen, Karaoke-Palästen, Pachinko und Sex-Shops, fetttriefenden Yakitori-Lokalen, hohlen, kahlen Bäumen, dürftig beleuchteten Bars, vierundzwanzig Stunden geöffneten Kramläden und in trüben Pfützen nach Müll stochernden Raben und Gassen, überfüllt von angetrunkenen Studenten, Geschäftsleuten mit losen Krawatten, Tagedieben jeglicher Art, Hostessen, glatzköpfigen Yakuza und wie Klippenasseln unter einem Ozean aus Neonlichtern verlorenen Ausländern, ununterbrochen belästigt von Drogen- und Frauenhändlern der unterschiedlichsten Ethnien.
    (Herr Languste Okuda setzt seit Jahrzehnten keinen Fuß mehr nach Kabukichō. Mein Vater sagt, es sei der heruntergekommenste und dreckigste Ort in ganz Japan – was er jedoch nicht sagt, ist, dass er nicht nach Kabukichō geht, weil er es nicht mehr nötig hat: Der Schmutz und die Verkommenheit, die er braucht, kommen zu ihm ins Haus über Satellit oder in der James-Bond-Tasche von Herrn Suguro Shibata, Professor der Vereinigung des Harmonischen Fugu von Tsukiji.)
    Hier zünden uns junge Damen die Zigaretten an, schenken Getränke nach, wischen uns mit Servietten den Mund ab, goutieren den Unsinn, den wir von uns geben, und verwickeln uns in dumme Gōkon-Gespräche, und wir starren ihnen auf ihre nackten Knie.
    Die Frau, die Misako nachfolgen sollte, ist keine von diesen Begleiterinnen.
    Wie eine, die es gewohnt ist, von Männern aller Art angestarrt zu werden, bewegt sich die Frau, die Misako nachfolgen sollte, ein Tablett balancierend, zwischen den Tischlämpchen hindurch. Ihre Silhouette umgibt eine silberne Aura, als hätte sich die Frau, die Misako nachfolgen sollte, lange schon von der Welt losgelöst. Die Frau, die Misako nachfolgen sollte, ist eine westliche Servierdame, und als ich sie sah, wusste ich sofort, dass sie ausersehen war, Misako nachzufolgen.
    Neben mir sitzt ein Mädchen aus Fukuoka, die Kiyomi heißt. Sie stellt sich als noch oberflächlicher und dümmer heraus als Misako. Kiyomi versucht mich zu unterhalten und plappert etwas von Sonderangeboten in Omotesandō, und sagt, dass sie fünfzigtausend Yen für ihre französische Handtasche bezahlt hat. Ich will überhaupt nicht wissen, was Kiyomi erzählt, ich kann ihr kaum ins Gesicht sehen.
    Kiyomi, die Männer aus Osaka, ihre dienstbeflissenen Damen und der vulgäre Club hören auf zu existieren, als die Frau, die Misako nachfolgen sollte, uns bedient und Gläser auf den Tisch stellt. Einem Impuls folgend, berühre ich mit den Fingerspitzen für einen Augenblick ihre Hand.
    Ich hatte noch nie zuvor eine Gaijin berührt. Iulana Romiszowska zu berühren ist, als berührte man ein fremdartiges Tier.

7
    „Etwas zu wollen und etwas wollen zu dürfen sind zwei völlig verschiedene Dinge“, denkt Iulana Romiszowska, als sie sich, ein Tablett mit einer Flasche Green Label Whisky, vier Gläsern und einem kleinen Eiskübel darauf balancierend, durch den Salon schlängelt.
    Zumindest wäre dies die Zusammenfassung ihrer unzusammenhängenden Gedanken in einem Satz, falls es gelänge, sie darauf zu reduzieren. Rasch würden wir aber begreifen, dass die lange, verschlungene Kette von Abschweifungen in den Gedanken Iulana Romiszowskas, anders als bei ihren Kolleginnen in der Bar, nichts mit dem Wunsch nach einer anderen Arbeit, einer größeren Wohnung oder teureren Kleidungsstücken als jenen, die ihren Körper bedecken, zu tun hat. Iulana Romiszowska hegt einen ganz besonderen Wunsch. Einen Wunsch, der offensichtlich nicht zu vermarkten ist.
    Niemand außer uns weiß, dass Iulana verliebt ist – oder zumindest annimmt, es zu sein: Sie ist keine große Kennerin ihrer eigenen Gefühle. Das, was sie für die Tänzerin Kazumi zu empfinden glaubt, liegt irgendwo zwischen der Bewunderung eines Nesthäkchens für die ältere Schwester und dem Wunsch, etwas ganz für sich allein zu besitzen. In den letzten Tagen hat sich dieser Wunsch in Iulana Romiszowskas Kopf folgendermaßen eingenistet: Eine Szene, die sich ihr immer wieder in Erinnerung ruft. Wobei Iulana rot wird und Wärme an einem ganz bestimmten Punkt in ihrem

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