Das Elbmonster (German Edition)
letzten Atemzug strengste Verschwiegenheit auferlegte, um Abels kriminelle Tat niemandem preiszugeben. Ansonsten fühlte er sich als Verräter, weil er Vertrauensbruch gegenüber seinem leiblichen Bruder begannen hätte, auch wenn dieser eine extrem schwere Schuld auf sich lud.
Schließlich dürfte es meine verehrten Leser bestimmt noch interessieren, wie es nach Peters Tod seinen intimsten Hinterbliebenen und namentlich Veronika erging.
Hierzu ist gar nicht viel zu berichten. Also vermag ich jetzt deren anschließende Laufbahn ohne Weiteres zu übermitteln, und zwar wie folgt:
Unsere grundanständige Freundin war vorerst in tiefer Betrübnis versunken, und ihres verstorbenen Mannes Ehebruch belastete sie zusätzlich.
Wer könnte es ihr auch verdenken, zumal er selbst den Tatbestand, einen außerehelichen Sohn zu haben, ihr gegenüber zeitlebens verheimlichte. Erst während der Abschiedsfeier erfuhr sie durch puren Zufall einen sichtbaren Teil der Wahrheit über seinen Seitensprung. Die Trauergäste waren allesamt vollkommen überrascht und seine Witwe absolut sprachlos, für kurze Zeit sogar ohnmächtig. Erinnern wir uns noch an die unsäglich makabre Szene?
Und selbstredend haben meine liebe Frau und ich sie danach gerne unterstützt, standen ihr hilfreich zur Seite, wann immer sie es wünschte.
So vergingen knapp zwei Jahre, bis sich eine völlig neue Situation für Veronika ergab.
Ihre jüngste Tochter erhielt nach langwieriger Spezialausbildung als Malerin in der hiesigen Porzellanmanufaktur eine interessante Tätigkeit im selben Unternehmen. Die beiden anderen Töchter und deren Familie hatten bereits Jahre zuvor eine feste Anstellung in München und Augsburg erworben, da sie in Sachsen nach ihrer betriebsbedingten Kündigung keine geeigneten Arbeitsstellen mehr fanden. Mit ihren frischen Wohnorten und Beschäftigungen waren sie augenscheinlich vollauf zufrieden, denn sie zeigten fortab keinerlei Interesse, möglicherweise irgendwann wieder in die einstige Heimat zurückzukehren.
Doch im August 2010 traf es auch das noch bei der Mutter verbliebene, unverheiratete Nesthäkchen. Im selben Monat reduzierte die Manufaktur abermals die Zahl ihrer Mitarbeiter, konkret auf 604, nachdem sie bereits von 1990 bis 2009 infolge der sozialen Wende und entsprechender Umstrukturierungen von 1800 auf 784 Personen vermindert wurde. Zu den Entlassenen gehörte auch die junge Künstlerin.
Bald darauf verließ sie zusammen mit ihrer Mutter, unserer fabelhaften Veronika, ebenfalls den vertrauten Geburtsort, denn sie verzogen beide nach Augsburg, wo sie in unmittelbarer Nähe ihrer engsten Verwandten eine passende Wohnung ausfindig machten, zumal sich die Tochter schon im Vorfeld eine neue Arbeitsstelle bei den überaus tüchtigen Schwaben sichern konnte. Seither vernehmen wir ausnahmslos nur lobende Worte, als wären sie im Chor von einer Glücksgöttin begleitet, die ihnen fortlaufend Freude und Zufriedenheit beschert.
Und wahrhaftig, auch die einst betrogene Witwe blüht nunmehr zusehends auf, denn sie ist wiederholt durch Fortunas Gunst fürstlich bedacht worden. Ja, inzwischen hat sie sich mit einem besonders liebenwerten Mann zusammengetan, wie es uns bereits mehrfach mit deutlich vernehmbarer Wonnetrunkenheit übermittelt wurde. Was will man mehr? Wir gönnen es ihr aus tiefstem Herzen, denn uns stimmt ihre jüngste Schicksalsfügung nicht minder hoffnungsvoll.
Indessen will ich nicht verhehlen, dass sich hinter der ganzen Angelegenheit auch ein Wehrmutstropfen verbirgt. Wie sehr wir uns über die verheißungsvolle Entwicklung auch immer freuen mögen, den unmittelbaren Kontakt zu unseren langjährigen Weggefährten vermissen wir spürbar. Das wird sich aller Voraussicht nach auch künftig kaum nennenswert ändern, weil die räumliche Entfernung entschieden zu groß ist.
Aber so ist nun einmal das Leben. Es hat letztlich alles seine ureigene Zeit. Manchmal muss man sich mit den neuen Gegebenheiten notgedrungen abfinden, selbst dann, wenn es einem bisweilen ausgesprochen schwerfällt.
Allerdings belastet uns die nahezu unglaubliche Laufbahn Abels und seiner wunderbaren Frau um ein Vielfaches stärker und nachhaltiger als der soeben geschilderte Umstand. Das wird gewiss niemanden verwundern, denn es handelt sich bekanntlich um eine völlig andere Sachlage. Ulrike ist ja bereits seit Jahren tot, in ihrem Gartenhäuschen heimtückisch ermordet worden, und mein bester Freund wird pausenlos
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