Das Elbmonster (German Edition)
werden. Das widerfuhr auch dem britischen Professor Rupert Sheldrake nach der Veröffentlichung seines Buches „Der siebte Sinn des Menschen“. Damit setzte ein namhafter Biologe, Biochemiker und Philosoph der Cambrigte-Universität sein internationales Ansehen aufs Spiel.
Kurzum, das Thema ist dermaßen vielschichtig und kompliziert, dass ich mir als purer Laie nicht erlaube, es hier detaillierter zu beleuchten.
Jedenfalls schilderte mir Abel während des erwähnten Treffens, er hätte durch seine Suggestivkraft einige Männer gezielt ins Jenseits befördert, die ihm auf irgendeine Weise furchtbares Leid zufügten. Dabei wäre es ihm auch meist ein drängendes Bedürfnis gewesen, ihnen ein oder zwei seiner kleinen Bumerange nachzuschleudern und diese mit echter Genugtuung wieder aufzufangen. Eine andere Bewandtnis hätte es damit nicht gehabt.
Die Kette seiner bewussten Hinrichtungen erstrecke sich vom 16. August 2000 bis zur frühen Abendstunde des Vortages, als er vom Aussichtsturm unserer Frauenkirche den dreizehnten Bösewicht zur Strecke brachte. Wirklich aktiv sei er diesbezüglich erst nach dem grauenvollen Tod seiner wunderbaren Frau. Die herbe Geschichte mit dem Jauchenschöpfer in Kaisitz wäre eher zufällig passiert. Daher zähle er sie auch nicht zur Serie, obwohl ihm natürlich klar sei, dass nach deutschem Recht Derartiges niemals verjährt. Weil er jedoch mit dem jüngsten Fall sein „Prinzip der heiligen Zwölf“ (das göttliche Gleichgewicht) eindeutig überschritten habe und dabei auch noch von einer Überwachungskamera gefilmt wurde, gereiche ihm nun das Ganze sicher bald selbst zum Verhängnis, falls er nicht schleunigst das Weite suche. Gleichwohl müsse er mich noch unbedingt über einige Details ausgiebig informieren, denn er verbinde damit eine bestimmte Absicht.
Mit einem Schlag befand ich mich nahezu greifbar Anonymus gegenüber. Wie aus dem Nichts kommend, stand er auf einmal da, und ich schaute ihm vollkommen fassungslos ins Gesicht. Mir war, als hätte mich nachgerade aus heiterem Himmel ein Blitz getroffen, der mich regelrecht erstarren ließ. Was ich früher bestenfalls nebulös ahnte, wurde unversehens zur bitteren Gewissheit.
Jetzt frage mich bitte niemand, wie mir fortan zumute war und erst recht nicht danach, ob ich denn noch Genaueres über den konkreten Hergang von Abels überaus verwerflicher Selbstjustiz wüsste und wie letztlich seine höllische Begabung zu erklären sei. Ich bin nämlich leider nach wie vor außerstande, eine plausible Antwort darauf zu geben, so mannigfach ich mich auch schon darum bemüht habe. Vielleicht findet jemand aus meinem künftigen Publikum eine überzeugende Begründung. Gut wäre es allemal!
Jedenfalls beauftragte mich der immer noch undurchsichtige Abel in urplötzlich verwandelter Gestalt des noch viel mehr geheimnisumwitterten Anonymus während des erwähnten Treffens mit dieser Erzählung. Und als ich ihm prüfend in die Augen sah, war mir sofort klar, ich konnte mich der Sache nicht entziehen. Da half weder Bitten noch Flehen. Ich musste es tun.
Sonach ist ihm auch die hier vorliegende Fassung des „Elbmonsters“ zu verdanken, denn allein auf sein Geheiß vom zweiten Juni 2011 sah ich mich genötigt, das vermeintliche Ungeheuer näher ins Blickfeld zu rücken und den ebenso streng vorgegebenen Termin unbedingt einzuhalten. Freilich habe ich dabei sowohl meine einstige „Offenbarung“ als auch „Abels Orakel“ zurate gezogen.
Und sicherlich haben wir längt richtig vermutet, dass es kein grässliches Tier war, welches in jenen Tagen, als hier in Meißen die Jahrhundertflut tobte (August 2002), einen Mann vom Fußgängerweg der Eisenbahnbrücke herunterriss und verschlang, sondern unser überaus rätselhafter Anonymus, der ihn kraft seiner mysteriösen Veranlagung in die Tiefe und sonach ins Jenseits beförderte. Es war eines der vielen Opfer, deren Namen auf einer Liste standen, welche er infolge besonders stark empfundenen Unrechts für seinen geplanten Rachefeldszug gegen die Übeltäter einst angefertigt hatte.
Demzufolge ist uns auch klar, was Peter während der letzten Stunde seines irdischen Aufenthaltes mit dem Verweis auf Abel und das Elbmonster noch unbedingt loswerden wollte, um sein Herz zu erleichtern, bevor er sich notgedrungen in die Gefilde der Seligen begab. Es bleibt ohnehin erstaunlich, wie lange er eine derart verfängliche Last ertragen konnte, indem er sich fast bis zum
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