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Das Elbmonster (German Edition)

Das Elbmonster (German Edition)

Titel: Das Elbmonster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerner, Károly
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über alle Kontinente gejagt, damit ihm wegen seiner unleugbar strafbaren Handlungen endlich die gerechte Strafe widerfährt.
    Beide fehlen uns sehr, und wir denken fast schon zwanghaft oftmals sie. Dabei überkommen uns stets bittere Wehmut und peinigende Ratlosigkeit.
     
     
    So, nun habe ich wohl die mir auferlegten Pflichten weisungsgemäß erfüllt, und ich gestehe:
    Obwohl ich mittlerweile eigens wegen dieser sozialkritischen Kriminalerzählung mit ihren vielen Seitenschlaufen fast schon auf dem Zahnfleisch krieche, fühle ich mich endlich als Sieger, weil ich den als Bösewicht überführten Anonymus diesmal um keinerlei Zugeständnisse mehr bitten musste. Die hätte er mir sowieso nicht bewilligt, was ich derweil für absolut sicher halte.
    Aber wie lange währt mein persönlicher Triumph? Mehrere Wochen, Monate gar oder gegebenenfalls noch viel länger? Wer kennt eine verbindliche Antwort? Bis auf Weiteres sicher niemand. Also muss ich abermals mit dieser Ungewissheit leben, und wir sollten es vorläufig dabei belassen!
     
     
     
     
     

Epilog
     
     
    Hier versiegt zugleich die Quelle der vertraulichen Offenbarung meines langjährigen Freundes Abel, weil er uns aus triftigem Grunde vor nunmehr knapp zwei Jahren fluchtartig verließ und ich seitdem bloß eine kurzzeitige und obendrein auch nur indirekte Verbindung zu ihm hatte, da sie über Anonymus vermittelt wurde. Folglich wären weitere Darlegungen Dichtung statt Wahrheit. Die verehrten Leser haben indes Anspruch auf eine wirklichkeitsnahe Information (obzwar ich bei alledem einräume, dass ein gewisser Schalk mir vereinzelt frohgemut im Nacken saß und ich auch niemals beabsichtigte, ihn gänzlich zu verbannen).
     
    Möge dennoch diese Abhandlung sämtliche Interessenten hinreichend aufklären und namentlich die Meißner unter ihnen für immer (?) vom Fluch und Schrecken des vermeintlichen Mysteriums befreien!
     
    Somit betrachte ich jene verheißungsvolle Zusicherung als eingelöst, die ich am zweiten Juni 2011 (Christi Himmelfahrt) meinem einstigen Weggefährten beziehungsweise seinem ärgsten Widersacher bangen Herzens gegeben habe.
     
    Abschließend sei mir noch eine Prophezeiung erlaubt, die eventuell manchen Leser etwas kühn anmutet:
    Es ist bekannt, dass beispielsweise Stokers Titelheld Dracula oder erst recht Goethes Faustpartner Mephisto als literarische Gestalten weltweite Faszination auslösten, obgleich sie weiß Gott keine Menschenfreunde waren. Abel Kager hingegen ist eine nahezu reale, überdies äußerst widersprüchliche Person, eine Art Musterfall des Guten und Bösen in einem, die augenscheinliche Verkörperung unserer Wesenszüge. Dem Charakter nach werden die meisten von uns ihm sehr ähneln, freilich ohne das vorbehaltlos wahrhaben oder gar preisgeben zu wollen.
     
    Vielleicht sind unsere geheimen Wünsche und Hoffnungen auch nicht so ausgeprägt wie bei ihm, aber in unserem tiefsten Innern wenigstens keimhaft vorhanden, denn sie enthalten urwüchsige Sehnsüchte der Erdenbürger. Ob und inwiefern sie überhaupt zutage treten und sich danach im bestimmten Maße entwickeln, hängt ganz von den jeweiligen Umständen ab.
    Indem bei Abel Kager letztlich auch die dunklen Abgründe seines zwiespältigen Gewissens Oberhand gewannen (womöglich in Gestalt des Anonymus?), machte er sich strafbar, zumal es dagegen natürlich soziale Schranken geben muss, um Leben zu schützen.
     
    Allerdings konnten seine Vergehen bislang nicht geahndet werden, weil er sich durch taktische Raffinesse in fast letzter Minute noch davonstahl und dadurch einem gerechten Urteil vorerst geschickt entzog. Nachdem ihm offenbar kein anderer Ausweg mehr blieb, flüchtete er nicht etwa Hals über Kopf ins Ausland, sondern nach einem von ihm längst präzise ausgeklügelten Plan, getreu dem bewährten Motto: Lieber in der Fremde ein Unbekannter als zu Hause ein Gefangener.
     
    Dessen ungeachtet ist es keineswegs abwegig zu prophezeien, dass er dereinst nicht nur in seiner geliebten Heimatstadt Meißen, sondern weit über unsere Landesgrenzen hinaus große Aufmerksamkeit und teilweise sogar aufrichtige Bewunderung erfahren wird.
    Echte Nachahmer seiner verhängnisvollen Taten dürften jedoch bei uns auf absehbare Zeit kaum zu befürchten sein, weil die dafür erforderlichen Fähigkeiten bisher in Europa und meines Wissens selbst weltumspannend einmalig sind. Darum erscheinen uns ja auch die betreffenden Vorkommnisse als verstandesmäßig schier unfassbare

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