Das Elbmonster (German Edition)
hütete man sich streng davor, ihnen die für sie zweifellos unangenehme Nachricht zu übermitteln. Also vernahmen sie bis auf Weiteres nichts von der vermeintlichen Gotteslästerung ihres Filius.
Demgegenüber beflügelte das spektakuläre Geschehen sämtliche Bewohner der Siedlung, zählten doch sowohl die Pädagogin als auch der Pfarrer bei Jung und Alt zu den angesehensten und am meisten verehrten Persönlichkeiten der Ortschaft. Ebendarum hielten sie fortan gütlich ihre schützenden Hände über die junge Familie. Nicht einer der Bodenständigen sollte die faszinierende Harmonie des edlen Bundes jemals beeinträchtigen oder gar bewusst schädigen. Dieses hehre Versprechen krönten die Ansässigen einvernehmlich mit einem feierlichen Gelöbnis.
Aber da waren noch dunkle Mächte im Spiel, vornweg Luzifer. Selbstredend rieb sich der Höllenfürst infolge der zwar allseits beglückenden, jedoch unschicklichen Niederkunft genüsslich die Hände, denn er witterte einen besonders leckeren Braten. Ihm war geläufig, dass den Liebenden der kirchliche Segen andauernd versagt blieb. Sonach gewahr er eine durchaus reelle Chance, sich bei passender Gelegenheit ihres Sprösslings zu bemächtigen und dessen Schicksal zweckgerichtet zu beeinflussen. Dabei könne er sich als Geist der Finsternis viel Zeit lassen. Auch wenn Jahrzehnte vergingen, wäre es für ihn überhaupt kein Problem, denn sein Vorhaben werde ihm bestimmt niemand mehr streitig machen, auch wenn es sich manchen Sachkundigen als noch so verwegen und eigennützig darböte. Nicht einmal der himmlische Vater würde ihn daran hindern, sein Ziel zu erreichen, weil der besagte Bastard auch für den Heilsbringer als ein mit Fluch beladenes Wesen gälte.
Andererseits wäre zu erwägen, sorgte sich der Beelzebub jählings ein wenig verunsichert, dass der Erbarmer den Sterblichen schließlich alles verzeihen könne, solange sie fest an seiner Allmacht glauben.
Doch schon kurz darauf verwarf er rigoros sämtliche Einwände und sprach, um sich selbst nachhaltig anzustacheln, die folgenden Worte: „So ein Zinnober! Weg mit diesen unsinnigen Bedenken und hin zu meinem Plan mit Abel! Eine derart reizvolle Trophäe darf ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Ich muss und werde mir diese verheißungsvolle Beute aneignen, koste es, was es wolle! Dann mache ich die Nacht zum Tage, um mich ausgiebig zu sonnen, denn es wird mit Sicherheit ein grandioser Erfolg!“, frohlockte der Antichrist. „Am besten, ich würde dem Heranwachsenden schon im Knabenalter einen ordentlichen Denkzettel verpassen, damit der Jüngling wenigstens in dunklen Umrissen erahne, wer tatsächlich über ihn herrscht“, war des Gehörnten spontane Idee.
Möglicherweise werde er dem Spross zuerst die Eltern rauben und ihm später noch härtere Bewährungsproben aufbürden, grübelte der Widersacher des Herrn weiter. So könnte er den Burschen zum Beispiel mit einer äußerst mysteriösen Waffe ausstatten, über die bisher weltweit kein anderer Zweibeiner verfügt. Abel würde sich ihrer garantiert auch bedienen, beim ersten Mal als Halbwüchsiger wohl eher zufällig und dann, im Herbst seines Lebens, gewiss mit voller Absicht, um sich für mannigfach erlittene Schmähungen gnadenlos zu rächen.
„Doch sobald er dabei seine persönliche Gepflogenheit, die ‚heilige Zwölf’ tunlichst niemals zu überschreiten, auch nur einmal vernachlässigt und seine glühende Vergeltungssucht ein dreizehntes Todesopfer fordert, gerät er unabwendbar in jene Fänge, die man im abendländischen Kulturkreis als des ‚Teufels Dutzend’ oder ‚Zahl des Unheils’ bezeichnet. In diesem Falle wäre es um ihn geschehen, denn er befände sich vollends in meinem Reich“, johlte lautstark der Leibhaftige.
Dabei lockte ihn auch der Gedanke, Abel einst mit einem grauenhaften Monster in Verbindung zu bringen, das entlang des Elbstromes sein Unwesen treibt und besonders in der Wiege Sachsens für sensationelles Aufsehen sorgt, weil angeblich ein Mann in dessen Rachen verschwindet. Das Scheusal müsste eine von Experten bewusst vollzogene Kreuzung zweier riesenhafter Reptilien sein, welches sich unversehens deren Aufsicht entzieht, um danach landesweit Angst und Schrecken zu verbreiten.
„Okay, genau so muss es ablaufen! Damit hätte ich mein reizvolles Vorhaben mit dem außergewöhnlichen Sündenbock erfolgreich beendet. Ja, das ist ein überaus trächtiger Plan!“, schätzte der gewiefte Beelzebub seine typischen
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