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Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)

Titel: Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Schieferdecker
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    Endlich hatten sie ihr Ziel erreicht. Das Auto hielt vor dem letzten Haus in der Straße und Tante Lucie stieg behände aus, um das Tor zu öffnen.
    „Hier wären wir also!“, sagte Onkel Philipp. „Nochmals herzlich willkommen zuhause, Till!“
    „Danke!“, murmelte Till mit einem Kloß im Hals, der von Minute zu Minute größer wurde. Am liebsten hätte er geschrien, dass das hier keineswegs sein Zuhause sei.
    Lilly und Flora sprangen aus dem Wagen und halfen, sein Gepäck hineinzutragen. Sein Unbehagen schwand ein wenig, als er im Flur einen freundlichen Willkommensgruß in Form eines bunten Herbstblumenstraußes vorfand. Flora hatte dazu ein lustiges Bild gemalt, das unverwechselbar alle Mitglieder der Rudloff-Familie darstellte. Der Größe nach aufgestellt und einander an den Händen haltend begrüßten sie ein dünnes Figürchen mit Kapitänsmütze in seinem neuen Zuhause. Unter diesem Szenario war mit wackligen Großbuchstaben
    „WILLKOMMEN LIEBER TILL“
    geschrieben.
    Während Onkel Philipp half, Tills Sachen nach oben in Oskars Zimmer zu bringen, empfing Tante Lucie die wenigen Trauergäste, die zum Essen gekommen waren.
    „Na Till, wenn du willst, kannst du deine Sachen dort in den kleinen Schrank legen. Oskar hat ihn für dich frei geräumt. Alles kam so überraschend, da hatten wir noch keine Zeit, ein eigenes Zimmer für dich vorzubereiten. Aber Oskar und ich haben schon Pläne gemacht. Wir wollen dir Omas altes Nähzimmer ausbauen.“
    „Es tut mir leid, dass ihr meinetwegen solche Umstände habt“, antwortete Till mit belegter Stimme.
    „Ach Junge, rede keinen Unsinn! Das sind keine Umstände für uns, verstehst du? Wir sind alle froh, dass du jetzt bei uns wohnst. Mein Bruder würde an meiner Stelle nicht anders handeln! Du hättest mal sehen sollen, wie Tante Lucie mit der Dame vom Jugendamt gekämpft hat! Eine Löwin ist nichts dagegen!“
    „Vielen Dank dafür! Und die Frau im Waisenhaus, die war auch nicht von Pappe!“
    „Du sagst es!“
    Einen Augenblick lang schwiegen beide und Till schaute sich verlegen im Zimmer seines Cousins um. Im weitesten Sinne ähnelte es seinem eigenen daheim, nur war es vor Kurzem sehr ordentlich aufgeräumt worden. Er sah Poster von Caliban und Heaven Shall Burn an der Wand, ein Regal voller CDs und Bücher. In einer Ecke stand ein Schlagzeug und auf dem Boden ringsum lagen Noten. Die Abdrücke im Teppichbelag bestätigten, dass Oskars Bett erst kürzlich an die Seite gerückt worden war, damit Platz für Tills Liege frei wurde. Den Blickfang bildete der große, zweitürige Kleiderschrank aus Eichenholz, neben dem die kleine Anrichte stand, die nun vorübergehend Tills Habe beherbergen sollte.
    „Till“, unterbrach sein Onkel die unangenehme Stille, „wir haben lange überlegt, was wir sagen könnten, um dich in diesem schrecklichen Verlust zu trösten, aber ehrlich gesagt sind uns nicht die rechten Worte eingefallen. Wundere dich also nicht, wenn wir von uns aus nicht so viel dazu sagen. Wir alle sind der Meinung, dass Handeln jetzt wichtiger ist als Reden! Gemeinsam werden wir aus diesem Tal herausfinden und du könntest uns helfen, indem du uns ehrlich sagst, wenn dir etwas nicht gefällt oder du dich nicht wohlfühlst. Und nun komm, eine Weile musst du noch mit hinuntergehen. Du hast heute noch nichts Warmes gegessen und deine Tante Lucie hat einen Topf Gulasch gekocht, mit dem kannst du die halbe Stadt füttern. Und Semmelknödel! Lilly hat behauptet, du würdest sie gern essen.“
    „Das ist wahr! Nach so langer Zeit hat sie sich daran erinnert?“
    „Oh, ja! Unsere Lilly tut immer nur so, als wäre sie aus Eis. In Wahrheit ist sie warmherzig und aufmerksam. Also komm, wir wollen gehen. Nach dem Essen könnt ihr Kinder euch zurückziehen, wenn ihr wollt! Es war ein langer, schwerer Tag!“
    Er klopfte Till freundschaftlich auf die Schulter, so wie es sein Vater auch immer getan hatte und eine Welle des Vertrauens durchströmte den Jungen.
    Auf der Treppe kam ihnen Oskar entgegen. Der 18-Jährige hatte die Strecke vom Friedhof nach Hause mit dem Rad zurückgelegt und war folglich nass bis auf die Haut.
    „Beeil dich, Großer! Essen ist fertig!“
    Till fühlte sich mies, weil er offensichtlich Oskars Platz im Auto eingenommen hatte, aber der zwinkerte ihm im Vorübergehen verschwörerisch zu.
    Der restliche Tag ging an Till vorbei wie ein Traum. Er war so müde, dass seine Auffassungsgabe endgültig erschöpft war und er gleich nach

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