Das Elfenlicht von Arwarah (German Edition)
den Vollmond!“
„Das glaub ich nicht, nee, nee! Bei uns zuhause gibt es auch Geschichten über Wassergeister und Nixen und so, aber das ist nichts als Seemannsgarn!“
„Naja, jeder entscheidet selber, woran er glaubt oder nicht“, sagte Gertrude ein ganz klein wenig pikiert darüber, dass Till sich weigerte, ihr zu glauben, doch ihre gute Laune kehrte sofort zurück, als sie einen weiteren Einfall hatte. „Aber du, du bist eigentlich besonders geeignet mit ihnen Kontakt aufzunehmen. Du bist doch ein Sonntagskind, nicht wahr?“
„Ich weiß nicht genau, ich kann mich nicht so gut erinnern“, grinste Till übers ganze Gesicht und Gertrude bemerkte die positive Veränderung voll Freude. „Wenn wir ihn gut füttern und recht lieb haben, dann werden die schwarzen Ringe um seine Augen bald verschwinden“, dachte sie gutmütig.
„Na, dann finde es heraus. Du hast doch bestimmt auch so einen Computer!“
„Ja, wenn wir meine Sachen holen, bringe ich ihn mit!“
„Apropos Sachen … Die Suppe köchelt jetzt von allein! Wir räumen schnell auf, decken den Tisch und dann zeige ich dir, wo wir dein Zimmer einrichten werden! Hast du Lust?“
„Ja, klar!“, sagte Till ehrlich erfreut, denn er wollte nicht wirklich gern viel länger mit in Oskars Zimmer wohnen. Irgendwie war ihm das unangenehm und ungewohnt. Aber dann fiel ihm wieder ein, dass sein zukünftiges Zimmer ja eigentlich Oma Gertrudes Nähzimmer war und sie vielleicht traurig war, es herzugeben.
„Wird dir dein Nähzimmer denn nicht fehlen?“, fragte er besorgt.
„Ach, wo denkst du hin? Für die alte Nähmaschine ist Platz in der ehemaligen Futterküche. Dort ist es auch im Winter schön warm und wenn ich mal Sehnsucht nach dem Raum habe, dann komm ich zum Strümpfe stricken zu dir!“
„Ja, dagegen ist nichts einzuwenden!“
„So, nun decke ich den Tisch und du bist so gut, und holst den Pudding. Der müsste ja inzwischen kalt geworden sein.“
„Es hat aufgehört zu regnen!“, bemerkte Till, als er das Fenster öffnete.
„Das ist gut. Wollen doch hoffen, dass es noch einen schönen Altweibersommer gibt, dieses Jahr!“
Der Tisch war schnell gedeckt und die beiden gingen nach oben. Till, der immer gleich zwei Stufen auf einmal nahm, musste auf Oma Gertrude warten, die ein wenig außer Atem kam. Die beiden wendeten sich dem Teil des Hauses zu, den Till noch nicht besichtigt hatte. Der lange Flur lag über der alten Futterküche und einem Stück des ehemaligen Schweinestalles. Er hatte rechts und links je zwei Türen, von denen Till nur wusste, dass hinter der ersten das geräumige Bad und die Toilette waren. Die anderen drei Zimmer gehörten Oma Gertrude.
„Dies ist meine kleine Wohnstube. Manchmal will ich auch für mich sein, und dann ziehe ich mich hierhin zurück.“ Sie öffnete die Tür und Till blickte in ein behaglich eingerichtetes Zimmer. „Als mein Mann noch lebte, da hatten wir Oskars großes Zimmer für uns. Aber mir allein reicht das kleine. Es ist gemütlich hier.“
Till fand, dass das Zimmer die gleiche Liebenswürdigkeit ausstrahlte wie Oma Gertrude selbst. Viele Möbel waren nicht vorhanden, aber die brauchte sie ja auch nicht. Für Besucher hatte sie ein kleines Sofa mit einem Couchtisch davor. An der gegenüberliegenden Wand stand ein schönes altes Büfett, in dessen Glasteil Till hübsche Gläser und Sammeltassen entdeckte.
„Siehst du, das ist mein Lieblingsplatz!“, sagte sie und zeigte auf einen majestätischen Ohrensessel aus rotem Plüsch, der am Fenster stand. „Von dort kann ich fernsehen oder zum Fenster hinaus schauen! … Und ich habe das beste Licht zum Stricken oder Stopfen!“
Dass sie dieser Tätigkeit erst kürzlich nachgekommen war, bewies ein Wollkörbchen mit bunter Sockenwolle, in dem ein angefangener Strumpf lag. Damit die Maschen nicht von den Nadeln rutschten, hatte Gertrude sie hochkant in den Wollknäuel gesteckt.
„Jeder hier im Haus bekommt seine Strümpfe von mir“, sagte sie stolz. „Kinderfüße wachsen ständig und gute Strümpfe sind teuer! Auf diese Weise kann ich mich nützlich machen!“
Sie ging zum Wollkörbchen und holte ein paar dunkelblaue Strümpfe, die mit einem Band liebevoll zusammengebunden waren und reichte sie Till. „Die habe ich für dich gemacht. Ich hoffe, sie passen!“
„Danke sehr!“, sagte Till überrascht.
Für einen kurzen Moment standen die beiden stumm nebeneinander. „Hier, koste einen Keks! Du bist bestimmt schon hungrig“,
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