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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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Arbeitern hindurch auf ihn zuschob. Er sah die Treppe hinauf. Der Weg zum Ausgang war frei.
    »Weißte was«, sagte der Arbeiter. »Du darfst das Kätzchen reinwerfen, wo du doch neu bist und so. Ist das Lustigste, was man hier machen kann.«
    Pyrgus traf ihn voll auf den Mund. Der Mann stolperte rückwärts, eher verblüfft als verletzt, aber als er es nicht schaffte, das Gleichgewicht zu halten, stützte er sich mit einer Hand an der glühenden Ofenwand ab. »Aauuuu!«, heulte er auf.
    Pyrgus schob sich an ihm vorbei und packte den baumelnden Käfig. Für einen Moment bekam er ihn nicht ab, dann löste sich die Kette. Die Katzenmutter sah wachsam zu ihm auf, säugte aber weiter ihre Jungen. Pyrgus wirbelte herum und entdeckte einen stämmigen Wachmann zwischen sich und der Tür.
    »Denkste, Freundchen!«, sagte der Wachmann grinsend. Er machte sich breit, um Pyrgus den Weg abzuschneiden.
    Das Ziel war unmöglich zu verfehlen. Pyrgus trat dem Wachmann kräftig zwischen die Beine und setzte, als der sich krümmte, mit einem Bocksprung über ihn hinweg.
    Dann hetzte Pyrgus, den Käfig mit der Katze und den Jungen immer noch in der Hand, die Treppe hinauf und auf die Tür zu, auf der Ausgang stand.
     

Vier
     
    S ilas Brimstone schloss die Tür ab. Er hatte ein Grinsen auf dem runzeligen alten Gesicht und ein Buch in den verhutzelten alten Händen. Das Buch sah sogar noch älter aus als er, ein schwerer, verstaubter Pergamentwälzer. Brimstones krumme alte Finger strichen über das verwitterte Blattgold des eingelegten Titels: Das Buch Beleth .
    Das Buch Beleth! Er konnte sein Glück kaum fassen. Das Buch Beleth! Alles, was er je gewollt hatte, lag zwischen diesen beiden schweren Buchdeckeln. Alles.
    Er befand sich in seinem Dachzimmer, einem düsteren Kabuff mit niedriger Decke und wenigen Möbeln, das noch mehr von Ruß starrte als die Leimfabrik. Aber es gab dort alles, was er brauchte. O ja, es gab alles, was er brauchte. Brimstone kicherte vor sich hin und kratzte an dem Grind auf seiner Glatze. Alles, was er brauchte, um sich alles zu verschaffen, was er wollte.
    Brimstone trug das Buch zu dem einzigen, schmutzigen Fenster hinüber und schlug es dort auf. Auf der Titelseite war ein schweres schwarzes Siegel aus Windungen und Schlangenlinien, die wie das Gekritzel eines schwachsinnigen Kindes aussahen. Unter das Siegel hatte ein längst toter Schreiber sechs schlichte Worte gesetzt:
     
    Beleth ist der Schlüssel zur Hölle.
     
    »Ja«, kicherte Brimstone. »Ja! Ja! Ja!« Seine roten alten Augen glitzerten vor Freude.
    Alles, was er je gewollt hatte – und dann hatte er das Buch auch noch umsonst bekommen. Was für eine Dreingabe! Was für eine hinreißende Überraschung. Was für eine merkwürdige, unergründliche Wendung des Schicksals. Seit Jahren schon hatte er Das Buch Beleth gesucht und stets damit gerechnet, schließlich ein kleines Vermögen dafür hinblättern zu müssen. Doch als es dann zu ihm kam, da kam es so einfach – und ohne jegliche Kosten! Nun, jedenfalls ohne nennenswerte Kosten. Ein paar Münzen für den Gerichtsvollzieher, der die Witwe aus ihrer Wohnung geworfen und zum Ausgleich der Mietschuld ihre armseligen Besitztümer gepfändet hatte.
    Was für ein Spaß das gewesen war! Brimstone versuchte bei allen seinen Zwangsräumungen dabei zu sein. Er genoss das Betteln und Flehen der Mieter. Die Witwe in diesem Fall war genau wie alle anderen, nur ein wenig jünger und hübscher, was sein Vergnügen noch erhöhte. Ihr Gatte war erst drei Stunden zuvor gestorben. Gestolpert und in einen Bottich mit Leim gefallen, der ungeschickte Schwachkopf. Hatte eine ganze Tagesproduktion verdorben. Aber er hatte schon immer nur Ärger gemacht – einer von diesen weichherzigen Burschen, die das unentbehrliche Kätzchen nicht mitkochen wollten. Brimstone beeilte sich, es der Witwe mitzuteilen – er überbrachte schlechte Nachrichten gern selbst; dann fragte er die weinende Frau nach der Miete. Genau wie er es sich gedacht hatte, konnte sie nicht bezahlen, nun da ihr Mann tot war. Zwanzig Minuten später war der Gerichtsvollzieher da.
    Es war eine überaus unterhaltsame Zwangsräumung gewesen. Die Frau jammerte und schrie und kämpfte und heulte. Schließlich warf sie sich Brimstone sogar zu Füßen und flehte und bettelte und zerrte an seinem Hosenbein. Er schaffte es kaum, nicht laut loszugackern. Aber er bewahrte natürlich seine Würde. Hielt ihr seine eher mit Bedauern denn im Zorn vorgetragene

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