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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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versteckt und nach Hause geschmuggelt.« Sie redete offenbar von Chester, dem Wunderpferd. »Meinst du, Mama und Papa erlauben mir ein Pony? Ich meine, Platz haben wir ja. Also jedenfalls wenn wir die Laube abreißen würden. Vielleicht ist ehester ja zu verkaufen. Und wenn Papa Dr. Anderson das Feld abkaufen würde, dann hätten wir Weidefläche genug und ich könnte – «
    »Was haben sie dir erzählt?«, fragte Henry. Sie waren allein zu Hause, Mama war einkaufen und Papa war trotz der Tatsache, dass Samstag war, ins Büro gefahren. Beide hatten betont, dass sie erst nachmittags zurück sein würden. Henry hatte den Verdacht, dass es ein abgekartetes Spiel war: Die Kinder sollten Zeit haben, sich auszusprechen.
    »Na ja, richtig gefragt hab ich nicht wegen ehester«, sagte Aisling. »Ich meine, ich hab Andeutungen gemacht, aber – «
    »Ach komm, Aisling!«, sagte Henry müde. »Irgendwann müssen wir darüber reden.«
    »Müssen wir worüber reden?«, fragte Aisling.
    »Was zwischen Mama und Papa gerade los ist.«
    »Was ist denn zwischen Mama und Papa gerade los?«, fragte Aisling strahlend.
    Henry wäre ihr am liebsten an die Kehle gegangen. »Haben sie dir erzählt, dass Mama ein Verhältnis mit Papas Sekretärin hat?«, fragte er brutal.
    »Ach das«, sagte Aisling. »Das hat doch nichts zu bedeuten. Mama ist nicht lesbisch.«
    »Mama ist nicht lesbisch?«, wiederholte Henry.
    »Nein«, sagte Aisling herablassend. »Wie könnte sie? Außerdem hat sie mir das gestern Abend selber gesagt.«
    »Mama hat dir gesagt, sie hat ein Verhältnis mit Anaïs Ward, aber sie ist nicht lesbisch? Siehst du denn da nicht einen winzigen Widerspruch zwischen diesen beiden Behauptungen? «
    »Nein«, sagte Aisling. Sie sah sich geistesabwesend um, wie jemand, der einen Fluchtweg finden möchte. »Musst du nicht zu diesem alten Trottel Fogarty arbeiten gehen oder so?«
    Henry ging nicht darauf ein. »Haben sie dir gesagt, dass sie sich trennen werden? Dass Papa ausziehen wird und wir mit Mama hier wohnen bleiben sollen?«
    »Das hat sich bald«, erklärte Aisling zuversichtlich.
    »Was hat sich bald?«
    »Das mit dem Auseinanderziehen. Mama meint das nicht ernst – das sind bloß verfrühte Wechseljahre oder so. Sie hat ja schließlich keinen anderen Mann. Sie ist bloß in einem Alter, wo Frauen gern mal was ausprobieren. Du bist ein Junge – du verstehst das nicht. Das legt sich wieder, und dann kommt Papa zurück. Wer weiß, vielleicht trennen sie sich nicht mal. Sie haben beide gesagt, dass es Ewigkeiten dauern kann, bis Papa eine Wohnung gefunden hat. Bis dahin könnte Mama schon wieder mit Anaïs Schluss gemacht haben.«
    Für besonders helle hatte er seine Schwester noch nie gehalten, aber das war sogar für ihre Verhältnisse zu blöd. »Und du meinst, Papa wird… ihr einfach verzeihen?«
    »Was soll er ihr denn verzeihen? Ist doch kein anderer Mann.«
    Henry gab auf. Aislings Gerede ergab ja selten viel Sinn – heute ergab es überhaupt keinen. Aber schließlich musste jeder auf seine Art mit so etwas klarkommen. Aisling wollte offensichtlich gern glauben, dass alles in Ordnung war, dass sich nichts ändern würde. Oder wenn sich etwas änderte, dann jedenfalls nicht für lange. Anschließend konnte sie wieder zu den wichtigen Dingen im Leben zurückkehren, zum Beispiel dazu, Papa zum Kauf eines Ponys zu überreden. »Na schön«, sagte er.
    »Na schön was?«, fragte Aisling misstrauisch.
    »Na schön, dann passiert das alles eben gar nicht.« Er stand auf und schlüpfte in seine Jacke.
    »Wo gehst du hin?«
    »Zu diesem alten Trottel Fogarty, arbeiten«, sagte Henry.
    Aus irgendeinem Grunde machte sie das wütend. »Wenn du ein bisschen mehr zu Hause gewesen wärst, wäre es vielleicht nie so weit gekommen!«
    Er starrte sie an, einen Moment lang sprachlos. Sie kam gerade erst von einer Woche auf ihrem verdammten Reiterhof zurück, sie behandelte alle hier zu Hause so, als wäre sie ein Hotelgast, und dann erzählte sie ihm, er solle mehr zu Hause bleiben? Bevor er sich noch eine passende Entgegnung ausdenken konnte, etwas richtig Gemeines, sagte sie: »Was machst du bei diesem ekligen Fogarty überhaupt? Ich meine, ein alter Mann, der alleine lebt, ohne Frau. Was will der von einem Jungen, der ihn zwei-, dreimal die Woche besuchen kommt? Vielleicht ist es gar nicht Mama, die hier in dieser Familie andersrum ist, Henry. Hast du da schon mal drüber nachgedacht?«
    »Halt’s Maul!«, fuhr Henry sie an, packte sie

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