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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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sagen, dass es nichts mit dir oder Aisling zu tun hat, Henry«, sagte seine Mutter. »Ich meine, es betrifft euch natürlich, aber ich möchte, dass du weißt, dass ihr…« Sie schüttelte kurz den Kopf. »… na ja, dass ihr nicht schuld daran seid oder so.« Sie versuchte tatsächlich zu lächeln.
    Sie hatte ihre Psychoratgeber gelesen. Die Eltern lassen sich scheiden, und schon kommen die Kinder auf die Idee, sie wären irgendwie schuld daran. Jahre später heulen sie sich dann bei irgendeinem Therapeuten aus. Henry sagte: »Ich glaube nicht, dass irgendjemand schuld daran ist.« Und war selbst überrascht. Es klang viel erwachsener, als er sich fühlte.
    Seine Mutter blinzelte. »Ähm, nein. Nein, natürlich nicht. Ich wollte nur sichergehen, dass du…« Sie führte es nicht zu Ende.
    Der arme alte Papa wollte jetzt auch wieder seinen Senf dazugeben. Er war kein ernst zu nehmender Gegner für Mama, aber er war immerhin ein ziemlich wichtiger leitender Angestellter, also auch nicht gerade eine Memme. Er sagte: »Es ist so, Henry, eine solche Sache zieht Veränderungen nach sich. Das ist unausweichlich, ganz egal, wie man es gern hätte – «
    Henrys Mutter sagte leise: »Du warst damit einverstanden, dass ich das übernehme.«
    Mit einem leichten Anflug von Zorn sagte Henrys Vater: »Ich hab ihn doch nur ein bisschen beruhigen wollen – « Aber er beließ es dabei.
    Henrys Mutter sagte: »Dein Vater hat mir von eurem Gespräch heute Morgen erzählt, und wir haben die Sache durchgesprochen. Also eigentlich zu entscheiden versucht, wie wir damit umgehen sollen. Er ist – « Sie schaute beschämt und war ein bisschen grün um die Nase. »Er ist sehr verständnisvoll gewesen.« Sie senkte den Blick. »Was wahrscheinlich mehr ist, als ich verdient habe.« Nach einer Weile sah sie Henry an und redete ganz schnell: »Wir haben fast den ganzen Tag geredet, und uns ist klar, dass wir nicht die Einzigen sind, um die es hier geht. Da ist Aisling. Und da bist du. Ich habe Aisling zuerst erwähnt, weil sie jünger ist und wahrscheinlich weniger begreift. Du bist älter, also… Der Punkt ist jedenfalls, dass weder dein Vater noch ich einfach nur an uns selber denken können und daran, was wir wollen. Wir, ähm, müssen bedenken, was für Aisling und dich das Beste ist. Und für uns selbst, natürlich.«
    Henrys Gehirn setzte aus. Normalerweise konnte er drei Meilen gegen den Wind riechen, was seine Eltern vorhatten. Aber diesmal hatte er keine Ahnung, ob seine Mutter ihn auf ein Scheidungsverfahren oder ein Exekutionskommando vorzubereiten versuchte.
    »Was ich damit sagen will«, sagte seine Mutter. »Was ich damit sagen will, ist, dass wir uns das alles aus jedem Blickwinkel angesehen haben, und ich glaube, als Erstes sollte ich wohl sagen, dass wir uns nicht scheiden lassen werden. Wir denken, dass das euch beiden gegenüber nicht fair wäre.« Sie starrte Henry an und versuchte herauszubekommen, wie er darauf reagierte. Dann sagte sie: »Du brauchst dir also keine Sorgen zu machen – zunächst wird gar nichts weiter passieren. Es wird mehrere Wochen dauern, das alles zu organisieren, vielleicht einen Monat oder so. Und wir werden uns nicht total trennen. Wir werden ab und zu zusammen sein, als Familie, so dass die übrige Zeit mehr wie lange Ferien oder Auslandsaufenthalte oder so sein wird, weißt du.«
    »Wer kriegt das Haus?«, fragte Henry langsam.
    Henrys Mutter sah zu seinem Vater hinüber. Der sagte nichts. Sie fuhr fort: »Wir dachten, es wäre leichter für euch, wenn euer Vater auszieht.« Sie wartete, dass Henry eine Reaktion zeigte, und als er das nicht tat, sagte sie beinahe ungeduldig: »Es ist wirklich vernünftig. Dann kann er sich in der Nähe der Arbeit etwas suchen.« Sie lächelte gezwungen. »Du weißt ja, wie oft er im Büro übernachten muss – so wird er es leichter haben.«
    Henry starrte sie an. Sie war wirklich davon überzeugt.
    Seine Mutter sagte: »Das Haus liegt auch näher an der Schule.« Sie meinte ihre Schule, wo sie unterrichtete.
    »Wer kriegt die Kinder?«, fragte Henry.
    »Jetzt sag das doch nicht so!« Seine Mutter starrte ihn entsetzt an. »Es ist ja nicht so, als ob wir die Familie auseinander reißen würden.«
    »Wie soll ich es denn dann sagen?« Er fühlte sich ganz taub innen drin, als wäre ihm eigentlich alles egal. Er wollte einfach nur wissen, was jetzt auf sie zukommen würde.
    Seine Mutter seufzte. »Wir dachten, der Schnitt wäre weniger hart, wenn ihr beiden

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