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Das Elfenportal

Titel: Das Elfenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbie Brennan
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an den Armen und schüttelte sie. »Halt… bloß… dein… dum… mes…
    Maul!« Aber irgendwie wusste er tief im Inneren, dass sie eigentlich gar nicht mit ihm redete, gar nicht ihn meinte. Sie giftete nur herum, um ihre eigene Angst zu ersticken; sie suchte nur jemanden, dem sie die Schuld an all dem hier geben konnte.
    »Na los, raus mit der Sprache«, sagte sie. »Was machst du bei dem?«
    Der Gedanke, der ihm plötzlich kam – Elfen retten –, war dermaßen lachhaft, dass Henry beinahe schmunzelte. Mit einer Riesenanstrengung schaffte er es, ganz ruhig und vernünftig zu klingen. »Ich räume sein Haus auf, manchmal auch seinen Schuppen. Er lässt die Sachen ein bisschen schleifen. Ich glaube, er ist über achtzig.«
    Aber Aisling war nicht gerade auf Versöhnungskurs. »Das ist alles?«, bohrte sie. »Bloß aufräumen?«
    »Nein, eigentlich nicht. Nicht bloß aufräumen.«
    Absoluter Triumph gewann die Kontrolle über ihre Gesichtszüge. Sie stand da, sah ihn an und wartete.
    Zum Teufel, dachte Henry, sie wird es mir sowieso nicht glauben. Und es hatte etwas von ausgleichender Gerechtigkeit, ihr die Wahrheit zu sagen. Er legte den Kopf zur Seite, und diesmal schmunzelte er wirklich. »Eigentlich haben wir einen Elf gerettet. Einen kleinen Typen mit Flügeln, der Pyrgus heißt.« Und noch bevor sie ihre Fassung wiederfinden konnte, war er schon zur Tür hinaus.
    Als er sie hinter sich schloss, brach es wütend aus Aisling hervor: »Weißt du, was du bist? Du bist selbst ein verdammter schwuler Scheiß-Elf!«
     
    Vor Mr Fogartys Haus waren ein, zwei Meter armseliger Rasen, passend zu den ein, zwei Metern armseligem Rasen an der Rückseite. Das Gras sah grau aus, als wäre es leicht rußgeschwärzt. Der Rasen musste selten gemäht werden – der Boden war nährstoffarm und schlecht durchlüftet –, was Mr Fogarty sehr gelegen kam, weil er nicht gerne vor dem Haus gärtnerte, wo ihn jeder sehen konnte. Henry hatte ihm einmal angeboten, das Mähen zu übernehmen, aber Mr Fogarty war überzeugt, dass Henry zu jung war, um einen Rasenmäher zu bedienen. Das Verrückte daran war, dass der alte Knabe einen unglaublich leistungsstarken Mäher besaß, der viel zu groß war für das bisschen Rasen. Er stand gut geölt und mit einer Folie abgedeckt hinten im Schuppen.
    Henry drückte auf die Türklingel, dann klapperte er mit dem Klopfer. Manchmal dauerte es fünf Minuten, bis Mr Fogarty öffnete. Manchmal machte er auch überhaupt nicht auf, so dass Henry hintenherum gehen und ans Küchenfenster klopfen musste. Aber heute reagierte Mr Fogarty sofort.
    »Gehen Sie!«, rief er von innen. »Na los – schieben Sie ab!«
    Henry bückte sich und schob den Briefschlitz auf. »Ich bin’s, Mr Fogarty«, sagte er geduldig. Er richtete sich wieder auf und wartete.
    Einen Moment später öffnete sich die Tür einen Spalt. Fogartys gerötetes altes Auge lugte hinaus. »Bist du das, Henry?«
    »Ja, Mr Fogarty.«
    Fogarty machte die Tür ein Stück weiter auf und steckte den Kopf nach draußen. Er sah in beide Richtungen die Straße entlang, dann packte er Henry und zog ihn nach drinnen. »Wo zum Teufel hast du gesteckt?«, fauchte er und knallte die Tür zu. Dann setzte er zu Henrys Überraschung sein seltenes und etwas wölfisches Grinsen auf. »Da ist jemand, den du kennen lernen solltest. Komm schon, komm.«
    Henry folgte ihm ins Wohnzimmer. Es war, wie auch der Rest des Hauses, mit Pappkartons und Bücherstapeln angefüllt. Man musste aufpassen, wo man hintrat. Mr Fogarty war dazu übergegangen, die unteren Fensterscheiben mit Packpapier zu bekleben, damit seine Nachbarn nicht mehr hereinschauen konnten, und so war es ständig dunkel im Zimmer. Zuerst bemerkte Henry gar nicht, dass außer Mr Fogarty und ihm noch jemand im Raum war. Dann bewegte sich rechts von ihm etwas, und ein rothaariger Junge, ungefähr in seinem Alter, stemmte sich aus einem verschlissenen Sessel hoch. »Hallo, Henry«, sagte er.
    »Hallo…«, sagte Henry unsicher. »Kennen wir uns?« Der Junge hatte ein fröhliches, offenes Gesicht und trug eine merkwürdige Sorte Kleidung, die Henry vorher noch nie gesehen hatte. Die Sachen waren weit geschnitten und dunkel, ein bisschen wie die Armeesachen, die manche Jungs gern anzogen, aber Schnitt und Farbe waren anders.
    Der Junge streckte die Hand aus und grinste. »Pyrgus«, sagte er. »Ich bin Pyrgus Malvae.«
    Henry runzelte die Stirn und fragte sich, wer Pyrgus Malvae war. Dann traf es ihn wie ein Schlag.

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