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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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stand wie erstarrt, die Linien ihres Gesichtes traten im Scheinwerferlicht hart hervor. Ihr gespannter Kiefer zeigte deutlich die Muskelstränge.
    Sie faßte sich wieder etwas und öffnete zögernd den Mund. „Ja, Dr. Jensen?“ fragte sie undeutlich. „Was können wir dort? Nun können Sie auch ganz mit der Sprache herausrücken.“
    Er wollte gerade antworten, er habe nur vorgeschlagen, in allem Komfort zu essen, doch sie ließ ihn nicht zu Worte kommen. Eiskalte Wut schüttelte sie, als sie einen Schritt auf ihn zukam. Er hatte noch nie eine menschliche Stimme einen ganzen Satz zischen hören, doch sie schaffte es irgendwie, zischend zu sprechen.
    „Ich bin nicht diese Art von Frau, Doktor Jensen! Es gibt Grenzen, die auch ich nicht überschreiten werde! Wenn Sie so eine Frau wollen, warum nehmen Sie sich dann nicht eine von den Lizenznutten? Vielleicht gefällt Ihnen so etwas. Sie könnten dabei glänzen. Bei diesen Schlampen könnten Sie sich wie ein Held fühlen und müßten noch nicht einmal freundlich zu ihnen sein. O ja, ich glaube, das würde Ihnen sehr gefallen, Dr. Jensen.“
    „Hör auf!“ fuhr er sie an. Auch er begann langsam die Beherrschung zu verlieren, doch noch hatte er sein Temperament unter Kontrolle. „Na schön, ich habe einen Fehler gemacht. Trotzdem sollten wir daraus kein öffentliches Spektakel machen!“
    „Oh, nein – kein öffentliches Spektakel. Sie mögen lieber kleine, private Spektakel, nicht wahr? Sie lieben die private Abgeschiedenheit, aber öffentliche Szenen wollen Sie nicht! Ich habe schon genug von euch Marsianern gehört. Mort hat mir einiges über eure privaten Spektakel erzählt, über schamlose Kreaturen, die sogar im Beisein anderer die Kleider ablegen! Nehmen Sie sich doch eine Prostituierte! Sie wird ihnen wahrscheinlich ebenso schnell wie ich ein Kind schenken, aber vielleicht kommt es Ihnen darauf gar nicht an. Gehen Sie. Ihr Freund Pete kann Ihnen eine Adresse geben!“
    Er packte sie und erstickte ihr Schreien mit seinen Händen. Sie biß nach ihm, doch dann brach sie in Tränen aus.
    „Hör auf!“ sagte er. Sein eigener Zorn ließ ihn unbeherrscht werden, verdrängte seinen klaren Verstand. „Hör auf! Wenn es dir so verdammt leid tut, mich mitgenommen zu haben, dann war das schließlich nicht meine Schuld; du wolltest doch, daß ich mitkomme. Es hat wenig Sinn, nun über die Konsequenzen zu jammern. Und deine Chancen, schwanger zu werden, sind im Moment wesentlich geringer als die deiner verdammten Prostituierten. Hier, sieh dir das mal an!“
    Er entblößte seinen Hals und zeigte ihr den weißen Verband. Ihre Augen hatten weggesehen, als er seinen Nacken freigemacht hatte, doch nun schienen sie sich fast an dem weißen Fleck festzusaugen.
    „Das bietet Schutz für einen ganzen Monat. Wenn ich es auflege, bin ich steril“, erklärte er ihr.
    In diesem Moment erlosch die Flamme seines Zorns, er wurde sich bewußt, daß er auf der Erde war. Was er getan hatte, war ein Fehler gewesen. Er ließ sie los und versuchte verzweifelt, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen.
    Sie beugte sich zur Straße hinunter, und ihre Hand suchte nach einer Stelle, an der das Pflaster lose war. Mit einem Schwung ihres Armes erhob sie sich wieder und schleuderte einen Stein nach ihm. Er hatte noch niemals nackte Mordlust im Gesicht eines Menschen gesehen, schon gar nicht aus großer Nähe, doch nun sah er sie. Mit von der Verzweiflung verlangsamten Reflexen warf er sich zur Seite. Der Stein verfehlte sein Gesicht nur um Millimeter. Danach fiel er ihr in den Arm, und er benötigte beide Hände, um ihr den zweiten Stein zu entwinden.
    Sie ließ ihn los und stürzte direkt auf ihn zu, mit Zähnen und Nägeln. Dann ließ sie die Arme sinken und begann zu lachen, leise zuerst, dann tief in ihrer Kehle. Sie kämpfte dagegen an, doch die Hysterie übermannte sie endgültig, als sie die Menge sah, die sich inzwischen um sie herum versammelt hatte.
    Sie feuerten sie an, riefen ihr aufmunternde Worte zu, immer bemüht, sie noch mehr aufzuhetzen. Sie waren alle auf ihrer Seite, und sie wollten Blut sehen. Es gab nichts Besseres als einen guten Kampf zwischen einem Mann und seiner Frau, und ihren Rufen nach zu urteilen, schienen sie sie für ein streitendes Paar zu halten.
    Ellen holte Atem und schwang sich blindlings weg von Boyd. Die Menge teilte sich, um sie durchzulassen, schloß sich hinter ihr aber sofort wieder und wirkte bedrohlich.
    Es hatte keinen Zweck zu versuchen, ihr

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