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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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Stimmenansprache. Als er jedoch die geflüsterte Antwort vernahm, stellte er fest, daß man statt mit einer automatischen Relaisstation noch mit menschlichen Vermittlern arbeitete, was ihm unglaublich primitiv erschien. Angesichts einer derart hohen Bevölkerungszahl waren menschliche Arbeitskräfte offenbar im Überfluß vorhanden.
    Gordini legte mit leicht gerunzelter Stirn auf. „Ich habe gerade mit der Registratur gesprochen. Man hat eine Berechnung des Warenwertes vorgenommen, die der Mars auf Ihren Namen verschifft hat. Ich werde Ihnen dafür eine Empfangsbestätigung sowie Zahlungsbescheinigungen aushändigen. Man behauptet, die Waren seien nicht mehr als zweitausend Kilar wert gewesen, was ungefähr eintausend Ihrer altmodischen Dollars entspricht. Das reicht eben, daß Sie davon ein halbes Jahr leben können. Stimmt diese Summe?“
    „Schon möglich“, räumte Boyd ein. Aufgrund seiner langen Krankheit war seiner Großmutter wenig Geld verblieben. Nach ihrem Tod hatte er, während er auf seinen außerplanetarisqhen Einsatz wartete, den größten Teil davon, der noch in Geld umzuwandeln war, verbraucht. „Aber was soll’s. Ich nehme an, daß mein Lebensunterhalt als Austauschstudent von irdischer Seite übernommen wird. Jedenfalls war das bisher immer die Regel.“
    „Austauschstudent?“ Gordinis Miene zeigte offene Belustigung. „Haben Ihnen das etwa, mein lieber Boyd, die marsianischen Behörden erzählt? Hat man Sie allen Ernstes damit überredet fortzugehen?“
    Irgend etwas im Blick des Priesters veranlaßte Boyd, eine erste automatische Antwort zurückzuhalten. Er überlegte scharf: War dieser Begriff wirklich je benutzt worden? Zwar hatte sein Studienberater die Vergangenheit angeführt, in der Austauschstudenten zwischen verschiedenen Regierungen einen Beitrag zur Völkerverständigung leisteten, und er hatte auch die Möglichkeit hervorgehoben, auf einem anderen Planeten zu lernen, auf dem das Leben in vielfältigen Formen existierte, aber …
    „Es gibt keine Austauschstudenten mehr“, erklärte Gordini rundheraus. „Der Mars erlaubt heute unter keinen Umständen einem Erdenmenschen das Betreten seines Bodens. Dieser Brauch verschwand bereits vor mehr als hundert Jahren. Außerdem gibt es für Sie hier keine Möglichkeit eines Studiums – weil alle biologischen Studien heutzutage unter kirchlicher Aufsicht stattfinden. Sie würden ganz neu anfangen müssen, sonst würde keine Universität Sie aufnehmen.“ Er beugte sich über die Unterlagen, fischte ein Papier heraus und sah Boyd an. „Mein lieber Boyd, wie ich sehe, bin ich gezwungen, Ihre Vorstellungen von den feinen Verträgen auf dem Mars zu zerstören. Leider sehe ich keine Möglichkeit, es Ihnen zu erleichtern. Hier bitte.“
    Er reichte ihm das Papier hinüber, das vom Regierungspräsidenten des Mars unterzeichnet war. In kühlen juristischen Formulierungen informierte es die irdischen Behörden, daß Boyd Allen Jensen in sein Abstammungsland ausgewiesen werde und daß ihm, zum Wohle der Zukunft des Mars, alle marsianischen Bürgerrechte entzogen worden seien.
    „Aber sie können doch nicht …“, begann er hitzig. Dann brach er ab, als er sich der Unsinnigkeit seiner Worte bewußt wurde. Sie hatten es einfach getan – ja, ihn sogar übertölpelt, indem sie ihn glauben machten, er gehe aus freiem Willen.

2
     
     
     
    Boyd saß wie vom Schlag getroffen, bemüht, die Vernichtung all seiner einfältigen Träume von der triumphalen Heimkehr zum Mars und endlichem Erlangen seines Doktortitels aufgrund seiner Erderfahrungen zu verarbeiten. Es würde keinen Triumph geben, keine Rückkehr.
    Er hörte Gordini erneut zum Telefon greifen und irgend etwas über das Mittagessen bereden, gefolgt von einem kurzen Gefühlsausbruch. Danach entspann sich ein langes Hin und Her über eine Darlehensverlängerung sowie über irgendein Geschäft, wobei ihm nicht ganz klar wurde, was ein Priester mit Geldgeschäften zu tun hatte. Letztlich verschaffte es Boyd Zeit, langsam den Schock zu verdauen und ihn in die Reihe anderer Enttäuschungen, die er bereits erfahren mußte, einzuordnen.
    Als er den Priester den Hörer auflegen hörte, wandte er sich ihm zu und sah ihn an. „Also gut, Vater Gordini, ich schätze, ich bin jetzt ein Verbannter ohne Heimat – mithin ein Bittsteller, der auf Ihre Barmherzigkeit angewiesen ist.“
    Ein Schatten von Bewunderung, gleich darauf von der verbindlichen Maske seelsorgerischen Wohlwollens verdeckt, erschien

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