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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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nervösen Unterton. „Doktor, Sie sind in Ordnung. Ich mag Sie. Sie sind ein ebenso guter Lügner wie ich, als ich sagte, ich hätte noch was von dem Zeug, wo ich doch alles verbrannt habe. Wir werden ein großartiges Team abgeben, Sie mit Ihrer Ausbildung und ich mit meinem Wissen um die Verhältnisse hier. Warten Sie nur ab, wir werden’s schaffen. Kommen Sie. Es wird allmählich Zeit, und sie werden ganz schön ungeduldig werden, wenn der Alte Abe nicht da ist und sie erlöst.“
    Es war dann allerdings doch noch nicht so spät, daß er Boyds Einladung zum Essen ausgeschlagen hätte. Boyd begegnete dem Mann noch immer mit gemischten Gefühlen. Trotz allem konnte er ihn nicht so verachten, wie sein erster Eindruck ihm hatte weismachen wollen. Morts Bemühungen, vollkommen schlecht zu sein, hatten schon fast etwas Pathetisches.
    Mort sah von seiner Mahlzeit auf. Einen kurzen Augenblick hatte er die Augen völlig offen. „Meine Schwester hat Sie immer gemocht, Boyd. Verdammt, ich wünschte, sie wäre hier. Sie war ein gutes Mädel. Wie ihre Mutter. Meine Alte war eine richtige Furie, aber ihre war eine Lady. Eine richtige Lady. O Hölle.“
    „Sie hätten Ellen verkauft, für einen Apfel und ein Ei“, sagte Boyd gehässig. Das war nicht fair – er hatte keine Beweise dafür; doch im Augenblick hatte er gerade nicht an sie gedacht, er haßte es, nun an sie erinnert zu werden.
    Mort nickte. „Ja. Vielleicht haben Sie recht. Aber nur, wenn ich sie an den Richtigen hätte verkaufen können. He, wie schmeckt Ihnen eigentlich diese Schüssel voll Algen? Sie hätten ihre Mutter kennenlernen sollen. Als ich noch jünger war …“
    Er grinste bei seinen Erinnerungen und begann, sein Essen hinunterzuschlingen. Boyd war froh, daß die Konversation dadurch beendet wurde.
    Ihr Ziel entpuppte sich als nichts anderes als ein riesiger Betonblock, der einem früheren Brand entronnen war und neben dem nun zwei baufällige Hütten standen. Doch Mort griff zielsicher nach einem Fleck hinter zwei Büschen. Er strengte sich kurz an, wonach ein paar Bretter zur Seite glitten und eine schmale Passage freigaben. Darunter lag ein Untergeschoß, das von einigen Kerzen erleuchtet wurde. Etwa ein halbes Dutzend Leute hatte sich bereits versammelt. Zwei schlampige Frauen in mittleren Jahren zogen ihre Kleider aus und rieben sich mit einer übelriechenden Salbe ein.
    „Sie müssen die Kleider beim ersten Besuch nicht ablegen“, flüsterte Mort. „Der Kodex der Lilith verlangt das erst, nachdem Sie beigetreten sind. Hier, reiben Sie sich damit ein, das ist guter Stoff, nicht das, was die dort benutzen.“
    Boyd betrachtete die Salbe argwöhnisch. Er führte zwar die entsprechenden Bewegungen aus, hütete sich aber, etwas davon mit seiner Haut in Berührung zu bringen. Was war das? Eine Art Stimulans? Jemand gab ihm ein dünnes Röhrchen und hielt ihm eine Kerze hin, um es anzuzünden. Das war wohl unvermeidlich, dachte er. Er sog einen Mundvoll des eklig schmeckenden Rauches ein und erinnerte sich, daß das Kraut normalerweise bei den ersten Versuchen noch nicht voll wirkte, wenn der Benutzer nicht schon von irgendwelchen Geschichten, die er gehört hatte, voreingenommen war.
    Innerhalb weniger Minuten kamen nun mehr Leute an, die durch verschiedene Eingänge eintraten. Die Luft wurde schlechter, was sowohl an dem Stoff lag, den sie verwendeten, als auch am Geruch ihrer ungewaschenen Körper. In dem trüben Licht konnte er sehen, daß die meisten schon über vierzig waren, nur wenige Ausnahmen konnte er erkennen. Eine alte Vettel assistierte Mort; wahrscheinlich hatte man sie ausgewählt, weil sie tatsächlich wie eine Hexe aussah. Mehrere Ratten waren in einen Käfig eingesperrt, eine besonders große lief frei herum, sie schien zahm zu sein. Schließlich wurden alle Kerzen bis auf eine einzige ausgeblasen. Gleichzeitig begannen Mort und die Vettel eine Art Invokation. Wahrscheinlich ergaben die Worte einen Sinn, doch Boyd konnte ihn nicht entdecken. Es klang wie eine Anhäufung sinnloser Silben. Boyd war überrascht, wie eindrucksvoll Mort sich geben konnte. Dann wurde ein Gesang angestimmt. Es war eine kindische Litanei des Trotzes gegenüber den Plagen und Mühen der Armen, vermischt mit einem heulenden Flehen nach dem Finsteren Herrn oder dem Alten Abe, sie zu befreien. Der Finstere Herr wurde offensichtlich vom Saturn erwartet, in einer fliegenden Untertasse, so groß wie die Welt.
    Irgendwann im Laufe der Zeremonie nahm Mort auf

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