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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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konnte einfach nicht. Aber er war freundlich und gab mir trotzdem zwei Kilars. Es war mir gleichgültig, was geschah. Ich – ich habe sogar versucht, ins Ausland zu entkommen. Ich dachte an Selbstmord. Ich wollte sündigen – furchtbar sündigen. Aber ich konnte es nicht. Ich konnte überhaupt nichts tun.“
    Sie breitete die Arme aus. „Ich kann noch nicht einmal zur Beichte gehen. Sie würden mich fangen, davor fürchte ich mich. Dabei habe ich so sehr gesündigt. Mit Ihnen bei dem Treffen. Das war eine Sünde, heute sehe ich es ein. Ich wußte, daß es falsch war, aber ich dachte, mit einem Priester dabei wäre es in Ordnung – fast wie eine Heirat. Damit hat alles angefangen. Ich habe versucht, Sie zu töten. Oh, ich war voller Mordlust …“
    „Du bist auch voller Worte, die du eigentlich gar nicht ernst meinst. Wenn es dir besser geht, dann wirst du mich wieder hassen, und es wird dir leid tun, was du gesagt hast.“ Boyd fand noch weitere Süßigkeiten und gab sie ihr. „Hier, iß das. Und dann wirst du zu Bett gehen.“
    Sie knabberte an der Nahrung. „Sie wollten alles von mir wissen“, erinnerte sie ihn. „Ich habe die Schwestern angelogen – das ist fast so schlimm, wie einen Priester anzulügen. Ich habe gestohlen. Ich habe versucht, eine unlizenzierte Prostituierte zu sein, mit einem verheirateten Mann, also war es versuchter Ehebruch. Und ich habe versucht, mich umzubringen. Das war, als ich herausfand, daß ich noch degenerierter war als Sie. Also gab es keinen Grund, nicht zu Ihnen zurückzukommen.“
    Sie stand auf und stieß den langen Mantel von ihren Füßen weg. Ihre Zehen schauten hervor, sie griff hinunter und nahm den Saum in die Hand, hob ihn höher über ihren Knöchel, bis hinauf zu ihrem Knie. Sie war noch immer zittrig, doch sie schaffte es, auf einem Bein stehen zu bleiben, während sie das andere ausstreckte, wie zum Inspizieren, als habe sie es noch nie zuvor gesehen. Boyd wandte ihr peinlich berührt den Rücken zu, und sie lachte.
    „Ich muß bestraft werden“, sagte sie. Ihre Stimme klang noch immer leise, doch die Worte sprudelten zu rasch aus ihr heraus. „Ich haßte Sie. Und nun sollten Sie mich hassen, das macht es einfach, mich zu bestrafen.“
    „Ich hasse dich nicht, verdammt!“ brüllte er. Er drehte sich um und schlug ihr den Mantelsaum aus der Hand, bis das Kleidungsstück sie wieder ganz bedeckte. „Es tut mir leid, daß es dir so schlecht ging, mehr nicht.“
    Wieder lachte sie. „Nein. Ich bin hierhergekommen, um bestraft zu werden.“
    Mit einer einzigen Bewegung öffnete sie den Reißverschluß ganz und ließ den Mantel zu Boden fallen; vollkommen nackt blieb sie vor ihm stehen. Dann zwang sie sich, sich zu entspannen. „Ich bin schmutzig. Wir beide sind schmutzig. Komm schon, nimm mich. Du wolltest mich doch in deinem Zimmer haben, hier bin ich. Also los, nimm mich, benutze mich, verdammt!“
    Er hob den Mantel auf und warf ihn um sie, doch sie rannte lachend davon. Er stellte fest, daß ein Mann eine Frau entweder halten oder anziehen kann – beides zusammen ist unmöglich.
    „Du hast gewonnen“, gab er schließlich zu. „Bleib, wo du bist. Ich gehe mit Pete, du kannst beide Zimmer für dich haben.“
    Er war schon zur Tür draußen, als sie ihn zurückrief. Ihr Lachen war erstorben, und sie schloß langsam wieder den Reißverschluß, als er eintrat.
    „Vielen Dank, Dr. Jensen“, sagte sie ruhig. „Sie sind sehr klug, nicht wahr? Ich dachte an alle Arten von Wegen, bestraft zu werden, aber ich war nie klug genug, daran zu denken, nach allem zurückgewiesen zu werden. Oder gefällt Ihnen Marian besser? Ich wette, die haben Sie nicht so erniedrigt.“
    „Sie hat auch keine Närrin aus sich gemacht!“
    Sie machte einen Knicks. „Nochmals vielen Dank, Dr. Jensen. Wo soll ich schlafen? Oder wollen Sie, daß ich gehe?“
    Er holte seine zweite Decke und schickte sich an, das Bett für sie zu machen, doch sie nahm sie ihm sofort aus der Hand. „Ich fühle mich bereits viel besser, Doktor“, versicherte sie ihm. Ihr Gesicht war noch immer gerötet, doch sie richtete das Bett viel besser, als er dies je gekonnt hätte, schließlich schlüpfte sie unter die Decke, den Mantel noch immer um sich geschlungen. „Er kratzt. Darf ich ihn jetzt ausziehen?“
    Es war eine denkbar ungünstige Zeit für Scham nach der vorhergegangenen Exhibition, dachte er. Doch er bemühte sich rasch, das wieder zu vergessen. Sie begann, unter der Decke den Mantel

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