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Das elfte Gebot

Das elfte Gebot

Titel: Das elfte Gebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lester del Rey
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weit über dem Erdgeschoß, als er endlich auf einen Mann traf, der ebenfalls die Treppe benutzte – es war ein alter Mann im Gewand eines Bischofs. Er hastete weiter hoch, um den anderen einzuholen.
    „Vater“, rief er leise. „Vater, Sie wollen doch sicher nicht Selbstmord begehen!“
    Das Wort hatte die erforderliche Schockwirkung. Der Mann blieb erschrocken stehen, bis Boyd ihm die Pistole entgegenhielt. „Ziehen Sie Ihre Kleider aus, Vater.“
    Langsam stieg die Röte in das alte Gesicht. Dann kehrten Ruhe und Entschlossenheit wieder darauf zurück. „Aber sicherlich nicht hier. Auf diesem Stockwerk ist ein Schrank. Ich gebe Ihnen mein Wort, dort werde ich keinen Widerstand leisten.“
    Es war ein kleiner Besenschrank, wo der Mann wahrscheinlich Stunden verbringen mußte, um seine Nacktheit zu verbergen, bevor er Hilfe von einem Vorbeigehenden erwarten durfte. Boyd wartete stumm, bis die Kleider herausgereicht wurden. Um die Last, die er damit zusätzlich seinen Sünden hinzufügte, kümmerte er sich nicht. Dann entkleidete er sich selbst hastig und vertauschte die Anzüge. Seine eigenen Kleider warf er in einen Müllschlucker.
    Er hatte tatsächlich Glück, erkannte er, während er weiter nach oben ging und das schwere goldene Kruzifix gegen seine Robe baumelte. Der Hut verbarg seinen Kopf gut genug, das Abzeichen auf dem Gewand wies den Bischof als Verwalter der Aufzeichnungen oder als Aufseher aus. Für Boyds Zwecke hätte es gar nicht besser sein können.
    Diese Robe sollte es ihm ermöglichen, in die Halle der Geheimnisse zu gelangen, wo sich seiner Ansicht nach die geheimen Aufzeichnungen der Kirche befinden mußten. Jede Gruppe wie die Herrschenden hier mußte viele Geheimnisse haben, deren Enthüllung sie unbedingt vermeiden wollte. Mit etwas Glück fand er etwas, das wichtig genug war, daß er damit Ellens Freiheit erzwingen konnte, wenn schon nicht seine eigene. Und im schlimmsten Fall befand er sich dann noch immer in großer Nähe zu den Mächtigen der Kirche. Früher oder später würden sie ihn erwischen, aber er konnte wenigstens ein paar von ihnen mit sich nehmen. Sein Leben war nicht vollkommen vergeblich gewesen, wenn er die Erde von einigen Leuten befreien konnte, die mitverantwortlich für die Situation des Planeten waren!

 
19
 
     
     
    Nach seinen Erinnerungen hatte er eine vage Vorstellung von der Lage der Halle der Aufzeichnungen, doch das half ihm nicht viel. Als er das oberste Stockwerk erreicht hatte, hatte er vollkommen die Orientierung verloren. Die Fenster zeigten, daß es draußen noch immer Nacht war, doch er erhielt nicht den geringsten Fingerzeig, in welcher Richtung was lag. Er schlich einige Korridore entlang, in denen er nur wenige Menschen sah, die ihm keinerlei Aufmerksamkeit schenkten.
    Eine Gruppe von Statuen vermittelte ihm schließlich eine Vorstellung davon, wo er sich befand. Er hatte sie schon einmal bei einem Besuch von Bonafortes Quartier gesehen. Nun identifizierte er die Richtung, aus der er gekommen war, und konnte somit sein Ziel grob lokalisieren. Es lag hinter ihm. Er wandte sich um. Die Türen waren hier nicht mehr gekennzeichnet, doch konnte er den Eingang durch Öffnen aller Türen relativ risikolos herausfinden. Niemand war konditioniert, gegenüber einem Bischof mißtrauisch zu sein.
    Er probierte es ergebnislos bei einigen Türen. Zwar waren sie alle vollgestopft mit Aktenschränken, doch waren alle unverschlossen; und selbst hier würden die wirklichen Geheimnisse wahrscheinlich unter Verschluß gehalten werden. Er konnte sich auch nicht die Zeit nehmen, alle Schränke zu durchsuchen.
    Die nächste Tür war anders. Sie wies alle Merkmale häufiger Benutzung auf, was sie automatisch von den anderen abhob. Boyd bewegte sich nun vorsichtiger; er hatte sich bereits versichert, daß niemand sonst sich in dem Korridor aufhielt. Er schritt vorwärts, wobei er sich so geräuschlos wie möglich bewegte. Er drehte den Knopf und öffnete lautlos die Tür. Rasch, aber leise trat er ein und schloß sie wieder hinter sich. Es war ein Mann in dem Raum, was ihm sofort auffiel. Er beugte sich über einen Gegenstand an einem Tisch, ein Bildschirm leuchtete vor ihm. Der Raum erinnerte an ein kleines Laboratorium.
    Er stöhnte leise, als seine Augen sich erneut der Gestalt zuwandten. Es war Bonaforte!
    Nun wandte sich der Erzbischof ihm zu. Er zeigte keinerlei Anzeichen von Überraschung. Gemächlich wandte er seinen Blick von dem Bildschirm ab und betrachtete

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