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Das Ende aller Tage

Das Ende aller Tage

Titel: Das Ende aller Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brian W. Aldiss
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die kleine Flasche mehr als genug Gift enthielt, um auch ihm den Garaus zu machen. Woher sollte er wissen, daß der Schnurrbärtige nicht beabsichtigte, sich aller Opposition auf einmal zu entledigen?
    Du hattest keine solchen Bedenken. Du nahmst dein Glas, brachtest einen Toast auf das Gelingen der Expedition aus und leertest es mit einem Zug.
    »Dieser Wein schmeckt schal«, sagtest du. »Auf Yinnisfar werden wir uns mit besseren Sorten eindecken!«
    Alle am Tisch lachten mit dir, nur Einauge nicht. Seine Gesichtsmuskeln zuckten; er brachte es nicht einmal über sich, den General anzusehen.
    Eine Stunde später standest du nach angeregtem Gespräch auf, wünschtest eine gute Nacht und zogst dich zurück. Die anderen folgten deinem Beispiel, und bald war der Raum bis auf zwei sehr verdutzte Verschwörer leer.
     
    *
     
    Vier Wochen lang war die Flotte von Owlenj durch den Raum gekreuzt, und nun befand sie sich tief im Herzen des galaktischen Systems. Auf allen Seiten brannten die Sonnen wie Totenkerzen. Der Friedhofseindruck wurde durch die Grabesstille auf allen Wellenlängen noch verstärkt. Das hysterische Geplapper der alarmierten Stationen war seit Tagen verstummt.
    »Sie warten auf uns!« rief der Einäugige, nicht zum erstenmal. Er lebte jetzt auf der Brücke des Flaggschiffes und starrte oft stundenlang ins All.
    Zum unausgesprochenen Verdruß des Schiffskapitäns hatte auch der schnurrbärtige General die Brücke zu seinem Wohnquartier gemacht. Er verbrachte die meiste Zeit im Bett, wo er unter seinem Kopfkissen eine Druckstrahlpistole verwahrte, und blickte nie aus dem Fenster.
    Du kamst häufig auf die Brücke, sprachst aber selten mit den beiden Männern. Du warst geistesabwesend; alles hätte ein Traum sein können. Und trotzdem zeigtest du oft eine merkliche Ungeduld, sprachst abrupt und schnipptest manchmal mit unterdrückter Gereiztheit die Finger, beinahe so, als wünschtest du aus deinem Traum zu erwachen.
    Nur Flottenadmiral Prim blieb völlig unverändert. Die taktischen Aufgaben seines Kommandos, die alltägliche Routine verliehen ihm Ruhe und Gelassenheit. Er schien die ganze Zuversichtlichkeit aufgesogen zu haben, die Einauge und der Schnurrbärtige verloren hatten.
    »In sechs Tagen werden wir auf Yinnisfar landen«, sagte er zu dir. »Ist es möglich, daß sie uns keinen Widerstand leisten werden?«
    »Es ist möglich, ausgezeichnete Gründe für diese Annahme zu finden«, sagtest du. »Owlenj ist seit vielen Generationen von der Föderation isoliert und hat nur geringe Kenntnis von den gegenwärtigen intellektuellen Strömungen innerhalb der Region Yinnisfar. Sie könnten alle Pazifisten sein. Oder ihre der Kriegführung entwöhnte militärische Hierarchie ist bereits unter unserem unerwarteten Druck zusammengebrochen. Natürlich sind das alles Spekulationen …«
    In diesem Augenblick explodierte der Bildschirm der Parasonde. Glasscherben und Metallstücke gingen wie ein Schauer auf die Brücke nieder, stechender Rauch erfüllte den Raum.
    »Nachrichtenoffizier!« bellte Prim, aber der Mann war bereits auf seinem Posten und rief über die Sprechanlage seine Elektronentechniker zusammen.
    Der Schnurrbärtige besichtigte den Schaden. Aus einem rotglühenden Krater über dem Armaturenbrett quoll immer noch Rauch.
    »Da! Was ist das?« rief der Einäugige, und sein hysterischer Tonfall brachte es zuwege, daß selbst in diesem Moment der allgemeinen Konfusion alle Augen in die Richtung seines ausgestreckten Fingers starrten. Draußen, in der dunklen Unendlichkeit, im harten Licht der Sterne, war auf den ersten Blick keine Veränderung zu sehen. Ihre Augen mußten sich umstellen, bevor sie es sahen.
    Eine Wolke stand im nachtschwarzen Geglitzer der Sonnen, und die Wolke breitete sich über den ganzen sichtbaren Himmelssektor aus – eine Wolke von Schiffen. Die Streitkräfte von Yinnisfar stellten sich dem Angreifer.
    »Man kann sie nicht zählen!« stammelte Einauge, entgeistert auf den Riesenschwarm starrend. »Es müssen Tausende sein! Sie haben den Bildschirm zerstört; es war eine Art Warnung. Jeden Augenblick können sie uns vernichten!« Er ging aufgeregt auf dich zu. »Sie haben uns das eingebrockt!« brüllte er. »Was gedenken Sie zu tun, damit wir hier wieder herauskommen? Wie sollen wir uns retten?«
    »Überlassen Sie das dem Kapitän und seien Sie still«, sagtest du kalt. Du zogst dich zurück, bevor er dich anrühren konnte, und stelltest dich zum Kapitän.
    Die Kurzwelle war

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