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Das Ende - Alten, S: Ende

Das Ende - Alten, S: Ende

Titel: Das Ende - Alten, S: Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Alten
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Mary. Nur die Guten sterben jung. Mary stirbt hundert Tode. Sie arbeitet in zwei Jobs, damit sie sich ihre eigene Wohnung leisten kann.
    Absonderung ist einfacher.
    Glatte Einsen öffnen Türen, die Arbeit im Labor bietet Rettung. Mary hat Talent. Das Verteidigungsministerium arrangiert ein Gespräch. Fort Detrick braucht sie. Gute Bezahlung und staatliche Vergünstigungen. Die Forschungsarbeit
ist anspruchsvoll. Nach ein paar Jahren wird sie einem Sicherheitslabor der Stufe 4 zugewiesen, wo sie mit einigen der gefährlichsten biologischen Substanzen auf dem Planeten arbeiten kann.
    Die kleine Stimme ist einverstanden. Mary nimmt die Stelle an. Der Beruf wird ein Leben bestimmen, das kaum gelebt wird.
    Mit der Zeit ändern sich die Träume.
     
    Der Fund war in Montpellier zutage gefördert worden. Das für die Ausgrabung verantwortliche archäologische Team musste einen Mikrobiologen hinzuziehen, der Erfahrung in der Arbeit mit exotischen Wirkstoffen hatte.
    Montpellier liegt zehn Kilometer vom Mittelmeer entfernt. Es ist eine von Geschichte und Tradition durchdrungene Stadt, die einst von einem Albtraum heimgesucht worden war, unter dem der gesamte eurasische Kontinent zu leiden hatte.
    Die archäologische Ausgrabung war ein Massengrab – eine Gemeinschaftsgrube, die auf das Jahr 1348 zurückging. Sechseinhalb Jahrhunderte hatten Organe und Fleisch entfernt und ein Durcheinander von Knochen zurückgelassen. Dreitausend Männer, Frauen und Kinder. Die Leichen waren hastig entsorgt worden von den Angehörigen, deren entsetzliche Angst größer war als ihre Trauer.
    Die Pest: der Schwarze Tod.
    Das Große Sterben.
    Dreihundert Menschen pro Tag waren in London umgekommen. Sechshundert in Venedig. Die Pest hatte Montpellier verwüstet und neunzig Prozent der Stadtbewohner hinweggerafft. In nur wenigen Jahren hatte der Schwarze Tod die Bevölkerung des Kontinents von achtzig
Millionen auf dreißig Millionen dezimiert – und das alles in einer Epoche, deren Fortbewegungsmittel sich auf Pferde und die eigenen Beine beschränkten.
    Wie hatte die Seuche so effektiv töten können? Wie hatte sie sich so schnell ausgebreitet?
    Die Grabung wurde von Didier Raoult geleitet, einem Medizinprofessor an der Universität des Mittelmeers in Marseille. Raoult fand heraus, dass das Zahnmark, das im Innern der Überreste von Zähnen der Pestopfer gefunden worden war, DNS-Spuren enthielt, anhand derer man das Rätsel endlich lösen konnte.
    Mary machte sich an die Arbeit. Der Übeltäter hieß Yersinia pestis – Beulenpest. Eine Seuche direkt aus der Hölle. Extreme Schmerzen. Hohes Fieber, Schüttelfrost und Beulen. Die schließlich anschwollen – zu schwarzen, golfballgroßen Vorwölbungen, die am Hals und in der Leistengegend der Opfer auftraten. Zu gegebener Zeit versagten die inneren Organe, die oftmals ausbluteten.
    Ein Kinderlied aus dem 14. Jahrhundert lieferte anschauliche Hinweise darauf, wie rasch der Schwarze Tod sich ausgebreitet hatte: Ring around the rosie, a pocket full of posies, at-shoo, at-shoo, we all fall down. Ein Nieser, und die Seuche infizierte einen Haushalt, schließlich das ganze Dorf, und löschte ihre ahnungslosen Opfer binnen Tagen aus.
    Beeindruckt von ihrer Arbeit, überreichte Didier Raoult Mary ein Abschiedsgeschenk – ein Exemplar eines kürzlich entdeckten unveröffentlichten Berichts, verfasst während der Großen Pest vom Leibarzt des Papstes, Guy de Chauliac. Aus dem französischen Original übersetzt, schilderte das Tagebuch ausführlich, wie das Große Sterben während der Jahre 1346 bis einschließlich 1348
die menschliche Spezies beinahe vollständig ausgerottet hätte.
    Mit Chauliacs Tagebuch und Proben des 666 Jahre alten Killers kehrte Mary nach Fort Detrick zurück. Das Verteidigungsministerium war fasziniert. Die Behörde behauptete, man wolle Schutzmaßnahmen für amerikanische Soldaten im Falle eines biologischen Angriffs erforschen. Die einunddreißigjährige Mary Louise Klipot wurde befördert und zur Leiterin des neuen Projekts ernannt, das Scythe – die Sense – getauft wurde.
    Noch vor Ablauf eines Jahres übernahm die CIA die Finanzierung, und Scythe verschwand aus den Büchern.
     
    Mary wird wach, bevor der Wecker klingelt. Ihr Bauch gluckert. Ihr Blutdruck sinkt. Sie schafft es gerade noch rechtzeitig auf die Toilette.
    Mary ist seit einer Woche krank. Andrew hat ihr versichert, es sei bloß eine Grippe. Andrew Bradosky war ihr Labortechniker. Neununddreißig Jahre alt.

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