Das Ende Der Ausreden
doch beträchtlich sein können.
Wir verschwenden Zeit mit guten Vorsätzen
Alljährlich nehmen wir uns viel vor. Wir fassen Vorsätze, brechen sie gleich im Januar und erfinden schöne Geschichten, warum wir sie nicht halten konnten und wann und wie wir es aber doch noch schaffen werden. Dass wir mit dem Laufen wieder anfangen werden, wenn es morgens um sieben wieder hell ist. Oder im März, wenn wir dieses superwichtige Projekt abgeschlossen haben. Im Juni sind wir gerade mal ein wenig erschöpft, und nun ist es bald schon wieder Zeit, es uns fürs nächste Jahr vorzunehmen. Dann aber wirklich.
Die Beruhigung, die von den guten Vorsätzen ausgeht, ist dreifach. Erstens: Ich muss jetzt direkt noch nichts tun. Zweitens: Ich denke aber schon mal dran. Und sammle drittens dadurch, dass ich sie verlautbare, Zustimmung zu meiner künftig sportlichen (wahlweise: vernünftigen/erfolgreichen/ gesunden/mutigen/konsequenten) Lebensführung. Das ist fast so gut, wie jetzt die Laufschuhe zu schnüren. Und viel weniger anstrengend.
Ich persönlich als Ausredenexpertin für Jogging (schlechtes Wetter, habe meine Tage und Bauchweh, meine Haare sind noch nass, ich bekomme/habe/hatte eine Erkältung, der Regen hat die Wege matschig aufgeweicht, das Eis sie gefährlich glatt gemacht) habe lange die Vorstellung gepflegt, dass ich irgendwann morgens aufwache und Lust hätte zu laufen. Mich zieht es hinaus, ich renne federnd und beschwingt los, und es wäre einfach toll. Das passiert aber nicht, ich habe nie Lust. Weder morgens noch abends. Aber ich weiß, dass es mir guttut. Also laufe ich entweder oder ich lasse es bleiben. Es ist pure Zeitverschwendung, darauf zu warten, dass mich die innere Begeisterung so auf die Laufstrecke treibt, wie mich ein gutes Buch mühelos in seinen Bann und in den gemütlichen Lesesessel zieht. Die amerikanische Psychologin und Bestsellerautorin Susan Jeffers hat ein gutes Buch zum Thema Selbstvertrauen geschrieben und es klug betitelt: »Feel the fear and do it anyway!« Wenn du dich fürchtest – okay, mach es dennoch! Darauf zu warten, dass die Angst vorbeigeht, und du dann handeln kannst, das kann dauern. Insofern kann man entweder die Absicht beherzt fallen lassen oder aber entscheiden: Wenn du keine Lust zu dem hast, was du dir vorgenommen hast: Okay. Mach es trotzdem! Und lass die Ausreden weg.
Wir langweilen uns gegenseitig mit Begründungen, warum etwas nicht geht
Langeweile entsteht durch die vorsätzliche Konzentration auf etwas, das uns nicht interessiert. Man könnte meinen, das tut ja niemand freiwillig. Tun wir doch. Vielleicht nicht jeden Tag, aber oft.
Wenn ich beginne, mich in einem Gespräch zu langweilen, dann passiert offensichtlich gerade etwas, wodurch mein Interesse abebbt. Niemand kann mich ohne mein Zutun langweilen, zu einer langweiligen Geschichte gehört ein leidensbereiter Zuhörer. Ich muss mich dazu tatsächlich auf das konzentrieren, was mich ermüdet. Manchmal merke ich erst an der Anstrengung, die es kostet, weiterhin so zu tun, als sei ich noch ganz dabei, dass ich gerade begonnen habe, das Langeweile-Spiel mitzuspielen. Der Versuch, höflich zu bleiben, das Lächeln neu anzuknipsen, strapaziert die Gesichtsmuskeln.
Das ist der Moment, wo ich mich erinnern sollte, dass ich nun die Wahl habe: aktiv das Gespräch umzusteuern, sodass es mich wieder fesseln kann, oder mich stattdessen genüsslichen Tagträume hinzugeben. Woher soll der andere schließlich wissen, dass ich mich langweile, wenn ich das unter Kopfnicken und freundlichem Blickkontakt zu verbergen trachte? Oft lädt man den anderen geradezu ein, das Thema, dem man eigentlich entkommen möchte, zu vertiefen, indem man nachfragt, bestätigende »hmhm«-Laute von sich gibt. Und dann wundert man sich, dass der andere ins Detail geht.
Was ist im Gespräch passiert?
Jemand erzählt in einer Runde von Freunden, wie unzufrieden er mit seinem Übergewicht ist und dass er unbedingt abnehmen muss. Die Schlanken und Schönen haben es leichter im Leben, auf dem Jahrmarkt der Eitelkeiten ist es ein nicht zu unterschätzendes Handicap. Außerdem merke er daran, dass er älter werde: früher hätten drei Tage Alkoholverzicht gereicht, und das Kilo war weg. Jetzt halten sich die Pfunde hartnäckig, es ist zum Verzweifeln.
So weit, so nachvollziehbar. Ein Zeiger auf der Waage, der sich einfach nicht nach unten bewegen will, Neidgefühle, Gedanken über das, was das Alter so an Veränderungen mit sich bringt, wer
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