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Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition)

Titel: Das Ende der Männer: und der Aufstieg der Frauen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanna Rosin
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den Vorfall, dass sich Mitglieder der Verbindung Delta Kappa Epsilon vor dem Wohnheim für Studienanfängerinnen aufgestellt und gerufen hatten: »Nein heißt ja! Ja heißt anal!« In der Woche bevor ich nach Yale kam, war in der Zeitung ein Leserbrief erschienen, in dem es hieß, die »sexuelle Kultur von Yale« sei das eigentliche Problem, der »Hook-up ist ein fruchtbarer Nährboden für sexuelle Eigensucht, Gefühllosigkeit, Grausamkeit und Bosheit«.
    Tali, Studentin im dritten Jahr und Mitglied einer Frauenverbindung, sonnengebräunt, mit langen schwarzen Haaren und toller Figur, erzählte mir, sie sei wie viele ihrer Kommilitoninnen in ihrem ersten Studienjahr ganz berauscht von der Anmache gewesen und habe keinen festen Freund haben wollen. »Es war sehr gut für mein Selbstvertrauen, dass ich diese Art von Kontrolle ausüben konnte«, erinnert sie sich. »Die Typen texteten mich ständig voll und riefen mich die ganze Zeit an, und ich ließ sie auflaufen. Das hat mir wirklich gefallen!« Aber irgendwann im zweiten Jahr hatte sie es satt, dass die Beziehungen einfach versandeten, »ohne Ende und ohne Anfang«. Die Typen riefen nachts um elf an und fragten: »Woll’n wir uns treffen?« Aber tagsüber rief keiner an. Wie viele andere Studentinnen, mit denen ich sprach, hatten Tali und ihre Freundinnen offenbar viel mehr sexuelle Erfahrung, als meine Kommilitoninnen gehabt hatten. Sie sprachen genauso gelangweilt über Oral- und Analverkehr wie die eine Frau in meinem Studentenwohnheim, bei der wir alle mit einer frühen Heirat oder einer Kette von Abtreibungen gerechnet hatten. Aber sie waren auch unschuldiger, als wir es gewesen waren. Als ich Tali fragte, was sie wirklich wolle, sagte sie: »Einen Typ, der mich auf einen Frozen Joghurt einlädt.«
    Angesichts der Milchbar-Nostalgie dieser Antwort fiel mir eine weitere Frage ein: Ob sie wollten, dass sich die Hook-up-Kultur ändere? Ob ihnen die Sitten eines früheren Zeitalters mit formellen Verabredungen und etwas klareren Regeln lieber wären? Für diese Frage erntete ich, immer wenn ich sie stellte, entsetzte Blicke. Eine Reform vielleicht, indem man den Frauen beibrachte, »für sich selbst einzustehen« – eine Wendung, die ich häufig hörte. Aber abschaffen? Auf keinen Fall! Selbst Alexandra Brodsky, eine der Frauen, die die Klage gemäß Title IX eingereicht hatten, war dieser Ansicht. »Ich würde mich nie gegen die Hook-up-Kultur wenden«, sagte sie. »Viele Frauen haben gern unverbindlichen Sex.« Auch Claire Gordon, eine Yale-Absolventin, die die Klage unterstützt hatte, sagte auf die Frage, ob man bei der Hook-up-Kultur die Uhr zurückdrehen solle: »Im Vergleich zu einem egalitären sexuellen Wunderland ist die Situation nicht gut. Aber im Vergleich zu einer, in der Mädchen für jede sexuelle Erfahrung vor der Ehe bestraft werden, ist sie viel besser.« Sie hatte die Universität schon verlassen. Sie arbeitete bereits und wusste, welchen Weg sie einschlagen wollte. »Frauen brauchen einfach ein bisschen Zeit, um herauszufinden, was sie wollen und wie sie es einfordern können«, sagte sie.
    Die jungen Frauen verstanden offenbar intuitiv, dass sich die Zeit, in der sie lebten (und manchmal auch litten), durch eine bemerkenswerte Tatsache auszeichnete: Trotz der spezifischen Probleme des Hook-up am College, trotz der händeringenden Klage über die übersexualisierte und pornografieverseuchte Kultur der USA und trotz des mahnenden Zeigefingers, der in Realityshows wie Teen Mom und 16 and Pregnant erhoben wird, hat die grundlegende Dynamik zwischen Mann und Frau heutzutage eine andere Tendenz. Junge Frauen haben heute mehr Kontrolle über ihr sexuelles Schicksal, als sie vermutlich je hatten. Schon durch die sexuelle Revolution der 1960er und 1970er Jahre hat sich das Verhalten der Frau gewandelt, aber in mancher Hinsicht waren die Veränderungen der letzten 30 Jahre genauso tiefgreifend.
    Die heutige Ära hat wenig gemein mit freier Liebe und der hippiesken Freiheit, sich nackt im Central Park zu räkeln. Was sie vielmehr auszeichnet, ist die neue Macht der Frauen, Männer abzuwehren, wenn sie wollen. In mancher Hinsicht könnte man das Verhalten der jungen Leute sogar als Rückkehr in ein unschuldigeres Zeitalter betrachten. Heutige Teenager haben viel seltener Sex und werden seltener schwanger als früher. Im Jahr 1988 hatte die Hälfte der männlichen Jugendlichen im Alter zwischen fünfzehn und siebzehn bereits Sex, 2010 aber nur noch ein

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