Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)
Eselsschreie.
Einer von ihnen, Jed, entdeckt uns und wirft zusammengeknüllte Strohhalmpapierchen in unsere Richtung. Ich würde am liebsten gleich wieder gehen. Aber Evie sieht mich fest an und schüttelt den Kopf, ihr Pony hängt ihr vor den Augen. Ich streiche ihn ihr zur Seite und sehe, dass sie langsam blaue Flecken im Gesicht bekommt. Ich winde mich auf dem Sitz, meine Schenkel kleben am Plastik. Jed hat lockiges blondes Haar und eine Hakennase. Ich weiß noch, wie er in Sport einmal Evie hinten die Hose runtergezogen hat.
Sie sagt, er hat sie dort auch angefasst, und alle haben es gesehen.
Wir warten zu lange, Jed gerät in Wallung und stolziert auf uns zu wie eine Taube. Ich versuche, Evie in die Augen zu gucken. Ihr Pony ist wieder darübergefallen, und sie starrt in ihren Eisbecher und matscht mit dem Löffel in der schaumigen Sprühsahne herum. Aber sie wird ein kleines bisschen rot, also sieht sie Jed.
Sie steckt sich die Zunge in den Mundwinkel.
»Hey«, sagt er, die Hände in den Hosentaschen, den Kopf auf die Seite gelegt.
»Hey«, sage ich und trete Evie leicht vors Schienbein.
Jed steht eine Weile schweigend da, dann steckt er seinen Knubbelfinger in Evies Eisbecher und zieht einen klebrigen Faden heraus, der zwischen seinen Fingern hängt. Mit einem fiesen Grinsen steckt er sich die karamellklebrigen Finger in den Mund und schmatzt.
Sie sieht ihm zu, wir beide, in mir fängt etwas an zu hüpfen, und ich muss mich beherrschen, weil es um Evie geht, es ist ihr Eis, und ich bin nicht sicher, was hinter ihren dunklen Augen vorgeht.
Aber sie tut nichts, sie sieht mich an und fragt, ob wir gehen können, und ich sage ja. Sie ist so cool, so normal, als sie ihre Sachen zusammensucht, und wir schweben fast zur Tür.
Jed folgt uns, klar, und ärgert uns mit Sprüchen wie »Was habt ihr denn, Mädels, wollt ihr nichts abgeben? Wollt ihr mir nicht die Finger ablecken?«
Der Rest der Jungs spielt Publikum und sieht sich die Show an. Evie rückt ihren Rucksack zurecht und will gehen, aber ich halte es nicht mehr aus. Mein Blick fällt auf den modderigen alten Springbrunnen, wo die Kinder glitschige Pennies rausfischen, ich lasse meine Tasche fallen, tauche die Hände hinein und spritze Jed mit einem großen Schwung nass.
Die Jungs lachen sich kaputt, und Jed ist schlammnass und begeistert.
Das will er also von mir, denke ich, das wollen sie doch alle.
Er packt mich um die Taille, so fest um die Rippen, dass es wehtut, und reibt sein nasses Haar an meinem Hals. Ich kann nicht anders als das herrlich finden, alle Kinder kreischen, und ich befreie mich, stolpere fast und ziehe meinen runtergerutschten BH – Träger wieder hoch.
Ich kann mich kaum zu Evie umdrehen, als Jed sie auch schon gepackt hat und sie zum Springbrunnen zieht, ihre Sneaker rutschen über den Boden. Sie ringen kurz an dem bräunlichen Wasserstrahl, Evie tritt um sich, und dann stößt sie ihm kräftig den Ellbogen in die mageren Rippen und befreit sich aus seinen sommersprossigen Armen.
Sie taumelt zurück und ist irgendwie das Zentrum von uns allen.
Wir alle sehen, dass Evies gelbes T-Shirt patschnass von der ekligen Brühe ist.
Der Anblick ist überwältigend. Jed kann den Blick nicht von ihr wenden.
Evie bedeckt die harten Konturen ihrer kleinen Brüste nicht, aber ich möchte, dass sie das tut. Ich möchte sie bedecken, diese kieselsteinartigen Brüste. Ich merke, dass ich rot werde und senke den Kopf, ich möchte die Arme vor meiner eigenen Brust verschränken. In mir steigt ein sonderbares Lachen auf.
Aber Evie stemmt die Arme in die Seiten und starrt Jed mit ihren schiefergrauen Augen nieder. Durch ihre Haltung liegt das klebrige T-Shirt nur noch enger an.
Ich lache mit der Hand vor dem Gesicht.
»Die Jungs kommen wegen ihr«, hat Evie mir einmal erzählt. Spät nachts hatten wir, in ihrem Bett aneinandergeschmiegt, über Dusty geredet. Wir reden gern über sie und spinnen ganze Knäuel von Geschichten. Was, wenn Becky Hode versucht, an ihrer Stelle Teamcaptain zu werden? Was, wenn das mit Mr. Douglas, dem hohlwangigen Naturwissenschaftslehrer, stimmt? Hat er wirklich gesagt, es gebe kein besseres Beispiel für die subtile Poesie der Strömungslehre als Dusty, wenn sie den Gang im dritten Stock langgeht?
»Auf der anderen Straßenseite sitzt Bobby Thornhill in seinem Auto«, erzählte Evie. »Er glaubt anscheinend, man sieht ihn nicht. Ist das nicht gruselig?«
»Kann sein«, sagte ich und dachte an Bobby
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