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Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition)

Titel: Das Ende der Unschuld: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Abbott
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getupft.
    Ganz plötzlich jucken mir die Knöchel, und ich würde gern die Tennissocken ausziehen.
    Ich sehe die Straße hinunter, die nachmittagsstill daliegt. Die Sommerhitze hat früh eingesetzt, sie flirrt über dem Asphalt.
    »Wohin gehst du denn mit deiner Mom?«, fragt mich Evie und sieht einem Auto nach, das über die Bremsschwelle vor der Schule hoppelt.
    »Shoppen«, sage ich. »Ziehst du das alte Kleid von deiner Schwester an?« Ich muss an das lavendelfarbene Laura-Ashley-Kleid mit dem Bahnenrock denken, das Dusty bei ihrer Middle-School-Abschlussfeier getragen hat. Ihre üppigen Locken, wie sie ihren Rücken hinunterflossen, und ihr stolz strahlendes Gesicht – das vergaß man nicht so schnell.
    Ein rotbraunes Auto taucht wie aus dem Nichts auf und fährt schnell an uns vorbei.
    »Weiß ich noch nicht.« Evie tritt mit der Schuhspitze auf den Gehweg.
    Sie kneift die Augen zusammen und sieht die Straße entlang. »Ich glaube, da kommt sie.«
    Der hellbraune Tempo meiner Mutter taucht am Horizont auf.
    »Wir können dich mitnehmen.«
    »Ach, lass mal.«
    Evie hat den Hockeyschläger über ihre Schulter geschwungen und dreht ihn hin und her. Ich höre den stotternden Motor unseres Autos, meine Mutter hält neben uns.
    Der Augenblick zieht sich in die Länge, ich weiß nicht, warum.
    Evie sieht am Auto meiner Mutter vorbei Richtung Schule.
    »Da hat sich wohl jemand verfahren«, sagt sie.
    »Was …« will ich gerade fragen, als das rotbraune Auto noch einmal lautlos an uns vorübergleitet. Ein Gedanke flackert kurz in mir auf, aber ich kann ihn nicht einordnen.
    Ich drehe mich um und sehe diesen typischen Evie-Ausdruck, ruhig und gefasst, ihr Mund ein Strich und ihr argloses, offenes Gesicht wie ein glattgezogenes, weiches Laken, alle Ecken versteckt. Ich wirble meinen Schläger herum und lasse ihn gegen ihren knallen.
    »Ruf mich an«, sage ich und wende mich zum Auto. Meine Mutter sieht uns durch ihre große Sonnenbrille an und lächelt gedankenverloren.
    Ich öffne die Autotür und stecke den Kopf hinein. »Mom, kann Evie mitkommen?«
    Aber als ich mich wieder umdrehe, ist Evie nicht mehr da, hinter der hohen Hecke verschwunden, hinter den Steinsäulen der alten Schule.
    Sehe ich es ihr an, als sie mich anschaut, als sie jeglichen Ausdruck aus ihrer Miene tilgt? Höre ich sie sagen, mit leiser Stimme, in diesem gegenseitigen Wissen, das wir immer hatten, höre ich sie sagen Das ist das letzte Mal, das ist das letzte Mal?
    Dieses Gesicht, mein Gesicht, für immer verloren.

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    3.
    D as Telefon klingelt, es ist halb elf abends. Ich putze mir gerade die Zähne, als es passiert, und ich hoffe, es ist nicht mein Vater, der aus Kalifornien anruft, vom Balkon seiner Wohnung, ein Schwanken in der Stimme, und davon redet, wie wir früher am Old Pine Lake Kanus gemietet haben, oder wie er die Schaukel im Garten aufgebaut hat oder andere Sachen, an die ich mich gar nicht mehr richtig erinnere, er aber schon, immer dann, wenn er ein zweites Glas Wein getrunken hat.
    Aber er ist es nicht, und meine Mutter klingt besorgt und verwirrt.
    »Ich spreche sofort mit ihr«, sagt sie, und ich überlege, was ich ausgefressen habe. Ich war letzte Woche zweimal zu spät in Mathe, aber rufen sie deswegen abends um halb elf die Eltern an?
    Nachdem sie aufgelegt hat, lässt sie die Arme sinken und holt tief Luft.
    Sie streicht sich Haarsträhnen hinters Ohr, was sie immer tut, wenn sie aufgebracht ist, und ich muss mich an den Küchentisch setzen.
    »Ich frage dich jetzt was«, sagt sie, »und du musst mir die Wahrheit sagen.«
    Ich sage, natürlich tue ich das.
    »Okay«, sagt sie, ihre Hände zittern, und ich habe ein schlechtes Gewissen, obwohl ich keine Ahnung habe, weswegen. »Weißt du irgendetwas darüber, warum Evie heute nicht aus der Schule nach Hause gekommen ist?«
    Ich schüttele den Kopf und sage, dass ich nichts weiß. Ich weiß überhaupt nichts. Das ist die Wahrheit, aber ich fühle mich, als würde ich lügen.
    Meine Mutter, das Gesicht ganz weich und rosig, nimmt meine Hand in ihre und fragt mich noch einmal. Und noch einmal.
    Aber ich weiß nichts. Ich weiß es nicht, ich weiß gar nichts.
    Aber irgendwo, irgendwo im hintersten Winkel meines Kopfes ist irgendetwas. Da ist etwas. Ich komme nur nicht ran.

[Menü]  
    4.
    J etzt passiert es, denke ich, aber ich weiß selbst nicht, was das bedeuten soll. Irgendwie fühlt es sich an, als ob das, was gerade geschieht – was auch immer es ist –,

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