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Das Engelsgrab

Das Engelsgrab

Titel: Das Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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berührte mit dem Knie die Fensterbank und nahm sie als Stütze. Gleichzeitig duckte er sich und streckte seinen Kopf nach vorn.
    Danach stieg er auf das Dach. Das geschah mit geübten Bewegungen.
    Fast schon profihaft wie die eines Kaminfegers. Dieses Dach war Tobys Revier, hier fühlte er sich wohl und konnte schalten und walten wie er wollte. Er kippte auch nicht nach vorn, dafür drehte er sich beim Klettern und erreichte das Dach in schräger Haltung.
    Gebückt blieb er für einen Moment stehen. Sicherheitshalber hatte er sich mit den Händen abgestützt, löste sie dann als erste, bevor er sich aufrichtete. Er stellte sich normal hin. Es gab keinen Unterschied zu jemandem, der wach war, aber Toby schlief.
    Schräg fiel das Dach zu seinem Rand hin ab, an dem auch die Rinne entlang lief. Sie war auf keinen Fall Tobys Ziel, denn er wollte woanders hin.
    Er musste höher, er wollte dem Mond näher sein, der ihn mit seiner Kraft so stark beeinflusste und lockte. Der Mond war für Toby ein Wunder. Er war das Licht seines Lebens, er war eine Laterne, die am Ende des Weges stand und ihm heimleuchtete. Toby liebte ihn wie einen Elternteil, auch weil er ihn mit seiner Kraft erfüllte.
    Als könnte er sehen, so locker drehte sich Toby um. Er bückte sich dabei und umging wie geführt und mit zielsicheren Schritten die Dachgaube, um sich dann dem First zu nähern, seinem eigentlichen Ziel. Die Spitze des Daches war sein Ziel. Dort war der Weg wie vorgezeichnet, und über diesen schmalen Weg würde er seine Schritte setzen.
    Der hochragende Kamin lag hinter ihm. Antennen gab es auf diesem Haus nicht, denn die Mieter waren allesamt verkabelt oder konnten per Pay-TV ihre Programme wählen.
    Trotz seines mühsamen Weges nach oben hielt der Junge den Kopf so gedreht, dass seine Augen den Mondkreis anschauen konnten. Er liebte diesen Kraftspender, den er gar nicht sah, aber so intensiv spürte. Selbst wenn er von einem vertrauten Menschen angesprochen worden wäre, hätte er seinen Weg nicht abgebrochen.
    Der Mond war nicht nur sein Freund, Toby empfand ihn sogar als seinen besten Freund. Er hatte sich Bücher schenken lassen und viel über den Mond gelesen. Die Daten der ersten Mondlandung kannte er auswendig, er wusste, nach welchen Gesetzen sich die Planeten drehten, und ihm war bekannt, was Autoren und Schriftsteller über den Erdtrabanten geschrieben hatten. Sie hatten in Berichten und Büchern von seiner magischen Kraft berichtet, die sich auch auf die Psyche der Menschen niederschlug. Bei Toby war dieser Effekt besonders stark.
    Glücklicherweise war das Dach trocken. Es hatte lange nicht mehr geregnet, und das trockene, heiße Sommerwetter würde noch ein paar Tage anhalten. So lief der Junge nicht Gefahr, auszurutschen. Er ging beinahe normal, auch wenn er seinen Körper wegen der nach oben führenden Schräge nach vorn gebeugt hatte.
    Toby liebte diese Nächte über alles. Er durchwanderte sie an den verschiedensten Orten und wunderte sich manchmal darüber, wo er sich befand, wenn er erwachte. Dabei waren Dinge passiert, die er nicht verstand.
    Schon mehrmals hatte er bei seinem Erwachen eine seltsame Gestalt gesehen, ein Wesen, das einfach kein Mensch sein konnte. Es war so hell, mit Licht erfüllt, und hinter oder in der Helligkeit war der Körper einer wunderschönen, unbekleideten Frau zu sehen, die gar nicht so nackt auf ihn wirkte, weil sie dieses Gewand aus Licht trug.
    Mit seiner Mutter hatte er nie über die Begegnungen gesprochen. Auch nicht, wie es weitergegangen war, denn diese geisterhafte und schöne, junge Frau hatte ihn sogar berührt. Es war ein Kontakt der besonderen Art gewesen. Keine feste Berührung, mehr ein Streicheln, von einer nie erlebten Kühle begleitet, obwohl ihn dabei ein warmes Gefühl überkommen hatte.
    Toby hatte immer überlegt, wer diese geheimnisvolle Gestalt wohl gewesen war. Er konnte sich keinen Reim darauf machen. Vielleicht eine Fee oder eine Geisterfrau, die zwischen dem Diesseits und dem Jenseits lebte. Toby Cramer hatte genug Geschichten darüber gelesen und glaubte von diesem Zeitpunkt an daran, dass Märchen und Legenden nicht unbedingt erfunden waren.
    Der Junge hatte den First erreicht. Dort blieb er stehen und sah aus wie jemand, der noch überlegen wollte, was er in den folgenden Sekunden unternahm.
    Er tat zunächst nichts. Blieb einfach stehen. Starr und ohne auch nur eine Augenwimper zu bewegen. Selbst hier oben auf dem Dach war es beinahe windstill. Es wehte ihm

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