Ein Vampir in schlechter Gesellschaft - MacAlister, K: Vampir in schlechter Gesellschaft
Prolog
Fran , hauchte der Wind.
Die Stimme meiner Mutter klang genauso fern wie der Wind. »Ehrlich, Fran, ich verstehe dich nicht. Was hast du dir nur dabei gedacht … «
Ich blendete sie aus und horchte angestrengt auf das Flüstern, das in mein Bewusstsein drang.
Fran.
Es war Ben! Ich wusste sofort, dass er es war, und er brauchte meine Hilfe. Dringend. Ich lief hinaus in die Dunkelheit, um ihn zu suchen. Irgendwo in meinem Kopf registrierte ich, dass dies alles schon einmal in Wirklichkeit passiert war, aber nun wiederholten sich die Ereignisse in meinem Albtraum in einer völlig verdrehten Version.
Der Mond stand hoch am Himmel, doch sein Licht konnte den dichten Wald nicht durchdringen. Immer wieder wich ich Ästen von Bäumen aus, die nach meinen Haaren und Kleidern zu greifen schienen. Ich komme, Ben! Ich rette dich!
Zu … spät …
Ich wurde von Verzweiflung erfasst; von meiner eigenen, weil ich ihn unbedingt finden und ihm helfen musste, wie auch von seiner, die er zusammen mit dem Wissen ausstrahlte, dass ich es nicht rechtzeitig schaffen würde.
Frustrierte Schluchzer stiegen in mir auf, während ich mich durch das unheimliche Dickicht kämpfte, bis ich endlich eine dunkle Gestalt sah, die zusammengesunken an einem toten Baum lehnte.
Ben!
Seine Lederjacke hing ihm in Fetzen von den Schultern, sein Hemd war verschwunden, und sein Gesicht, seine Arme und sein Rumpf waren von tiefen Schnittwunden übersät, aus denen Blut sickerte. Als ich auf ihn zulief, kippte er zur Seite. Zu … spät …
Ich schrie entsetzt auf, als er vor meinen Augen starb, und der Schrei hallte in meinem Kopf wider, bis ich schweißgebadet erwachte.
»Wieder ein Albtraum?«, fragte eine verschlafene Stimme von der anderen Seite des Raums.
Ich schluckte die Angst hinunter, die mir die Kehle zuschnürte. »Ja. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe.«
»Schon gut. Das liegt nur am Stress. Schlaf wieder ein!«
»Mache ich.«
Ich wendete bekümmert mein verschwitztes Kopfkissen. Es lag nicht am Stress, dass ich Albträume hatte. So einfach war das nicht. Ich hatte sie nun immer häufiger, und je öfter sie kamen, desto dringender wollte ich meinem Leben entfliehen.
Ich legte mich wieder hin und betete um einen traumlosen Schlaf.
1
»Und da habe ich zu ihr gesagt: Hör mal, ich gehöre dir nicht, okay? Wir haben unglaublich tollen Sex, das stimmt, aber zu einer Beziehung gehört mehr als das. Und sie hat gesagt, dass sie einfach nur mit mir zusammen sein wolle und nicht ohne mich leben könne und so weiter. Versteh mich nicht falsch! Es ist schön, von seiner Freundin begehrt zu werden und so, aber das kann einen auch erdrücken! Manchmal denke ich, du bist ein echter Glückspilz, Fran. Du hast ja keine Ahnung, wie es ist, in einer Beziehung zu stecken, die von Anfang an dem Untergang geweiht ist!«
Ich starrte mit leerem Blick auf den Gehsteig, doch Geoffs Worte versetzten mir einen Stich ins Herz. Ihrem männlichen Vornamen zum Trotz (wie sie sagte, hielten ihre Eltern nicht viel von den traditionellen Geschlechterrollen) war sie ein außergewöhnlich hübsches Mädchen mit schulterlangem schwarzem Haar und niedlichen Sommersprossen. Wir wohnten zwar schon fast ein Jahr zusammen, aber sie verblüffte mich gelegentlich immer noch mit ihrem mangelnden Durchblick.
»Du sagst deinem Freund, du brauchst etwas Freiraum – und zack, schon bekommst du ihn. Du siehst ihn … wie oft? Sagen wir, einmal im Jahr, und ansonsten lässt er dich in Ruhe, und du kannst machen, was du willst. Das nenne ich eine reife Beziehung! Kannst du mir ein paar Dollar leihen? Ich bekomme erst am Freitag Geld.«
»Er ist eigentlich nicht mein Freund.« Ich fischte meine Starbucks-Karte aus der Hosentasche und gab sie ihr, während sie vor dem Außenschalter des Ladens stehen blieb und einen Latte und einen Americano bestellte.
»Danke, Fran. Du bist ein Schatz! Wo waren wir gerade? Ach ja, bei deinem Freund. Mit ihm hast du wirklich Glück gehabt!«
»Er ist nur ein Typ, den ich kenne. Kannte , besser gesagt.«
»Eure Beziehung ist einfach perfekt«, sagte Geoff und überging nonchalant meinen Einwand. »Er ist in Europa, und du bist hier und machst dein eigenes Ding. Du hast keinen, der dir ständig im Nacken sitzt und dir sagt, was du tun sollst. Niemand verlangt von dir, alles stehen und liegen zu lassen und ihm Aufmerksamkeit zu schenken. Niemand setzt dich mit hysterischen Szenen unter Druck und sagt dir, dass er stirbt, wenn du
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