Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Engelsgrab

Das Engelsgrab

Titel: Das Engelsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die Sehne. Noch hielt er die Waffe flach, aber nur Augenblicke später hob er sie bereits an, um genau Maß zu nehmen. Sein Ziel stand fest.
    Der Junge wusste es, war jedoch nicht in der Lage, sich zu wehren. Er blieb wie angewurzelt stehen, und seine Augen hatten sich geweitet.
    Toby Cramer war nicht richtig wach, aber er lag auch nicht in einem tiefen Schlaf. Er stand einfach nur da und schaute Belial an. Hinter der Waffe zeichnete sich dessen Gesicht wie eine bleichgrau geschminkte Masse ab, die von strähnigen Aschehaaren umgeben war.
    Der Lügenengel spannte die Sehne. Die Spitze des goldenen Pfeils zielte auf die Stirn des elfjährigen Toby. Sekunden noch, dann war auch er tot.
    In diesem Augenblick flog etwas durch die Luft und landete genau zwischen Toby und Belial. Es war mit einem dumpfen Aufschlag zu Boden gefallen. Jeder konnte sehen, was es war.
    Ein silbernes Kreuz!
    ***
    Sei es nun von sich selbst aus oder durch das herabfallende Mondlicht bewirkt, plötzlich leuchtete das Kreuz ungefähr in der Mitte auf und schickte einen Reflex in die Dunkelheit hinein, der Belial irritierte. Ob er ihn sogar für einen Moment geblendet hatte, war nicht auszumachen.
    Jedenfalls bewegte der Lügenengel seine Waffe in die Höhe und zielte damit nicht mehr auf den Jungen.
    Das war unsere Chance!
    Suko und ich hatten schon zuvor unsere Pläne gemacht. So wussten wir beide, wie wir uns zu verhalten hatten und standen uns nicht mehr im Weg. Suko wollte sich den Jungen vornehmen, wir mussten schließlich ein Versprechen einhalten. Ich aber sollte dem verfluchen Lügenengel an den Kragen und rannte deshalb dorthin, wo das von mir geworfene Kreuz aufgeschlagen war.
    Wie am Rande nahm ich wahr, dass sich Suko den Jungen schnappte, der sich auch nicht wehrte. Wie eine Figur trug er ihn fort und stellte ihn irgendwo außerhalb der Gefahrenzone in der Dunkelheit ab. Für Belial zunächst nicht zu erreichen.
    Er musste mit mir vorliebnehmen!
    Ich war überraschend in seiner Nähe aufgetaucht, aber die Zeit seiner Irritation war bald vorbei. Er hatte sich wieder gefangen, und ein Ruck ging durch seinen nackten und schmutzig wirkenden Körper. Die Flügel auf dem Rücken bewegten sich nicht. Er dachte nicht an Flucht.
    Möglicherweise hinderte ihn auch das Kreuz daran. Ich hatte es längst aufgehoben, hielt es offen in der Hand und auch dem Lügenengel entgegen.
    Das Kreuz war eine Macht, aber auch Belial war es auf seine Art und Weise. Er stand unter diesem verfluchten Schutz Luzifers. Ich würde ihn, wenn ich mein Kreuz aktivierte, wohl nicht vernichten oder vertreiben können, denn dann würden ihm seine Freunde ebenfalls zur Seite stehen, das war mir klar.
    Die Macht des Kreuzes und er neutralisierten sich irgendwie. Wir standen wie auf einer Insel. Es geschah nichts. Beide warteten wir einfach nur ab.
    Ich konnte ihn vertreiben. Ich musste ihn nur zwingen, die Wahrheit zu sagen, ohne dass er es merkte. Dann hatte ich ihn als schwach erwischt, aber ich war im Moment leider blockiert. Noch immer hingen mir die letzten Minuten zu stark nach, denn Suko und ich hatten auch das Sterben der Claudine Lanson miterlebt.
    Suko hielt sich zurück. Er war so etwas wie meine lebende Rückendeckung, aber er brauchte nicht einzugreifen. Auch ich konnte zunächst nichts tun, denn andere hatten das Kommando übernommen.
    Das Licht kehrte zurück. Und damit auch die Engel.
    Es fing hinter den mit Kreuzen geschmückten Gräbern der unschuldigen Kinder an. Dort baute sich das Licht auf, als wären blasse, helle Säulen vom Himmel gefallen. Kein Ton war zu hören, aber sie waren vorhanden. Ihr Glanz fiel über die Gräber. Wie eine Hoffnung für die Toten in der Tiefe der Erde. Als wollten sie die Leiber dank ihrer Kraft hervorholen.
    Es glich einem Wunder. Eine Welt hatte sich geöffnet und seine Boten geschickt. Es blieb nicht bei den Lichtsäulen, denn sie fingen an, sich zu verändern.
    Ich schaute zu. Ohne es zu wollen, zeigte mein Mund ein Lächeln, denn ähnliches hatte ich schon des öfteren erlebt. Immer dann, wenn durch mein Kreuz die vier Erzengel angelockt worden waren. Auch sie zeigten sich zunächst nur schwach. Doch im Laufe der Zeit traten ihre Gestalten dann deutlicher hervor, ohne allerdings eine feste Materie einzunehmen.
    Hier spielte sich das gleiche ab. Zwar waren es keine Erzengel, die sich gezeigt hatten, sondern normale - vielleicht auch Schutzengel -, nur ihre Gestalten verdichteten sich weiter. Sie bekamen die Formen des

Weitere Kostenlose Bücher