Das Erbe - Das Tal - Season 2 ; Bd. 2
Arme hob.
Katie schob sich vor Julia und Rose trat vor ihr in die Reihe.
»Und nicht mehr als einen Fußbreit Abstand.«
Hollywood, dachte Rose. Irgendwie wissen wir doch alle, was man tun muss. Wir ziehen uns diese Serien und Actionthriller rein und deswegen kommt einem das alles so bekannt vor. Als hätten wir es geprobt. Es schon oft erlebt.
Sie stand eingezwängt zwischen Katie und Felicitas, deren Deo sich mit dem Angstschweiß vermischte. Sie fühlte sich wie angekettet. Bei jeder Kopfbewegung ihrer Vorgängerin spürte sie deren Haare im Gesicht. Nur mit Mühe konnte sie einen Würgereiz unterdrücken.
»Keiner dreht sich um.«
Warum lassen wir das mit uns machen, schoss es Rose durch den Kopf. Er ist allein und wir sind viele. Wieder fühlte sie den Impuls, ihm etwas entgegenzusetzen, sich zu wehren, den Überraschungsmoment für sich zu nutzen. Und sie war nicht die Einzige, die so dachte. Ihr Blick traf den von Katie, die bereits einen Schritt zur Seite machte. Rose spürte die Anspannung, die ihren Körper erfasste, und schob sich nach links. Doch eine Sekunde später passierte es. Als Rose den Kopf wandte, sah sie, wie Tom einen Schritt auf Julia zumachte, nach ihr griff und ihr die Waffe an die Stirn presste. Julia stieß ein unartikuliertes Stöhnen aus, als Tom sie mit sich riss.
»Eine Bewegung von euch«, Tom grinste von einem Ohr zum anderen. »Und sie ist die Erste, die den Showdown verpasst.«
Wie lange sie dicht gedrängt in der Reihe standen, konnte Rose nicht sagen. Sie hatte jedes Zeitgefühl verloren und betete einmal mehr, dass vor allem Chris durchhielt und nicht die Nerven verlor.
Was war mit Tom passiert? Wieso war ein Mensch zu so etwas fähig? Was musste geschehen sein, dass er einen solchen Hass auf sie hatte?
Rose senkte den Kopf, um ihn aus den Augenwinkeln zu beobachten. Tom hatte Julia nach vorne zum Pult gezerrt. Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Dann hob er den schwarzen Kasten vorsichtig in die Höhe und schob ihn Julia in die Hände. Julia wurde totenbleich, ihre Finger zitterten, aber sie ließ den Kasten nicht los, sondern starrte darauf, als fürchte sie, er würde jeden Augenblick explodieren.
Aber Tom war noch nicht fertig. Er zog Julia mit sich zu einem schmalen Schrank, der neben der Tafel stand. Dort verschanzte er sich hinter ihr, indem er ihren Körper an sich presste. Seine Bewegungen waren ruhig und sicher, nicht eine Sekunde nahm er während der ganzen Aktion die Waffe von Julias Schläfe.
Er benutzt sie als Schutzschild, schoss es Rose durch den Kopf. Julia ist seine Lebensversicherung.
Der schwarze Kasten zitterte in Julias Händen. Sie trug ihn wie eine Schachtel rohe Eier.
»So ist es gut«, sagte Tom und lachte. »Das machst du prima.« Dann zog er das Handy aus der Manteltasche. Er musste noch nicht einmal auf das Display sehen. Ein Tastendruck genügte, um eine Verbindung mit den Verantwortlichen von der Polizei herzustellen. Seine Stimme war klar und kontrolliert, als hätte er den Text auswendig gelernt: »Hier sind die neuen Regeln. Sie räumen jetzt den Flur und ziehen sich ins Erdgeschoss zurück. David und Robert. Niemand sonst bleibt. Sie warten genau drei Minuten, dann entriegeln Sie die Tür. David und Robert können dann reinkommen.« Er schaute auf seine Armbanduhr. »Wenn ich eine Waffe sehe, stirbt Julia Frost. Wenn Sie stürmen, stirbt Julia Frost. Wenn irgendetwas anderes passiert, was mir nicht passt, stirbt Julia Frost.«
Er deklamiert, dachte Rose.
»Ach und was ich noch vergessen habe – Julia Frost –, sie hält die Bombe in ihren zarten Händen. Es könnte also sein, dass nicht nur sie stirbt. Also seien Sie lieber vorsichtig.«
Die Nervosität in der Reihe wurde größer.
Er richtete seinen Blick auf die Reihe der Studenten. »Leute, hört mal alle her. Ich nenne jetzt die Namen derjenigen, die hierbleiben … dürfen.«
Wieder ein Blick auf die Uhr. Die Anspannung war unerträglich.
»Katie West. Chris Bishop. Rose Gardner, Ethan Thomas, Taylor Bonnes und Nikita Maluki.«
Rose fiel ein Stein vom Herzen und dann dachte sie, wie verrückt das war. Nur wenige Schritte und sie wäre erlöst gewesen. Und sie war erleichtert, dass sie bleiben sollte?
Während Nikita und Taylor mit ihnen ohne Zögern aus der Reihe traten und sich auf Toms Anweisung nach links an die Wand stellten, blieb Ethan einfach, wo er war.
Tom presste Julia den Lauf der Waffe stärker an die Schläfe. Ein leises Wimmern
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