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Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum

Titel: Das Erbe der Drachen Teil 1 - Der brennende Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Ferkau
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da gewesen, was selbstverständlich Unsinn war. Wenn er Meister Grodon nach seiner Mutter fragte, verzog dieser das Gesicht und wiederholte die Geschichte vom Baby, das man in einem Körbchen vor der Tür des Gildenmeisters gefunden hatte. So blieb es Trevor erspart, sich näher mit den Umständen seiner Herkunft zu beschäftigen.
    Er wuchs in den Hallen der Diebesschule auf und war schon mit drei Jahren ein Talent, das zu fördern sich lohnte. Seitdem Trevor bewusst dachte, erinnerte er sich an die hagere Gestalt von L’ordynn Grodon, der ihm Lehrmeister und Vater gleichermaßen war.
    Er führte den Jungen in die Schellenschule, wo Trevor lernte, kompliziert bekleideten Puppen, die mit hunderten Schellen behängt waren, Dinge aus den Taschen zu stehlen, ohne auch nur einen Laut zu fabrizieren. Bald wurde Trevor von den Mitschülern beneidet , und nicht selten warteten zornige Fäuste auf ihn.
    » Nicht nur stehlen, sondern auch kämpfen musst du lernen«, sagte Meister Grodon.
    » Ich will nicht kämpfen. Ich mag kein Blut«, sagte der kleine Trevor und rieb sich über seine juckende, verheilende Nase, die man ihm erst kürzlich gebrochen hatte. Man hatte Trevor den Zweitnamen Dar’ont gegeben, was in der heimischen Sprache von Dalven so viel bedeutete wie Flinker Mann .
    » Du bist flink und geschickt«, sagte Meister Grodon. »Diese Fähigkeiten musst du nutzen, um dich deiner Haut zu erwehren.«
    Er brachte einen Kampfmeister in die Hallen , und Trevor lernte, wie man einen Stab, eine Keule und schließlich ein Schwert handhabte. Auch hier zeigte er gute Anlagen, und es dauert nur drei Jahre, bis er seinen Kampfmeister besiegte. Von nun an hatte er von keinem anderen Mitschüler mehr etwas zu befürchten. Man respektierte den Zehnjährigen und nicht wenige meinten, er habe Meister Grodon längst überholt.
    L’ordynn Grodon kam das zu Ohren , und seine Eitelkeit war zu groß, um damit gefällig umzugehen. Es dauerte noch zwei Jahre. Er kämpfte gegen den zwölfjährigen Trevor. Da die Lehre zum Meisterdieb genau zehn Jahre währte, war Trevor der Zeit entwachsen. Da keiner der anderen Schüler vor seinem achten Lebensjahr mit der Lehre begonnen hatte, entschied Grodon, dass Trevor seine Prüfung machen würde, wenn er zweiundzwanzig war. Das machte Trevor zornig, denn er begriff erst später, dass der Meister ihn davor bewahren wollte, zu jung und zu früh ein Übermaß an Verantwortung zu tragen.
    Jugendlicher Überschwang traf auf Vernunft. Eitelkeit auf Eitelkeit.
    Grodon kämpfte gegen seinen Ziehsohn, und die Lehrlinge johlten, als er von dem Jungen niedergestreckt wurde. Grodon blamierte sich bis auf die Knochen und er murmelte, als sich die Versammlung aufgelöst hatte: »Ich sehe viele düstere Dinge in dir, Trev.«
    Der Junge lachte. »Ihr seid beleidigt, das ist alles, Meister.«
    » Es fehlt dir an Respekt«, antwortete Grodon, aber Trevor erkannte, dass sein Meister ihm insgeheim Recht gab. Er war beleidigt.
    » Hätte ich etwa aus Respekt verlieren sollen?«
    » Nicht der Sieg entscheidet, sondern die Art, wie man siegt. Der Grund, warum man dich nicht mag, liegt in deinem Triumph. Sieg sollte Gewinn bedeuten.«
    Trevor starrte seinen Meister an, als rede dieser in einer fremden Sprache, machte respektlos auf dem Absatz kehrt und ging davon, ein fertiger Meisterdieb, der noch zehn lange Jahre warten sollte, bis er in den Dienst der Gilde trat.
     
     
    Die Auseinandersetzungen zwischen Trevor und Grodon hielten an. Es war, als wolle Trevor den Meister für etwas bestrafen, dessen Grund er nicht kannte. Und es schien, als wolle Grodon seinen Schüler und Ziehsohn für etwas bestrafen, dessen Grund er sehr genau kannte.
    Trevor wurde vierzehn, und Träume suchten ihn heim, die er nicht einordnen konnte. Eine Stimme, eine weiche flüsternde Stimme war in seiner Nähe. Sie wirkte wie eine Decke aus edlen Daunen , und der Schlafende fühlte sich wohl und aufgehoben.
    Mutter!
    Mutter, ich höre deine Stimme. Wo bist du? Warum kenne ich dich nicht?
    Mit fünfzehn zerbrach er sich ernsthaft den Kopf über seine Eltern, doch Meister Grodon trieb ihm mit unbarmherzigem Training die Flausen auf, sodass Trevor bald aufhörte, sich mit Dingen zu beschäftigen, die man nicht mehr ändern konnte.
    »Ich liebe dich, mein Junge«, sagte der Meister eines Tages und weinselig. Trevor traute seinen Ohren nicht, und am nächsten Tag tat Grodon, als hätte er nichts gesagt.
    » Du wirst jemand sein, den man fürchten

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