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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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würde man uns ansonsten wohl kaum weiterziehen lassen, dachte Arvan.
    In der Mitte der Festung befand sich ein kuppelförmiges, aus schwarzem Stein errichtetes Gebäude. Es war vollkommen fensterlos und aus einem Gestein von unnatürlich tiefer Schwärze, die jegliches Sonnenlicht zu verschlucken schien.
    »D ort müssen wir hin«, stellte Arvan fest.
    Vor den Eingängen hatten sich lange Schlangen gebildet. Orks, Wolfsmenschen und hin und wieder auch ein Mensch oder ein Waldriese marschierten dort in langsamer Prozession ins Innere der Kuppel.
    Ghool versichert sich ihres Gehorsams, bevor er sie auf die Schlachtfelder schickt oder mit wichtigen Aufgaben betraut, wusste Arvan plötzlich. Vielleicht gehörte das zu dem Wissen, das Lirandil ihm eingegeben hatte. Er beherrscht den Willen Unzähliger … Welch eine Kraft muss dazu nötig sein?
    Arvan und Rhomroor reihten sich ein.
    Schließlich durchschritten sie das Kuppeltor.
    Sie gelangten ins Innere der Kuppel. Ein feuerrotes Licht strahlte von der gewölbten Decke herab, so als würde das Gestein glühen. Eine nach Tausenden zählende Menge hatte sich hier versammelt. In der Mitte thronte auf einem Podest ein Wesen, das eine Mischung aus Vogel und Krake war und den gesamten Podest einnahm. Sein herausragendstes Merkmal war der große krähenhafte Vogelkopf, dessen Augen auf ähnliche Weise leuchteten, wie es bei den Vogelreitern der Fall war. Der Körper schien nur aus einer knotenförmigen Verdickung zu bestehen, aus der imposante schwarze Flügel emporragten. Dort liefen Hunderte von schlangenartigen Armen unterschiedlichster Größe und Dicke zusammen, die weit ausgestreckt waren. Die meisten von ihnen hingen an der Kante des Podestes ein Stück herab.
    Schwarze Blitze zuckten aus den Enden dieser Schlangenarme heraus und erfassten dann diejenigen, die in der ersten Reihe um den Podest herumstanden. Sie zitterten dann, manche stießen laute Schreie aus, von denen nicht so recht klar war, ob sie dem Schmerz oder der Verzückung entsprangen.
    Eine Stimme ertönte laut und dröhnend und hallte dutzendfach wider. Schon deswegen hätte man sie kaum verstehen können. Davon abgesehen sprach sie orkisch.
    Es klang wie ein formelhafter Singsang, und obwohl Arvan nicht ein einziges Wort davon zu verstehen vermochte, wusste er plötzlich, welche Worte da gesprochen wurden. So spricht Ghool: Eure Augen sind meine Augen, eure Arme sind meine Arme, und mein Wille ist euer Wille!
    Arvan wusste plötzlich, dass diese Formeln vor unvorstellbar langer Zeit schon einmal gesprochen worden waren. Bilder erschienen vor Arvans innerem Auge, tauchten plötzlich auf wie lange vergessene Erinnerungen. Damals, vor der Schlacht am Berg Tablanor, hatte Ghool seine Getreuen auf dieselbe Weise auf sich eingeschworen, ihnen den Willen genommen und sich ihres absoluten Gehorsams versichert.
    Arvan ließ den Blick schweifen. Er bemerkte eine Balustrade an der linken Seite des Kuppelbaus– ungefähr auf halber Höhe. Das entsprach mehr als einer durchschnittlichen Masthöhe der caraboreanischen Schiffe. Der Bereich jenseits der Balustrade war mit einem Vorhang verdeckt, den man auf den ersten Blick kaum bemerkte, da er auf dieselbe Weise feuerrot leuchtete und flimmerte wie das gesamte Kuppelinnere.
    Erst als der Vorhang sich leicht bewegte, fiel er Arvan auf.
    Arvan fühlte, wie blanke Wut in ihm aufkam, während er die groteske Gestalt ansah, die Ghool angenommen hatte. Er wusste, dass der Schicksalsverderber in der Vergangenheit auch in anderer Gestalt aufgetreten war. Der Vogelkopf schien jedoch ein bevorzugtes Element zu sein, das immer wieder ein bestimmendes Merkmal bei den Körpern war, die er sich erschuf, um seine abgrundtief böse Seele zu beherbergen. Ein Gefäß des Übels, dachte Arvan, und dabei sah er einen sehr viel jüngeren Brass Elimbor vor sich, der an der Seite von König Elbanador in die Schlacht gegen Ghool zog und die körperliche Erscheinungsform dieses Wesens so bezeichnet hatte. Mach nicht denselben Fehler, den König Elbanador damals beging, nahm er sich vor. Um keinen Preis …
    Langsam rückten Rhomroor und Arvan in der Menge weiter voran.
    Da vollführte der gewaltige Vogelkopf plötzlich eine ruckartige Bewegung. Seine dämonischen Augen starrten Arvan an. Grellrote Strahlen schossen aus ihnen heraus. Doch im selben Moment schrie Arvan eine Formel in elbischer Sprache. Sie bestand nur aus einem einzigen, geheimen Wort. Brass Elimbor hatte es vor der Schlacht am

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