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Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Erbe der Halblinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Podestes geblieben. Alles andere war zu feinster Asche verbrannt. Das Wimmern war ohrenbetäubend. Das Wesen lebte also noch. Arvan schritt zum Podest. Niemand hinderte ihn daran, als er sich auf die hüfthohe Kante stützte und emporschwang. Knöcheltief lag die Asche darauf. Arvan richtete sich auf und ging zu dem, was von Ghool geblieben war– ein mehrere Schritte durchmessendes, teilweise blutiges Stück Fleisch, das entfernt an ein menschliches Hirn erinnerte.
    Arvan richtete den Elbenstab auf dieses Etwas.
    Die Runen hatten wieder zu leuchten begonnen. Setz mich ein. Entfalte die volle Kraft! Entfessele sie!, wusste die Gedankenstimme.
    Aus Ghools Wimmern formten sich nun Worte.
    »L ass… mich… in Frieden… sterben.«
    Vor seinem inneren Auge sah Arvan König Elbanador am Berg Tablanor ebenfalls vor den Überresten des Schicksalsverderbers stehen und dieselben Worte hören. »S o sei es, hatte Elbanador damals gesagt. Arvan stand das plötzlich so deutlich vor Augen, als wäre er selbst dabei gewesen.
    War das Elbanadors Fehler gewesen? Hätte er darauf nicht eingehen dürfen und Ghool stattdessen eigenhändig und mit aller Konsequenz vernichten müssen, um ihn nicht zu bannen, sondern für alle Zeit zu vernichten?
    »S o schwach… so müde… so wenig Leben noch… Lass mich in Frieden sterben!«, verlangte die Stimme erneut.
    »N ein!«, erwiderte Arvan plötzlich. Und er schrie anschließend das letzte geheime Wort, das Brass Elimbor für den Ersten Elbenkönig geschaffen hatte. Es war jenes vierte Wort, das länger war als alle anderen und das Elbanador nie benutzt hatte, wie Arvan jetzt wusste. Verhängnisvollerweise. Die Gnade, die Elbanador seinem Feind erwiesen hatte, war ihm nicht vergolten worden, und ungezählte Zeitalter später hatte diese Entscheidung ungezählte unschuldige Opfer gefordert.
    Der Elbenstab leuchtete jetzt grellweiß auf. Man konnte die Knochen von Arvans Hand sehen, während er das Artefakt hielt und auf das richtete, was von Ghool übrig geblieben war. Ein gebündelter Strahl aus tiefster Schwärze drang aus der Spitze des Stabes. Ghool stöhnte auf– zuerst schmerzvoll und dann plötzlich lustvoll und triumphierend.
    Arvan schauderte es bis ins Mark, als er die Wahrheit erkannte.
    Es war falsch!
    »H ab Dank für die Kraft!«, dröhnte Ghools Stimme durch die Kuppel, die sich in ein höhnisches Gelächter verwandelte. Ghool verwandelte sich. Die Reste seines Körpers wurden zu einer schwarzen Wolke, die im nächsten Moment explosionsartig in die Höhe schoss. Arvan richtete den Elbenstab empor. Aber es geschah nichts. Der sterbende Ghool hatte die Kraft des Artefakts in sich aufgenommen und nutzte sie nun zur Flucht.
    »N ein!«, schrie Arvan verzweifelt.
    Ein fünftes geheimes Wort gab es anscheinend nicht. Jedenfalls fiel es ihm nicht ein, wie es bei den anderen der Fall gewesen war.
    Die Wolke schoss unterdessen durch die Kuppeldecke, die dabei aufbrach. Der freie, strahlend blaue Himmel war darüber zu sehen, gegen den sich die Wolke deutlich abhob. Sie bildete die Form eines Schattenvogels nach.
    Von der bröckelnden Kuppeldecke fielen Stücke aus schwarzem Stein herab, und in der Menge, die bislang ausgeharrt hatte, entstand nun Panik. Offenbar hatte Ghool die geistige Herrschaft über sie freigeben müssen.
    »A rvan!«, hörte er eine vertraute Stimme, drehte sich halb um und sah, wie Neldo ihn fassungslos anstarrte. Sein Blick wirkte verstört– aber Arvan erkannte sofort, dass der Halbling wieder er selbst war. »V orsicht!«, rief Neldo.
    Das Nächste, was Arvan spürte, war ein Schlag auf den Kopf und einen rasenden Schmerz. Irgendeiner der herabbröckelnden Steine hatte ihn am Kopf getroffen. Er taumelte zur Seite, während dicht neben ihm ein Mauerbrocken mit einem Durchmesser von mehreren Schritt auf dem Podest einschlug. Arvan sprang hinunter, landete hart auf dem Boden. Er befühlte seinen Kopf, wo eine blutende Wunde klaffte.
    Neldo schnellte zu ihm. »D a hast du aber Glück gehabt. Diesen Brocken hättest nicht einmal du überlebt.«
    Unterdessen drängelte sich Rhomroor ziemlich grob durch die Masse der anderen Geschöpfe, unter denen längst Panik ausgebrochen war und die versuchten, so schnell wie möglich die Kuppel zu verlassen.
    »V orsicht! Ein Ork!«, schrie Neldo.
    »A rvan! Nimm das!«, rief Rhomroor, der Neldo nicht weiter beachtete. Er warf Arvan den Beschützer samt Lederscheide und Waffengurt hin. »W irst du brauchen!«
    »A

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