Das Erbe der Jedi-Ritter 05 - Die letzte Chance
hatte eingesehen, dass ihre Hoffnung auf Rettung mit dem letzten Schiff verschwunden war, und hatte daraufhin die Repetierblaster fallen lassen und die Uniformen ausgezogen, in dem Glauben, die Yuuzhan Vong würden Zivilisten weniger streng behandeln.
Was einmal mehr bewies, wie langsam sich Neuigkeiten zu den ferneren Welten herumsprachen, dachte Skidder voller Bedauern.
Wenn es darum ging, Gefangene ihren Göttern zum Opfer darzubringen, traf der Feind keine solchen Unterscheidungen. Tatsächlich führte manchmal eine Uniform – oder zumindest der Beweis eines kämpferischen Geistes – zu einem gnadenvoll raschen Tod, der den kriegerischen Idealen der Yuuzhan Vong zu verdanken war, im Gegensatz zu dem qualvollen Sterben, das jene erwartete, die in Gefangenschaft gerieten. Skidder hatte Gerüchte über Zerstückelungen und Vivisektionen gehört; auch von ganzen Schiffen voller Gefangener, die als Bittopfer für den Sieg mitten in Sterne geschossen wurden, war die Rede.
Als ob die Invasoren die Hilfe von Göttern brauchten.
Diese Gassäcke und Feuer spuckenden Ungeheuer, die Gyndines Wälder niedergebrannt und die Seen in brodelnde Kochtöpfe verwandelt hatten, versammelten sich in den östlichen Randgebieten der Hauptstadt. Selbst Teppiche aus Brandbomben hätten eine solche Verheerung nicht anrichten können. Die Infanterieeinheiten der Yuuzhan Vong – reptilienartige humanoide Chazrack-Krieger – folgten den Feuerspeiern, merzten die letzten Widerstandsnester aus und besorgten das Aufräumen. Der Himmel war ein wenig heller geworden, doch das Licht, das durch Rauch und Wolken hätte fallen können, wurde von den ankommenden Landeschiffen verdeckt.
Eines von ihnen, ein grobmaschiges Zelt, das von krummen Stäben durchbohrt war, schwebte jetzt über dem Botschaftsgelände. Skidder hatte gerade eine neue Position eingenommen, um das Schiff besser beobachten zu können, da riss der zeltartige Rumpf plötzlich auf und gab ein Dutzend oder mehr stabförmige Bündel frei, die zu Boden fielen. Erst als er die biolumineszenten Augen sah, die zuckenden Fühler und Hunderte von mit Saugfüßen ausgestattete Beine, die sich über die Länge der untergliederten Körper zogen, erkannte er, dass es sich um Lebewesen handelte.
Er betrachtete diese Kreaturen mit unverhohlener Ehrfurcht. Sie konnten sich nicht nur vorwärts und rückwärts bewegen, sondern auch zur Seite huschen, was sie auch sofort taten und so eine lebendige Mauer um das Botschaftsgelände bildeten, die sich langsam einer Schlinge gleich zusammenzog und so alle Flüchtlinge zur Mitte hin drängte.
Der Anblick dieser Ungeheuer würde selbst im Herzen des Tapfersten Furcht keimen lassen, aber Skidder hatte die Macht auf seiner Seite und ließ sich nicht erschrecken. Diese Wesen mochten noch so groß sein, doch auch er hatte seine Möglichkeiten; er konnte leicht über sie hinweg in die Freiheit springen, wenn er wollte. Danach wäre es ihm ein Leichtes gewesen, sich vor den Yuuzhan Vong zu verstecken. Er hätte sich in die ländlichen Gegenden zurückziehen können, fernab der Zerstörung, und dort leben; dafür hatten sich viele Bewohner Gyndines entschieden, als sich die Nachricht von dem bevorstehenden Angriff herumgesprochen hatte. Allerdings war Wurth Skidder sicherlich kein Plünderer und schon gar kein Deserteur.
Die Tatsache, dass so wenige ihre Gefangenschaft überlebt und darüber berichtet hatten, machte es zwingend notwendig, jemanden einzuschmuggeln, der vor allem Interesse daran hatte, den Krieg zu gewinnen – und nicht, wie es der Senator von Caamas, Elegos A’Kla, versucht hatte, um den Feind zu verstehen, was lediglich zu seiner Ermordung geführt hatte.
Danni Quee, eine ExGal-Wissenschaftlerin, war kurz nach Ankunft der Yuuzhan Vong auf der Eiswelt Helska 4 in Gefangenschaft geraten und hatte Skidder vom Ende eines anderen Häftlings erzählt, des Jedi Miko Reglia, einem engen Freund. Quee hatte von den Psychofoltern der Yuuzhan Vong – und ihrem Yammosk, dem so genannten Kriegskoordinator – berichtet, denen man den ruhigen und bescheidenen Miko unterzogen hatte, um ihn zu brechen. Während Quees Flucht war Miko gestorben.
Rache verstieß gegen den Jedi-Kodex – jedenfalls in der Form, wie ihn Meister Skywalker lehrte. Rache war laut Skywalker der Weg zur dunklen Seite. Doch gab es Jedi-Ritter, die in Skidders Augen ebenso stark in der Macht waren wie Skywalker und trotzdem nicht mit allen Lehren des Meisters übereinstimmten.
Weitere Kostenlose Bücher