Das Erbe der Jedi-Ritter 09 - Das Ultimatum
gebrochenen Nase und einem schwarzen Plaeryin Bol in der umstrukturierten Augenhöhle, war Nom Anor der bekannteste Yuuzhan Vong in der Galaxis. Bei dem gefiederten Wesen, das an seiner Seite hüpfte, sah die Sache anders aus. Es war ein wenig größer als hüfthoch, die Kniegelenke waren umgekehrt angeordnet, es hatte biegsame Ohren, spiralförmige Fühler und zarte Barthaare an einem breiten Affenmund. Jacen hatte noch nie ein solches Wesen gesehen, und doch hatte er das unheimliche Gefühl, er hätte es kennen sollen.
Auf halbem Weg zu ihrem Ziel − zu der Rampe, wo Ganner den Yuuzhan Vong am Rettungsschiff unabsichtlich beleidigt hatte − blieb dieses Wesen stehen und wandte den Kopf in seine Richtung. Obwohl eine doppelte Fenstermembran und über hundert Meter Landegrube zwischen ihnen lagen, sah es ihn direkt an. Es ließ den Blick lange genug auf ihm ruhen, dass ihn ein kalter Schauder überlief, dann lächelte es verschlagen und flatterte vorwärts zu Nom Anor.
Neben Jacen flüsterte Ganner: »Es kann uns nicht gesehen haben!« Trotzdem zog er sich tiefer in den Schatten zurück. »Es hat nur zufällig herübergeschaut.«
»Es hat uns gefühlt «, sagte Jacen und senkte das Elektrofernglas. »Und darüber hinaus hat es unsere Besorgnis gespürt.«
Er fügte nicht hinzu, dass dieses Wesen dazu die Macht benutzt hatte. Ganner war offensichtlich zu dem gleichen Schluss gekommen, wie der Schock verriet, der von ihm ausstrahlte.
»Was ist los bei euch?«, fragte Jaina und gesellte sich in dem Bogengang zu ihnen. »Ihr fühlt euch an, als hättet ihr die Stimme des Imperators gehört! Sagt mir nicht, ihr hättet Angst vor ein paar Yuuzhan Vong.«
»Es waren mehr als ein paar.« Jacen reichte ihr das Elektrofernglas. Ihre Gefühle wirkten seltsam zusammenhanglos, wie oft, wenn ein Kampf unmittelbar bevorstand, aber er konnte sie für ihre Leistung nicht kritisieren. Als die Knallkäfer auf sie zugeflogen waren, hatte sie sich als die Stabilste und Vernünftigste im Kommandoteam erwiesen. Jacen ignorierte die Kompanie Yuuzhan-Vong-Krieger, die vor Nom Anors Shuttle aufmarschierte, und zeigte auf das vogelähnliche Wesen. »Aber Nom Anors Begleiter macht mir Sorgen. Ich glaube, das Wesen hat mich in der Macht berührt.«
Jaina betrachtete das seltsame Ding. »Bist du sicher?«
»Sicher nicht«, stellte Jacen klar. »Aber überzeugt.«
»Ich auch«, stimmte Ganner zu. »Dieses Lächeln…«
»Hm.« Jaina runzelte nachdenklich die Stirn. »Erinnern euch Federn an irgendetwas?«
»Ich denke, sie sollten«, meinte Jacen. »Aber so ein Geschöpf habe ich noch nie gesehen.«
»Tut mir Leid, ich habe vergessen, dass der Geheimdienst der Neuen Republik sich in letzter Zeit nicht mehr mit Onkel Luke austauscht«, sagte Jaina. »Wir haben im Renegaten-Geschwader ein paar interessante Hologramme gesehen. Das ist Vergere.«
»Vergere?« Jacen stockte der Atem.
Vergere war in einen der ersten Anschlagsversuche auf die Jedi verwickelt gewesen, aber von ihr stammten auch die heilenden Tränen, die Maras Krankheit besiegt hatten. Bis heute herrschte Uneinigkeit, ob Vergere eine Freundin oder eine Feindin der Jedi war, ob sie lediglich der Liebling einer Attentäterin oder eine Agentin in eigener Sache war.
»Entweder ist es Vergere oder jemand, der ihr sehr ähnlich sieht«, meinte Jaina. »Und wenn sie dich in der Macht berührt hat, dürfen wir annehmen, dass sie mehr als der kleine ›Liebling‹ dieser Attentäterin war.«
Ganner nickte. »Sie hat uns gewissermaßen auf die Mörderin hingewiesen.«
»Dessen bin ich mir nicht so sicher«, meinte Jacen. »Wenn sie an dem Komplott beteiligt war, warum hat sie Mara dann das Leben gerettet? Warum hat sie jetzt nicht einfach Alarm geschlagen?«
»Vielleicht haben wir uns getäuscht«, schlug Ganner vor. »Möglicherweise hat sie uns gar nicht bemerkt.«
»Ich habe aber sie bemerkt «, beharrte Jacen.
Die Diskussion wurde durch die Ankunft von Anakin und dem Rest des Kommandoteams beendet. Die beiden Dunklen Jedi, Lomi und Welk, befanden sich bei ihnen, trugen nun wieder ihre dunkle Rüstung und waren in Teklis Bacta-Verbände gehüllt. Jacen schämte sich, weil er sich insgeheim wünschte, die Gruppe hätte die Identität der beiden gekannt, bevor sein Bruder sich entschied, sie zu retten; trotzdem hätten sie bestimmt einen Versuch dazu unternommen, aber nachdem sie die Königin erledigt hatten.
Ganner reichte das Elektrofernglas Anakin in dem Augenblick, als
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