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Das Erbe der Pilgerin

Das Erbe der Pilgerin

Titel: Das Erbe der Pilgerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Jordan
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Tode frieren, von der Schande ganz abgesehen.« Dietmar übernahm sofort die Befragungen.
    »Ich denke, bis jetzt war denen warm genug«, lachte Rüdiger und setzte zu einer Erklärung an.
    Die Bauernjungen wimmerten um Gnade, die Mädchen waren vor lauter Angst kaum fähig, sich anzukleiden. Sophia versuchte zu trösten und zu vermitteln.
    »Was geht denn da vor?«, wandte der Bischof sich vergnügt an Geneviève.
    Er hatte nach der Besichtigung des Katapults noch den Abtritt benutzt und freute sich nun wohl auf den nächsten Schluck Wein. Geneviève informierte ihn in knappen Worten.
    »Macht Euch keine Gedanken, mein Gatte wird das aufklären. Es sind ja nur ein paar dumme Kinder …«
    »Die hier aber immerhin Unzucht treiben auf der Burg ihres Herrn!«, meinte der Bischof streng.
    Geneviève fand, es sei Zeit, ihn abzulenken. »Exzellenz, Ihr spracht doch vorhin von dem wundervollen Ausblick, den man von hier aus haben sollte. Was meint Ihr, soll ich Euch einen besonders reizvollen Ausguck zeigen? Mein Gatte hat mich heute dorthin geführt, und Ihr habt Recht, man fühlt sich wirklich frei wie ein Vogel, wenn man von dort aus über das Land blickt.«
    Sie sah sich kurz nach einer weiblichen Begleitung um. Aber andererseits sollte ein Priester ja keine Gefahr für ihre Tugend darstellen. Vor einem Parfait hätte sich eine Bonnefemme niemals fürchten müssen, und es hätte sich auch keiner etwas gedacht, wenn sie mit ihm allein zusammen gewesen wäre. So tat Geneviève die Sache ab, als sie nicht gleich einer anderen Frau ansichtig wurde. Unter freundlichem Geplauder und im Licht eines Kienspans, den sie am Feuer entzündet hatte, wies sie dem Bischof den Weg zu den Kemenaten.
    Luitgart von Ornemünde fand sich plötzlich allein im Küchenhaus. Die Ritter kümmerten sich um die ertappten Eindringlinge, und die Knechte hatten sich ihnen angeschlossen, um zu gaffen. Sophia beruhigte die Bauernmädchen. Gerlin war irgendwohin verschwunden, ebenso der Jude. Hatte sie dem Bischof erzählt, dass dieser Medikus ein Jude war? Luitgart erinnerte sich nicht mehr genau, seit der nachmittäglichen Unterredung mit dem Kirchenfürsten hatte sie schon etliche Becher Roten geleert … Und wo war diese Geneviève, die Ketzerin?
    Luitgart war etwas taumelig zumute, und so nutzte sie die Chance des Alleinseins, um einen stärkenden Schluck Branntwein zu nehmen. Der Schnaps war gut – am besten nahm sie einen kleinen Krug davon mit, wenn sie sich jetzt auf die Suche nach dem Bischof machte. Sie musste ihm das mit dem Juden mitteilen. Vielleicht würde er dann ja endlich Nägel mit Köpfen machen und dieses Schlangennest ausräuchern …
    Luitgart torkelte die Stiege zu den Kemenaten empor und stieß auf dem Wehrgang unversehens auf Geneviève und den Bischof. Die beiden traten in lebhaftem Gespräch aus einem der Räume.
    »Möchtet Ihr den Söller auch noch sehen?«, fragte Geneviève gerade.
    Luitgart sah rot. Der Söller! Auf dem Söller von Lauenstein hatten sich all diese konspirativen Gespräche zugetragen. Zwischen Gerlin und Florís … Intrigen gegen ihren Gatten. Und Hurerei.
    »Schämst du dich nicht, du Kebse?«, schleuderte sie Geneviève entgegen. »Kommst aus dem Bett deiner Schwägerin mit dem Fürstbischof von Mainz? Und nun willst du es noch unter den Sternen mit ihm treiben, wie es damals die ›Herrin Gerlin‹ mit ihrem Ritter Florís getan hat … O ja, ich weiß alles … ich weiß alles, über dich und sie und … und Ketzerei und …«
    Geneviève war so erschrocken, dass sie spontan den Arm des Bischofs ergriff. Sie ließ gleich wieder los, aber Luitgart wurde in ihren wahnsinnigen Verdächtigungen bestätigt.
    »Und Ihr … Herr … Herr Bischof, schämt Euch auch nicht! Sie hat Euch verhext, wisst Ihr. Wie damals diese Hure, die uns die englische Königin geschickt hat … Gerlindis von Falkenberg, erzogen am Hof dieses liederlichen Weibsstücks Eleonore …«
    Der Bischof hatte sich inzwischen gefasst und wollte Luitgart entgegengehen. Auf der engen Stiege war das jedoch nicht einfach. Und Luitgart hob jetzt triumphierend ihre Fackel und ihre Branntweinkaraffe.
    »Aber nicht noch mal, Hexe, nicht noch mal! Diesmal verhindere ich es. Diesmal lass ich alle, alle Hexen brennen!«
    Im gleichen Moment schleuderte sie den Krug mit dem starken Schnaps auf die Stiege unterhalb des Bischofs – und hielt die Fackel daran. Der Alkohol entzündete sich sofort. Beherzt versuchte der Bischof, das Feuer auszutreten,

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