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Das Erbe der Vryhh

Das Erbe der Vryhh

Titel: Das Erbe der Vryhh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Schatten.«
    »Sehr wohl, mein Herr, ganz wie Sie belieben, stehe jederzeit zu Ihrer Verfügung.« Shadith lachte leise und begab sich in die Hygienezelle. »He, Tag, du solltest dir das hier einmal ansehen: eine Wanne, die so groß ist, daß ein ganzer Harem darin baden könnte.«
    »Das Handtuch, Schatten.« Doch auch Taggert lachte.
    Shadith nahm ein Handtuch vom Halter, legte es ins Becken und drehte das Wasser auf. Sie gähnte ausgiebig, streckte sich und spritzte sich ein wenig von dem kühlen Naß ins Gesicht. Anschlie
    ßend streckte sie sich erneut und tauchte die Finger ins Wasser.
    Sollte demnächst mit Po’ sprechen. Die neuesten Entwicklungen haben das alte Waldherz sicher ganz aus dem Häuschen geraten lassen. Dann griff sie nach dem Handtuch und kehrte ins Schlafzimmer zurück.
    Wie eine Leiche lag der Ajin auf dem Bett - gewaschen, angezogen, mit dem Sklavendraht Taggerts gebunden. Shadith kontrollierte ihn erneut. Er mußte eigentlich bald erwachen. Als sie ihn berührte, spürte sie erste Regungen in seinem Bewußtsein. Sie lächelte und dachte daran, was in ihm vor sich gehen würde, wenn er wieder zu sich gekommen war. Du hast jede Sekunde davon verdient. Mhm. Die Harfe. Und ein Schwätzchen mit Po’. Sie trat auf den Flur der Unterkunft und versuchte, das Quartier zu verlassen, doch die Kampfdrohne an der Tür versperrte ihr den Weg.
    »Lee.«
    »Was ist denn, Schatten?«
    »Ich muß da noch was erledigen. Sag der Drohne, sie soll mich passieren lassen.«
    »Wohin willst du? Hier drin ist alles ruhig, doch nach der Auskunft der Drohnen treiben sich draußen immer noch Leute herum.
    Sie sind derzeit damit beschäftigt, die letzten Widerstandsnester auszuheben, aber …«
    »Ich möchte nicht nach draußen, sondern nur in die Unterkunft, in der mich der Ajin mehrfach einsperrte. Hab’ die Harfe dort zurückgelassen. Will sie wieder an mich nehmen. Gib dem Reservemechanismus die Anweisung, mich zu begleiten, wenn du dir Sorgen machst.«
    »Einverstanden. Du wirst ihn vermutlich brauchen, um die Tür aufzubrechen. Auf dem Weg hierher haben wir das Kontrollzentrum zerstört. Doch bevor du gehst, Schatten: Grey und Ticutt sind am Verhungern. Und Linfyar knurrt ebenfalls der Magen. Gibt es hier irgendwo eine Küche? Ich möchte erst dann aufbrechen, wenn wir alle wieder zu Kräften gekommen sind.«
    »Linfy will dauernd was zum Beißen. Allein der Himmel mag wissen, wie groß er noch wird, bevor sein enormer Appetit allmählich nachläßt. Die Küche. Hmm. Der Ajin litt an ausgeprägtem Verfolgungswahn und sorgte dafür, daß diese Zimmerflucht mit einer autarken Energiequelle und einem unabhängigen Belüftungssystem ausgestattet wurde. Legte sich auch einen eigenen Nahrungsmittelvorrat an, versiegelt in einem Autoherd, den die Androiden Kells für ihn konstruierten.« Shadith grinste breit. »Versehen mit Giftsensoren und anderen Spielereien. Komm. Ich zeige dir alles.«
    Die Kampfdrohne glänzte in einem hellen Schein und hockte im Wohnzimmer. Shadith sah sich um und schnupperte aufmerksam.
    Angesichts der offenen Tür war die Qualität der Luft gar nicht so schlecht. Der große Bildschirm zeigte nichts weiter als graues Glas, war jetzt zu einem Spiegel geworden, der das Abbild der Drohne zeigte - eine Gestalt wie aus einem Alptraum, bestehend aus schwarzen Schatten und funkelndem Schimmern. Der Raum wirkte staubig und seit langem verlassen, obgleich seit ihrem letzten Aufenthalt an diesem Ort weniger als eine Nacht vergangen war. Er sah aus wie ein billiges Hotelzimmer nach der Abreise der Gäste. Shadith zog den Samtvorhang zur Seite und betrat das Schlafzimmer.
    Hier roch die Luft schaler und abgestandener, und das Atmen fiel ihr schwerer. Die Schatulle mit der Harfe lehnte dort am Bett, wo sie sie zurückgelassen hatte. Sie machte Anstalten, sich den Trageriemen über die Schulter zu streifen, hielt dann jedoch inne, runzelte die Stirn und sah auf den Schirm. Der verborgene Schatz des Ajin. Bestimmt hatte er irgendwo Gold und Süßen Bernstein gehortet, um die Waffenschmuggler zu bezahlen, mit denen er Geschäfte tätigte. Jene Typen gaben keinen Kredit. Ein geheimer Hort also, irgendwo in seiner Unterkunft. Den würde ich mir gern vornehmen. Jetzt hält mich niemand mehr aus. Irgendwie muß ich selbst meinen Lebensunterhalt bestreiten. Sie betrachtete das Spiegelbild vor sich, substanzlos wie ein Phantom. Wie ein Phantom.
    Po’, altes Waldherz. Dies dürfte so ziemlich der einzige Ort sein,

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