Das Erbe des Loewen
könntest dich einer anderen zuwenden.“
„Laurel, warum hast du nicht darüber gesprochen?“ Er drückte sie so fest an sich, dass sie stöhnte. „Ich könnte nie eine andere lieben. Und ohne Liebe ist die Vereinigung bloß ... Fleischeslust.“
„O Kieran, ich liebe dich so sehr. Und du hast mir so viel gegeben, hast so hart gearbeitet, um Stratheas wieder herzurichten, und hast den MacLellans zu mehr Wohlstand verholfen.“
Kieran merkte, dass sie ihren Sohn nicht erwähnte, und der Schmerz drang tief in sein Herz. So nahe sie sich auch im letzten Jahr gekommen waren, so sehr sie ihre Gedanken und Träume miteinander teilten, dieses eine blieb unausgesprochen: die Geburt ihres Sohnes an einem stürmischen Regentag im März. Kieran hatte den Knaben vom ersten Augenblick an geliebt, als Nesta ihn in der Großen Halle in seine Arme legte.
Wenn es nur einen Weg gäbe, sicher zu sein, dass er der Vater war, um Laurels gequältes Herz zu erleichtern. Das Kind hatte die blauen Augen und das frohe Gemüt seiner Mutter, doch sonst sah es niemand ähnlich.
„Der Morgen graut schon, und ihr steht hier eng umschlungen wie Neuverliebte“, spottete eine frohe Stimme.
„Nesta?“ Laurel wandte sich in Kierans Umarmung um. „Was machst du hier?“
„Ich mache mich bereit für das Beltanefest, wie jedes Jahr.“
Sie saß vor ihrem lächelnden Gemahl im Sattel. Ihre Gesichter strahlten vor Zufriedenheit.
„Doch ... wie willst du denn Tau sammeln, wenn du dich nicht einmal bücken kannst?“ fragte Laurel mit einem Blick auf Nesta, die Rhys’ Kind unter dem Herzen trug ... das jeden Augenblick das Licht dieser Welt erblicken konnte.
„Ich schaffe das schon.“ Sie streckte die Hände aus. „Kieran, heb mich herab.“
„Hilf ihr besser“, rief Rhys. „Sonst bricht mein Pferd zusammen.“
„Schurke!“ Nesta stieß ihm den Ellbogen in die Rippen. Er schrie auf, und beide brachen in Lachen aus.
Laurel wechselte einen stolzen Blick mit Kieran, als dieser ihrer Tante aus dem Sattel half.
„So lass uns beginnen“, befahl Nesta, doch als sie mit Rhys ins Tal schritt, stützte sie sich mit ihrer Hand den Rücken, eine Geste, die Laurel nur zu vertraut war.
„Ich glaube, ihr Kind wird heute noch zur Welt kommen“, flüsterte sie, als sie mit Kieran folgte. „Und wenn es ein Mädchen ist, wie Tante Nesta sagt, dann gibt es keinen besseren Tag. Die nächste Seherin der MacLellans, geboren an Beltane, dem Fest des Lichtes und der Erneuerung, des Feuers und der Fruchtbarkeit.“
„Fruchtbarkeit.“ Kieran zog die Augenbrauen zusammen und fuhr mit den Fingern über Laurels Stirn. „Vielleicht sollten wir noch etwas warten, bevor wir uns lieben. Sosehr ich dich auch begehre, ich will nicht, dass du zugrunde gehst, weil du Jahr um Jahr ein Kind bekommst. Ich will dich nicht im Kindbett verlieren.“
Laurel lächelte. „Die alte Heilkunst kennt Kräuter, die dies verhindern können.“
„Wahrhaftig? Oder sagst du dies nur, weil du denkst, ich könnte die Geduld verlieren und herumstreunen?“
„Ich lüge dich niemals an“, sagte Laurel ehrlich. Die Offenheit, die sie sich entgegenbrachten, schätzte sie ebenso hoch ein wie ihre Liebe. Sie blickte ihn von der Seite an. Die stolze Haltung seines Kopfes und die harten Linien seines Gesichtes waren dieselben. Ja, er sah aus wie ein Söldner, groß, stark und unbesiegbar. Doch in diesen Tagen lag ein Lächeln auf seinen Lippen, und seine Augen strahlten klar und frisch wie der neue Tag.
Er spürte ihren Blick und wandte sich zu ihr. Besorgt fragte er: „Was ist dir? Bist du müde?“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich dachte nur, wie sehr ich dich doch liebe.“
„Und ich liebe dich.“ Er zog ihre Hand an seine Lippen und drückte einen zarten Kuss darauf. „Ich danke dir, dass ich mein Glück gefunden habe. “
Doch etwas machte ihm Kummer, sie spürte es. Es tut mir so Leid, Liebster, dass du gezwungen warst, einen Sohn als den deinen anzuerkennen, der vielleicht nicht der deine ist. Die Worte blieben ihr in der Kehle stecken. Sie hatten niemals über die Vaterschaft des Kindes gesprochen. Als ob dies die Sache ungeschehen machte. „Hast du Angst vor dem Besuch aus Carmichael?“
„Ein wenig.“ Sie hatten zwar Botschaften ausgetauscht, doch Kieran hatte Megan, Elspeth und Lucais noch nicht wieder gesehen. „Nun, da Ross und ich Frieden geschlossen haben, komme ich mir wie ein Narr vor, davongelaufen zu sein.“
„Du warst tief verletzt. Und
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