Das Erdportal Band 1-4 Spirits vom Licht (Das Erdportal - Die Portalwelten) (German Edition)
er, dass sie am ganzen Körper zitterte.
„Hä kann mich net quittere han.“
„Quittere, Quittere.“
„Ich ben quittere“
„Hä kanns mich net quittere.“
„ Ich wed nie ein anderen Mannsminsch leeve.“
„ Hä es all för mich op d´r Welt“
War das etwa Plattdeutsch?
„Wat soll ich ohne en maache?“
„Gandos, ich ben futü, wann de mich verlässt.“
Natürlich Plattdeutsch! Also ein Alptraum eines früheren Lebens auf der Erde. Dann hatte Helen also auch schon einmal in Deutschland gelebt!
„Ohne Gandos maach ich net weiterleben.“
Na, das musste ja eine dramatische Trennung gewesen sein. Paul entschloss sich, Helen aufzuwecken und sie nach dem Traum auszufragen, um die darin enthaltenen unbewältigten Konflikte aufzuarbeiten. Aufgrund seiner therapeutischen Ausbildung würde er schon richtig beurteilen können, ob es anschließend sinnvoll wäre, sie über den Inhalt des Traums zu informieren oder ihn besser totzuschweigen.
Behutsam weckte er sie auf. Er strich ihr über die Haare, streichelte ihre Wangen, fühlte Tränen auf der Haut, sprach sie leise an: „Helen, wach auf.“ Dreimal. Dann war sie halb wach. „Helen, erzähl mir von deinem Traum.“
„Gandos hat mich verlassen“, sagte sie.
„Erzähle alles.“
„Er hat mir gesagt, dass er auf eine lange Reise gehen muss und vielleicht nicht wiederkommt. Ich habe ihn angefleht, dass er mich mitnehmen soll. Aber er sagte, dass könnte er nicht. Paul, oh Paul. Es reißt mir das Herz raus, so unendlich weh tut es.“
Schluchzend warf sie sich an seine Brust. Er legte tröstend die Arme um ihre Schultern.
Er spürte ihren rasenden Herzschlag. Immer noch liefen Tränen aus ihren Augen.
„Es war nur ein Traum, Helen. Wer war Gandos? Ein Schulfreund aus London?“ Aber er wusste schon vorher, dass das nicht der Fall sein konnte. Diese Ereignisse lagen viel weiter zurück.
„I, wo .“ Diese dumme Frage brachte tatsächlich einen anderen, schon fast belustigten Klang in ihre Stimme. Aber sie sagte weiter nichts dazu, also musste er weiter fragen, weil er mehr über diesen bis jetzt zu kurz angesprochenen unglücklichen Ausgang einer romantischen Liebe erfahren wollte, der so einen heftig aufrüttelnden Alptraum verursachen konnte.
„Wer war Gandos?“
„Natürlich kein Schulfreund.“
„Was dann?“
„Er war wundervoll, wunderschön. Meine große Liebe. Als er nicht wiederkam, wollte ich nicht weiterleben.“
„Hast du davon geträumt, dass er dich verlassen hat?“
„Ja, als er mich verließ, hatte ich noch Hoffnung, dass er wiederkommen würde, um mich nachzuholen. Der Traum handelte davon, dass ich begriff, dass er nie wiederkommen würde. Davon, dass ich feststellte, dass ich für immer allein sein würde. Mein Bruder Roland wollte mich überreden, einen anderen Mann zu heiraten. Darum ging es in dem Traum. Aber ich wollte keinen anderen Mann. Für Gandos konnte es keinen Ersatz geben.“
„Wer war Gandos?“
„Meine große Liebe.“
„Und was war sein Beruf, welches Jahrhundert, welches Land?“
Er merkte, dass die Erinnerungen des Traums nur noch lose Fäden waren. Helen saß jetzt im Schneidersitz neben ihm, hatte sich mit einer resoluten Bewegung die Tränen aus dem Gesicht gewischt und atmete wieder ruhig und gleichmäßig.
„Ach Paul, das ist doch alles Vergangenheit. Gandos ist längst tot. So wie Mathilde, die in diesem Traum um ihn weinte. Jetzt bin ich als Helen ein neuer Mensch.“
„Nein, Helen, da muss ich dir widersprechen. Unbewältigte Vergangenheiten wirken bis ins Heute und in die Zukunft hinein. Versuch dich an mehr zu erinnern. Also, du warst Mathilde und liebtest jemanden namens Gandos, der auf eine Reise ging. Das war der erste Teil deines Traumes. Dann ging es so weiter im Traum, dass Gandos von seiner Reise nicht zurückkam. Dein Bruder Robert wollte dich dann mit einem anderen Mann verkuppeln. Richtig oder falsch?“
„Du scheinst mehr über meine Träume zu wissen, als ich selber .“
„Erzähl mir mehr über Gandos. Sein Beruf? Komm Helen. Erinnere dich! Welches Jahrhundert?“
„Ich sehe ihn, wie er gekleidet war, als er sich von mir verabschiedete. Er war elegant nach neuester Pariser Mode angezogen, die nach dem 30-jährigen Krieg im siebzehnten Jahrhunderts sehr beliebt und Vorbild für alle war. Aber er besaß auch venezianische Kleidung. Denn er wollte nach Venedig reisen. Er war Kaufmann und hatte dort ein Kontor. Sehr reich, sehr wohlhabend. Mein Bruder
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