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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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schon getan?
    Sie merkte, dass der Zug zum Stillstand kam. Patricks und des Führers wegen musste sie die Sache jetzt durchziehen. Sie hatte nur dreißig Sekunden.
    Sie stemmte ihre Füße ein. Der Träger vor ihr drehte sich um, als wollte er ihr signalisieren: ja, jetzt.
    Sie blickte abwärts auf die steile Eisfläche. Sie zwang sich, den Blick bis zu der dunklen Spalte an ihrem Ende hinunterzuführen. Sie wünschte, sie hätte sich für diesen Moment einige Worte überlegt. Sie hatte geglaubt, die Worte würden von selbst kommen, aber jetzt kamen ihr nur Bilder. Kleine Buckel auf dem Eis. Zähne, die verzweifelt einen Handschuh herunterrissen. Eine rote Kapuze mit weißem Pelzbesatz. Die vorschnellende Hand des Führers. Der reglose Körper, der das Eis hinunterraste.
    Das weiße Licht blendete sie. Sie suchte nach Worten für Diana. Hinter sich konnte sie Patrick ihren Namen rufen hören. Sie musste sich beeilen. Ihre Haltung, wie ihre Füße im Eis standen, fühlte sich unnatürlich an. Was konnte sie Diana sagen?
    Es tut mir leid. Es tut mir leid.
    Ein Lebensjahr dahin. Nie mehr Mutter. Nie mehr Ehefrau. Bald würden es zwei Jahre sein. Dann zehn, dann zwanzig. In zwanzig Jahren wäre Diana Mitte fünfzig gewesen. Margarets Mutter war einundfünfzig. Dass Diana all die Zeit mit ihren Kindern genommen worden war. Die Chance, einmal Enkel zu haben.
    Alle Verluste waren derselbe Verlust. Jeder Verlust schloss die anderen mit ein. Sie summierten sich, lösten Erinnerungen aus. Margaret dachte an Rafiq. Sie dachte an das Kind. Sie dachte an ihre Ehe.
    Ein Moment des Erschreckens, ein Gefühl, das Gleichgewicht zu verlieren. Margaret schwankte und fiel auf die Knie. Sie fasste hastig nach dem Träger vor ihr und fühlte mit Entsetzen den Griff ins Leere. Sie klammerte sich an das Seil, dann war der Träger bei ihr. Er hielt sie am Arm fest und hatte seinen Pickel ins Eis geschlagen.
    Während sie sicher in ihren Trittstufen hockte, fühlte Margaret, wie die Lähmung einsetzte. Sie wusste, dass sie nicht den Mut hatte, aufzustehen. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es anstellen sollte.
    Sie legte eine Hand auf ihre Sonnenbrille und begann zu weinen. Hatte sie auch nur einmal um Diana geweint? In der langen Zeit, die vergangen war? Jetzt weinte sie um Diana und um sich selbst. Der Träger hinter ihr fasste sie um die Taille. Sie hörte Patrick ihren Namen sagen. Sie konnte ihm nicht antworten, weil sie sich krampfhaft bemühte, mit dem Weinen aufzuhören. Sie biss die Zähne aufeinander und stieß einen Laut aus, der wütend klang, es aber nicht war. Sie sagte dem Träger, der sie am Arm hielt, dass sie nicht aufstehen könne.
    Er schüttelte den Kopf; er verstand sie nicht.
    »Sie kann nicht aufstehen«, rief Kevin nach vorn zum Führer.
    »Ist sie verletzt?«, frage Njoroge.
    »Ich weiß nicht«, rief Kevin. »Ich glaube nicht. Ich glaube, sie ist einfach fertig.«
    »Sie hat das Gleichgewicht verloren«, rief Patrick hinter ihr. »Die Träger halten sie.«
    »Kann sie stehen?«, fragte der Führer.
    »Ich glaube schon«, rief Patrick. »Ich bin nicht sicher.«
    »Es ist nichts gebrochen?«
    »Nein, es ist nichts gebrochen«, rief Margaret laut. »Es ist alles in Ordnung.«
    Der Führer gab den Trägern in seiner Muttersprache blaffend Anweisungen.
    Dann rief er Margaret zu: »Die Träger ziehen Sie hoch, wenn Sie es ihnen sagen. Sie müssen Ihren Körper ganz locker lassen und ganz ruhig bleiben. Sie helfen Ihnen, wenn Sie locker bleiben und tun, was sie Ihnen sagen. Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja«, antwortete Margaret.
    Sie hob einen Moment die Hand, um den Trägern zu bedeuten, dass sie noch nicht bereit war. Sie dachte an Everdene, Kevin und Patrick. Je länger sie auf den Knien liegen blieb, desto länger setzte sie sie der Gefahr aus.
    »Okay«, sagte sie zu den Trägern.
    Sie bemühte sich, locker zu bleiben, obwohl es ihr beinahe unmöglich war. Sie hoben sie hoch, aber sie stand immer noch ungeschickt und wacklig. Die Träger ließen sie nicht los. Sie ließen ihr Zeit, ihr Gleichgewicht zu finden.
    »Jetzt ist alles gut«, sagte der Träger hinter ihr.
    Sie wartete, bis sie spürte, dass sie sicher stand. Dann rief sie dem Führer zu, sie könnten weitergehen.
    Sobald sie alle wieder auf festem Boden standen, machte sich Patrick vom Seil los und ging direkt zu Margaret. Er packte sie bei den Schultern und schüttelte sie heftig. »Was zum Teufel?«
    Margarets Kopf flog nach hinten. Sie starrte ihren Mann

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