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Das erste Jahr ihrer Ehe

Das erste Jahr ihrer Ehe

Titel: Das erste Jahr ihrer Ehe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anita Shreve
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richtig der Rat war, den man ihnen gleich zu Beginn ihres Aufenthalts erteilt hatte: Bewahrt eure Wertsachen in der Wäscheschublade auf; kein afrikanischer Mann würde die Unterwäsche einer Frau anrühren. Die Polizei kam, sah sich das Schlafzimmer an, wies auf ein eingeschlagenes Fenster und sagte: Aha. Einbruch. Ob es Leute gebe, die sie nicht mochten? Ihnen übel wollten? Der Fall wurde nie geklärt.
    Patrick und Margaret kauften ein neues Bett und ließen zwischen Schlafzimmer und Wohnzimmer ein Schloss anbringen. Sie erfuhren später von dem Inspektor, dass hier fast alle solche Schlösser hatten; ob denn vorher nie jemand sie darauf aufmerksam gemacht habe? Es war der dritte Diebstahl innerhalb von sechs Wochen. Beim Einkaufen war Margaret ihr Portemonnaie aus der Strohtasche gestohlen worden, und eines Morgens, als Patrick auf dem Weg zum Krankenhaus aus dem Haus ging, fand er ihren gebraucht gekauften Peugeot auf Betonklötzen vor. Alle vier Räder waren in der Nacht abmontiert worden.
    Rein intellektuell konnte Margaret die Diebstähle verstehen. Zwischen denen, die sich ein komfortables Leben leisten konnten, und denen, die es nicht konnten, bestand ein steiles Gefälle, und ganz oben, auf unsicherem Boden, der jederzeit bröckeln konnte, standen die Ausländer. Aber in ihrem Herzen saß die Angst; moralisch gesehen stellten sich die Diebstähle als eine Art berechtigter Ausgleich dar. Sie hatte sich angewöhnt, ihre Handtasche fest unter den Arm zu klemmen, und fand sich widerwärtig dabei. Sie gab James großzügige Trinkgelder dafür, dass er ihre Kleider wusch. Sie war ziemlich sicher, dass das nicht Usus war, aber sie fühlte sich besser, wenn sie es tat. James wies das Geld nie zurück.
    Patrick fragte Margaret nicht, wie sie den Tag verbracht hatte; zu heikel, da sie bisher keine Arbeit gefunden hatte. Ihm machte das offenbar nichts aus, ihr schon. Hätte er sie gefragt, so hätte sie ihm erzählt, dass sie mit ihrer Kamera durch die staubigen Straßen von Langata gezogen war und fotografiert hatte: die Askaris in ihren langen Soldatenmänteln, die Panga Macheten zur Hand, oder die Schilder mit der Warnung Mbwa Kali , bissiger Hund, an den Toren großer Häuser. Auch den anmutigen Fall der Jacarandazweige und das Feuerwerk violetter, scharlachroter und pinkfarbener Bougainvilleen, die hier wie Unkraut gediehen und Steinmauern und Hausdächer überzogen, fing sie mit ihrer Kamera ein. Sie wusste, dass Patricks Entscheidung, sich in Langata, einer Ausländeroase, niederzulassen, den anderen Ärzten am Krankenhaus suspekt war. Aber Margaret hatte sich rein durch Zufall in das Cottage in Langata verliebt.
    Sie war auf der Fahrt zu einer Wohnungsbesichtigung gewesen, als ihr der Peugeot auf einer gepflasterten Straße stehen blieb. Arthur, der sich auf der Heimfahrt von der Arbeit befand, hielt an, um sich zu erkundigen, ob sie Hilfe brauche. Sie hätte sich denken können, was ihn dazu bewog – Beschützerinstinkt und, vielleicht, der Gedanke an eine günstige Gelegenheit: eine junge Weiße im Rock am Straßenrand neben ihrem liegen gebliebenen weißen Peugeot, erst kürzlich gekauft, aber eindeutig gebraucht; vielleicht ein Montagsmodell. Der Peugeot hatte ohne Warnung einfach schlappgemacht.
    Arthur kurbelte das Fenster hinunter und rief: »Alles in Ordnung?«
    Margaret ging zu der Stelle, an der er angehalten hatte, Vertrauen von Weiß zu Weiß. Hätte sie den Mann weitergewinkt, fragte sie sich später, wenn er Afrikaner gewesen wäre? Arthur ließ nicht locker, und sie war froh über seine Hilfe. Er versuchte, den Wagen zu starten, für den Fall, dass nur der Tank leer war; Margaret war schließlich eine Frau. Er werde von zu Hause aus anrufen, sagte er; er sei auf dem Heimweg. Er kenne einen Mechaniker, der sich um sie kümmern werde. Das waren seine Worte. Er wird sich um Sie kümmern.
    Margaret sah sich den Mann an. Er hatte mittelbraunes Haar und dunkle Augen, ein Grübchen im Kinn und ein ungezwungenes Lächeln. Die untere Gesichtshälfte passte irgendwie nicht zur oberen.
    In Arthurs Mercedes begegnete Margaret zum ersten Mal der unerwarteten Schönheit der gepflegten Gärten und hohen Hecken von Langata, einem Vorort von Nairobi.
    Arthur bog ab und hielt vor einer langen Einfahrt an. Ein Askari im Soldatenmantel über bloßen Beinen sprang herbei und öffnete das Tor. Arthur nahm keine Notiz von dem Mann. Herabgefallene Jacarandablüten bildeten einen purpurfarbenen Teppich auf dem Weg zum

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