Das erste Jahr ihrer Ehe
jemanden einzustellen, aber ihr schien es eine zu intime Angelegenheit, um sie einer fremden Person zu überlassen. Sie hatte versucht, in der Badewanne zu waschen, aber sie hatte es nie geschafft, den ganzen Schaum herauszuspülen. Als Patrick am Hals einen Ausschlag bekam, kapitulierte sie. Doch sie kochte weiterhin selbst und Patrick spülte ab. Kein Anlass, sich auf die Schulter zu klopfen. Nur scheinbar lobenswert. Keine Hausangestellten zu haben, hieß, einem Afrikaner einen Arbeitsplatz zu verweigern.
Als sie am Abend, nachdem zum ersten Mal von der Bergtour die Rede gewesen war, beim Essen zusammensaßen, sprach Arthur, im feuchten Haar noch die Furchen des Kamms, von Hypoxie.
»Die Lunge füllt sich mit Blut«, erklärte er Patrick und Margaret. »Jedes Jahr sterben vier oder fünf Menschen beim Aufstieg auf den Mount Kenya. Meistens erwischt es die durchtrainierten deutschen Bergsteiger, die in Nairobi nicht schnell genug aus dem Flugzeug springen können und sofort den Berg hinaufpreschen. Sie bekommen Probleme, weil sie dem Körper keine Zeit gelassen haben, sich auf die Höhe und die dünnere Luft einzustellen. Je langsamer man aufsteigt und je mehr Zeit man sich nimmt, desto ungefährlicher ist es.«
»Na, da werde ich ja nichts zu fürchten haben«, bemerkte Margaret.
Arthur ließ den Scherz unbeachtet. »Unterwegs werden wir auf Park Rangers treffen. Sie sind immer zu zweit. Wenn sie einen aufhalten, kommen sie so dicht heran, dass sie einem genau ins Gesicht sehen können, und bombardieren einen im Schnellfeuertempo mit Fragen: Welches Datum haben wir heute? Wie spät ist es? Wo wohnen Sie? Wenn du nicht prompt antwortest, nehmen sie dich rechts und links beim Ellbogen und schleppen dich den Berg hinunter, ob du willst oder nicht. Das ist die einzige Rettung.«
Eigentlich, dachte Margaret, war Arthur kein Panikmacher. Er konnte gönnerhaft sein – manchmal hatte sie den Eindruck, dass die Gönnerhaftigkeit eine Art Sport für ihn war –, doch er und Patrick hatten schon lebhafte Diskussionen geführt, die bis in die Nacht hinein dauerten. Patrick gab nie nach, wenn er ein Argument mit Fakten untermauern konnte.
»Wir fahren gegen Mitte des Vormittags in Nairobi los«, fuhr Arthur fort. Er trug ein weißes Hemd mit bis zu den Ellbogen hochgekrempelten Ärmeln und eine gestreifte Krawatte. Die Blässe seines Gesichts, die in Afrika ungewöhnlich wirkte, verdunkelte ein dauerhafter Bartschatten.
Diana, in einem leichten blauen Baumwollkleid, hatte die ledrige Haut einer Frau, die sich viel im Freien aufhält. Sie hatte sich vor einigen Tagen aus rein praktischen Gründen das hellblonde Haar kurzschneiden lassen und dadurch etwas Knabenhaftes bekommen.
»Wir nehmen die Thika Road und werden dann, denke ich, eine angenehme Nacht in der Lodge in Naro Moru verbringen«, sagte Arthur. »Von dort aus fahren wir weiter zum Parktor, wo wir den Landrover stehen lassen. Am Tor heuern wir den Führer und die Träger an, die den Proviant und die Ausrüstung befördern. Sie sollen übrigens sehr kompetent sein. Dann geht es direkt hinauf zum Point Lenana. Es ist einer der schnellsten und steilsten Anstiege, aber für Amateure durchaus zu schaffen. Für den Weg brauchen wir vier Tage und drei Nächte, unsere Übernachtung in der Lodge nicht mitgerechnet.«
Es gab Lamm mit Minzsoße. Der Tisch war nach englischer Art edel gedeckt. Unter Margarets Gedeck lag ein Tischset mit einer Abbildung der Westminster Abtei. Patrick hatte die St. Pauls-Kathedrale. Jeder am Tisch hatte sein eigenes silbernes Salzfässchen mit winzigem Löffel dazu. Der Wein, bei dem Arthur sehr großzügig war, funkelte in geschliffenen Kristallgläsern. Das Porzellan war vermutlich Wedgwood oder Staffordshire. Im Cottage gab es kein einheitliches Service und viele Stücke waren angeschlagen.
Zwei Kinder kamen zur Tür herein. Edward und Philippa, neun und sieben, wurden von einer Ayah namens Adhiambo betreut. Sie liefen tagsüber in Schuluniformen herum, als lebten sie in Kent und nicht einen Steinwurf entfernt von Wäldern, die von Antilopen, Löwen und Büffeln bevölkert waren. Diana wollte auch in der Ferne nicht auf eine britisch geprägte Erziehung verzichten.
Adhiambo, die mit den Kindern zusammen eintrat, trug ein rotes Kopftuch und einen rosa Pulli, der ursprünglich Teil eines Twinsets gewesen sein mochte. Sie hatte breite Hüften, aber sie war jung, drei-, vierundzwanzig vielleicht, vermutete Margaret, die allerdings meist
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