Das erste Jahr ihrer Ehe
Haus, einem einstöckigen Steinbau mit Fenstern, die von gemauerten Pfosten geteilt waren. Eine lebhafte Landschaft leuchtender Blüten, deren Namen sie nicht kannte, umgab sie. Hinter dem Garten dehnte sich ein gewaltiger Himmel in einem satten Blau, wie sie es nie gesehen hatte. Es musste, dachte sie, mit der äquatorialen Sonne, einem bestimmten Lichteinfall, zu tun haben.
Arthur bot Margaret etwas zu trinken an und erledigte dann die erforderlichen Telefonate. Der Wagen wurde abgeschleppt und zu einer Werkstatt zur Reparatur gebracht. Margaret wurde sich plötzlich ihrer eigenen bloßen Beine bewusst, als Arthurs Frau Diana ins Zimmer kam, offenkundig irritiert über den fremden Gast, von dem ihr nichts gesagt worden war. Arthur erklärte, und Margaret sah zum ersten Mal Dianas Lächeln: eine ungeahnte Überraschung. Margaret rief Patrick im Krankenhaus an, um ihm zu sagen, dass sie in Langata zum Abendessen eingeladen waren. Sie musste in Arthurs Beisein telefonieren und gab sich deshalb enthusiastischer als sie wirklich war, tat beinahe überwältigt. Vom anderen Ende hörte sie Patricks milde Einwände.
Bei diesem ersten Abendessen erfolgte eine weitere Einladung. Auf dem Anwesen stand ein Gästehaus leer. Arthur nannte einen Betrag, der geringer war als der, den Patrick und Margaret für eine Wohnung veranschlagt hatten. Diana schlug vor, Margaret und Patrick, die mit dem Bus gekommen waren, sollten über Nacht bleiben und sich das Cottage am Morgen, bei Tageslicht, ansehen. Patrick war skeptisch, als sie später im Bett lagen – vielleicht hatte er, noch vor Margaret, gehört, wie leise ein Schloss zuschnappte. Sie hielten einander fest umschlungen in dem fremden Bett, als müssten sie sich als Paar bestätigen, als wäre ein Akt des Widerstands geboten.
Am Morgen besichtigten sie das Gästehaus, ein weiß verputztes Cottage mit rotem Schindeldach, von rosa und orangefarbenen Bougainvilleen umwachsen. Im Wohnzimmer stand ein kleiner Tisch, über dem eine üppige gelb-rote Khanga, eines der typischen bunt bedruckten Tücher, lag. Die Küche hatte eine quer geteilte Tür, das Schlafzimmer ein eigenes Bad. Der geschliffene Holzfußboden war in einem komplizierten Parkettmuster verlegt. Die Wände waren weiß, die Fenster durch Streben unterteilt. Selbst in Amerika – oder gerade in Amerika – hatten Patrick und Margaret nie in einem so schönen Haus gelebt. Bevor der Wagen sie im Stich gelassen hatte, hatten sie im Ngong Road Hotel über einem Nachtklub gewohnt, und davor unter gruseligen Umständen im Nairobi Hotel gehaust, wo Waschbecken und Toilette dreckverkrustet waren und die Kakerlaken flüchteten, sobald Margaret die Tür zum Badezimmer öffnete. Sie vermutete, dass Patrick an jenem Morgen ihr Verlangen nach dem Cottage spürte und deshalb seine leisen Bedenken aufgegeben hatte.
Das Gästehaus stand so weit entfernt vom Haus Arthurs und Dianas, dass man nicht um seine Unabhängigkeit fürchten musste. Man würde einander bestimmt nicht ins Gehege kommen, meinte Diana: Arthur sei als Verkaufsleiter von Colgate-Palmolive den ganzen Tag mit seiner Arbeit beschäftigt; Diana selbst züchtete Rhodesian Ridgebacks und hatte wenig Zeit für anderes. Das hörte sich alles gut an. Jedenfalls in Margarets Ohren.
Am selben Nachmittag hatte James ein Foto von Margaret und Patrick gemacht. Das Bild zeigte Margaret in einem Sessel gleich an der Tür ihres neuen Cottage in Afrika. Sie trug ein leichtes weißes Sommerkleid. Ihre Haut war tiefrot – indianerrot, hatte ihre Mutter immer gesagt. Ihr Haar wirkte schmutzigblond, in Wirklichkeit war es hellbraun mit einem Messingschimmer. Ihre glänzende Haut sah aus wie lackiert.
Hinter ihr stand Patrick in einem kurzärmeligen weißen Hemd mit Schlips. Seine Haut hatte eine gesunde Sonnenbräune, sein Haar, vielleicht frisch gewaschen, vielleicht auch nicht, sah auf dem Foto strähnig aus. Sein Gesicht war im Schatten, eine Sonnenbrille schirmte die Augen ab.
James war ernst bei der Arbeit mit Margarets Nikon, aber als er ihr den Apparat zurückgab, lachte er.
Im Großen Haus, wie Patrick und Margaret es heimlich nannten, bereitete James die Mahlzeiten zu, deckte den Tisch, trug das Essen auf, räumte das Geschirr ab und spülte es. Patrick und Margaret hatten keine Hausangestellten. Erst vor Kurzem hatte Diana ihnen James ins Cottage hinübergeschickt, damit er sich um ihre Wäsche kümmerte. Margaret war von Anfang an geraten worden, für diese Arbeit
Weitere Kostenlose Bücher