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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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sein, aber was sonst konnte man einer Schildmaid sein?
    »Das bin ich«, sagte er. »Und werde immer da sein.«
    »Ja ...«, antwortete sie, wie er nicht fähig, mehr zu sagen.
    Auch ihr tat es weh, dass mehr nicht möglich war.
    Ich liebe dich, Stort, hätte sie gern gesagt, aber sie konnte nicht und würde es nie können. Die Liebe einer Schildmaid gehörte allen, nicht einem.
    »Bis in alle Ewigkeit«, sagte Stort. »Ich werde dein Freund sein und dich bei deinem Vornamen nennen, Judith.«
    Ich liebe dich, sagte sie von ganzem Herzen.
    Und ich dich, Judith, antwortete er.
    Ihre Sehnsucht war die der ganzen Welt, und ihr Schweigen hunderttausend Liebesworte, die nie laut ausgesprochen werden durften.
    Ihre Hunde, seiner und ihrer, jagten hierhin und dorthin, vor und zurück, den Berg hinauf und wieder hinunter, woben ein Liebesmuster ins Gras, sausten hinab in die Senken, über die Linien des Pferdes, hinein in den Nebel und wieder heraus. Der Anblick nahm Stort den Atem.
    »Ich weiß nicht, was ich sagen oder was ich tun soll«, gestand er nach einer Weile.
    »Ich auch nicht«, sagte sie, »und dabei soll ich die Schildmaid werden!«
    Der letzte Sommerwind fing sich in ihrem dunklen Haar, die ersten Farben des Herbstes spiegelten sich in ihren Augen.
    Er wollte zu ihr gehen, wusste aber nicht, wie.
    Und sie zu ihm, doch es erschien zu weit.
    Tief unten im Tal, weit unter ihnen, jagten ihre Hunde umher, verwoben den Nebel zu Formen, die zu neuen, anderen verschmolzen, die sich drehten und emporstiegen, als entringe sich der Erde ein Seufzer.
    Emporstiegen wie aus dem dunklen Himmel im Westen.
    Emporstiegen wie aus dem fahlen Osten, sich abermals drehten und ihre Form veränderten, als die Hunde, die Geister des neuen Morgens, Sonnenlicht und Nebel verwoben. Da ertönte das ferne Donnern von Pferdehufen, und die Erde drehte sich unter ihnen.
    In diesem Augenblick kam das weiße Pferd zu ihr und kniete nieder, damit sie zum ersten Mal aufsteigen konnte.
    »Ich glaube«, sagte Stort, der zu erkennen versuchte, wo sie sich befand, was an diesem Morgen nicht leicht war, ganz und gar nicht leicht. »Ich glaube ... es ist an der Zeit ...«
    Er nahm den Anhänger von seinem Hals und ging zu ihr. Sie beugte sich zu ihm herunter, und er streifte ihr die Kette über den Kopf.
    »Und dies hier ...« Er reichte ihr den Stein des Sommers. »... musstdu an seinen richtigen Platz setzen, denn ich kenne ihn nicht ... Ich bin nicht ...«
    »Du musst ihn einsetzen«, sagte sie, »denn es ist kein anderer da. Du kannst ihn ohne Schaden anfassen.«
    Sie sah ihn an, und er sah sie an, von nah und von fern, hier und dort drüben, unten im Gras, oben im Himmel, sahen sie einander an.
    Er ergriff den Anhänger, der an der Kette um ihren Hals hing, und setzte den Stein des Sommers an seinen angestammten Platz.
    Da lachte sie, richtete sich wieder auf, die Zügel fest in einer Hand, um das weiße Pferd zu bändigen, und fasste mit der anderen zu ihm hinunter.
    »Ich habe auch etwas für dich«, sagte sie. »Komm näher.«
    Er trat näher, und nun, da das Pferd reglos dastand, ließ sie die Zügel los und streifte ihm den goldenen Faden mit dem Windspiel, das er hatte hängen lassen, über den Kopf.
    »Hier, Bedwyn Stort.« Sie stopfte ihm das Windspiel unter die Jacke. »Und trenn dich nie wieder davon!«
    »Nein.«
    Sie griff wieder nach den Zügeln, zögerte aber noch, obgleich das Pferd mit den Hufen scharrte.
    »Was ist?«, fragte er.
    »Hast du bemerkt, dass ich älter werde? Sag die Wahrheit.«
    »Nein, das habe ich nicht und tue es auch jetzt nicht. Für mich bist du die Schönste.«
    »Aber ich werde immer älter und älter ...«
    »Und ich werde es niemals sehen, denn ... ich ... ich darf es nicht sagen ... ich glaube ... ich möchte ... ich bin ein Narr.«
    Wieder lachte sie. »Das bist du ganz bestimmt nicht.«
    Das weiße Pferd bäumte sich auf und machte sich bereit.
    Stort trat zurück. Der Morgenwind wollte ihn vertreiben, die Sonne wollte ihn verbrennen, der Nebel ihn verwirren.
    Die Welt drehte sich, und er streckte die Hand nach ihr aus, als das Pferd emporstieg. Auch sie schien nach ihm zu greifen, doch ihre Hände berührten sich nicht ganz, obwohl sie über den ganzen Himmel fassten.
    Noch nicht, flüsterte der Wind, aber irgendwann, jederzeit ...
    »Für immer«, sagte Bedwyn Stort und tastete nach dem Windspiel, das sie ihm geschenkt hatte. Sein Hund kam bei Fuß, allein.
    »Schau!«, flüsterte Katherine und fasste

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