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Das Erwachen

Das Erwachen

Titel: Das Erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Horwood
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»Er macht Dinge verkehrt, aber indem er das tut, macht er sie richtig. Warum fragst du?«
    »Er hat gesagt, er hat gespürt, wie ich in deinem Bauch gestrampelt habe.«
    »Ja, das stimmt.«
    »Er hat mich angesehen, als würde er mich kennen.«
    »Vermutlich tut er das.«
    »Ist verliebt sein, wenn du weißt, dass jemand dich kennt, dich wirklich kennt?«
    »Ein bisschen, glaube ich. Wieso?«
    »Ich glaube, er kennt mich und ... und ich kenne ihn, glaube ich. Das hilft mir, wenn ich mich einsam fühle. Früher habe ich vor Einsamkeit geweint.«
    »Und jetzt?«
    »Jetzt auch, aber seit ich ihn kenne, ist es nicht mehr so schlimm. Ich denke an ihn, stelle ihn mir vor, damals, als ich in dir war, am Anbeginn der Zeit, und dann geht es mir besser.«
    »Ich denke auch an dich. Und Jack auch, da bin ich mir sicher. Sag, Judith, hast du gemerkt, wie ich bei den Windspielen mit dir gesprochen habe?«
    »Ja.«
    »Konntest du mich sehen?«
    »So ist das nicht. Ich weiß es einfach. Es geschieht einfach. So wie ich meinen Weg gehe oder mit den Reivers um die Wette renne. Ist der Staudamm in Byrness gebrochen?«
    »Leider ja. Menschen sind umgekommen. Wir wären auch umgekommen, wenn du uns nicht zur Abreise gedrängt hättest.«
    Judith zuckte mit den Schultern. »Margaret konnte ich nicht retten. Eigentlich kann ich gar nicht viel tun. Aber ich bin auch noch keine richtige Schildmaid. Ich muss manche Dinge loslassen. Bindungen ...«
    Katherine fühlte einen Stich.
    »Wie kann ich anderen helfen, wenn eine Hand an jemanden oderetwas gebunden ist? Deswegen bin ich zurückgekommen, um herauszufinden, wie ich fortgehen kann.«
    Katherine lächelte. »Das leuchtet ein«, sagte sie.
    »Deshalb kann ich vorläufig nur Anstöße geben, Dinge erspüren, tun, was die Erde nicht tun kann, sie von dem abhalten, was sie tun könnte! Hoffentlich ... Mom. Es tut mir leid.«
    »Mir tut es auch leid.«
    »Mom ...« Sie streckte die Hand aus, aber dann, als Katherine sie berühren wollte, war sie mir nichts, dir nichts verschwunden, folgte ihrem Weg.
    Dann kam sie zurück.
    »Ich kann ihn nicht lieben. Stort. Niemals ...«
    »Warum nicht?«
    »Die Zeit ist gegen uns, und seine Sterblichkeit. Wie sollen wir jemals die Berge der Zeit zwischen uns überwinden?«
    »Dann hoffe ich um euer beider willen, dass einer von euch einen Weg findet.«
    »Hm«, machte Judith unsicher.
    Dann war sie wirklich fort, folgte ihrem Weg, über den Hügel, am Pferd vorbei, ein Stern am Himmel.

46
DAS ENDE DES SOMMERS
    E nde Juli dieses Jahres, als der Sommer nicht er selbst war und es vielleicht nie wieder sein würde, kehrten sie zurück und fanden sich in einem großen Kreis aufrecht stehender Steine wieder.
    Bis auf Feld wussten alle genau, wo sie waren.
    »Avebury«, sagte Barklice erleichtert und blickte einen steilen Hang hinauf. »Wenn wir ihn da hinauftragen und dem Kammweg folgen, sind es nur zwanzig Meilen bis Woolstone.«
    Jack war krank an Leib und Seele. Die aufgebrochenen alten Verbrennungen hatten sich entzündet, sein Blut schien vergiftet. Er war blass und phantasierte, litt abwechselnd unter Schweißausbrüchen und Schüttelfrost.
    Sie kannten die Ursache. Er hatte den Stein berührt. Aber sie kannten kein Gegenmittel. Nur Jack glaubte im Fieberwahn eines zu kennen.
    »Lasst mich noch einmal den Stein des Sommers berühren. Er hat Slaeke Sinistral jung gemacht, er wird auch mich ...«
    »Nein, Jack. Er hat dich krank gemacht, nicht gesund.«
    »Bitte.«
    »Nein.«
    »Wenn du es nicht tust, werde ich ...«
    »Nein, Jack«, sagte Stort, »und du bist zu schwach, um mir zu drohen. Ich werde die Steine der Schildmaid geben, sonst niemandem.«
    Aus Ästen, die sie in der Umgebung des Henges sammelten, bauten sie eine Bahre und trugen ihn zum Kammweg hinauf, wobei sie sich beim Tragen abwechselten. Es war nicht leicht, und Feld leistete mehr als die beiden anderen.
    Der Einzige unter ihnen, dem das Gehen leichtfiel, war Georg, derHund, der entdeckte, dass das Leben abseits der Müllkippe die reine Freude war, gleich was er tat.
    Am Abend hatten sie die Hälfte der Strecke zum White Horse Hill zurückgelegt.
    »Wo sind wir?«, fragte Jack, der so schwach war, dass sein Kopf unablässig von einer Seite auf die andere kippte.
    »Fast zu Hause«, antwortete Stort.
    »Ich habe kein Zuhause«, rief Jack gequält, Tränen in den Augen, »keine Familie, gar nichts ...«
    »Du hast Katherine, Jack«, erwiderte Stort in verhaltenem, verständnisvollem Ton.
    Aber

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