Das Erwachen
versteckt, wo er ihn am nächsten Morgen vor dem Aufbruch holen wollte.
Dann war er im Dunkeln nach Woolstone hinabgestiegen, hatte im Henge gestanden, war zu den Windspielen gegangen. Er hatte etwas getan, das er bereute, und war nun zurückgekommen, um es rückgängig zu machen.
Er hatte das Windspiel, das Judith ihm an dem Tag geschenkt hatte, als sie zusammen Tomaten gegessen hatten, aus Aberglauben wieder an seinen Platz gehängt.
Er kannte es genau, doch obwohl er mit einer Lampe gründlich suchte, konnte er es nirgends entdecken.
Er war tief enttäuscht und schüttelte den Kopf. Augenblicke kommen und gehen, und ein Hydden sollte ein Geschenk, wenn er eines bekommt, mit freudigem, dankbarem Herzen annehmen.
»Beim nächsten Mal ...«, murmelte er. Aber vielleicht würde es gar kein nächstes Mal geben. Natürlich würde es ein nächstes Mal geben! So musste man denken!
Plötzlich spürte er, dass sie da war, dort drüben, ganz dicht beim Garten, dann draußen auf den Hügeln. Spürte, wie sie lief, rannte, flog, kreiste, wie sie ihren Platz suchte, ihren Weg suchte, wie sie das erste Tageslicht begrüßte.
Die Windspiele klirrten, und er richtete seine Lampe auf Arthurs Tomaten. Sie waren kirschrot und reif.
Er bückte sich, um eine zu probieren, und wusste sofort, sie war da und wollte ihm eine geben.
Pflückte er sie oder bekam er sie von ihr? Er wusste es nicht.
Die Tomate war kühl, aber schmackhaft, eine sommerliche Explosion in seinem Mund.
Die Windspiele zitterten, und als er hinschaute, sah er im Dämmerlicht, wie sie sich verschoben und veränderten, wie eines kam, ein anderes ging, und dann ein neues, direkt vor ihm ... Es sah wie ein altes aus, klang aber neu.
Er betrachtete es genauer und erkannte, dass es dasselbe war, das sie ihm geschenkt hatte.
Wenn ein Hydden ein Geschenk ...
Er ließ es hängen. Es stand ihm nicht zu, die Windspiele zu berühren. Er fühlte ihr Lachen, wandte sich ihr zu und spürte, wie sie davonlief, den Hügel hinauf. Er folgte ihr, und als er an den Busch kam, unter dem sein Rucksack lag, setzte er sich und schlief ein.
Der rastlose und ungeduldige Georg war es schließlich, der ihn weckte. Er saß da, schaute umher und wedelte mit dem Schwanz, als erwarte er Besuch.
»Wir werden sehen, was wir sehen«, sagte Stort. Er beobachtete den Sonnenaufgang, entdeckte Jack und die anderen, ging aber nicht zu ihnen. Er wollte diese letzten Augenblicke für sich haben, und sie bestimmt auch, dessen war er sich sicher.
Das weiße Pferd war wegen der Neigung des Hangs nicht zu sehen.
»Los!«, sagte er zu Georg. »Die Sonne geht auf, lauf los und jag Nebelgeister!« Georg gehorchte, überglücklich.
Stort stand auf.
Der Hügel war verlassen. Unten im Tal waberte Nebel, denn die Sonne stand noch nicht hoch genug, um bis dort hinabzudringen.
Er ging zu dem flachen Wiesenstück oberhalb des Pferdes, hinter sich die Wallburg.
Georg, der verschwunden war, kam plötzlich auf ihn zu gerannt,schoss an ihm vorbei und verschwand erneut mit schlackernden Ohren.
Stort war unschlüssig, wohin er gehen sollte.
Er holte die Steine hervor, überlegte, ob er sie nicht einfach hier für sie zurücklassen sollte, irgendwo im Scharrbild des Pferdes, vielleicht in seinem Kreideauge.
Ein anderer Hund rannte vorbei, grau und schön und völlig ungefährlich, jagte lautlos durch den Morgen, schien förmlich zu fliegen, denn seine Pfoten berührten kaum den Boden.
»Du bist in der Nähe«, flüsterte er, »und jetzt zittere ich plötzlich, denn ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Hallo«, sagte sie von dort, wo sie stand, etwas unterhalb des Pferdes. »Hallo, Bedwyn Stort ...«
Er wagte es, hinzusehen.
War sie vorher ein Mädchen gewesen, so war sie jetzt eine Frau, groß und stark: die Schildmaid. Die Sonne spielte über ihr Haar, brachte ihre Augen und Kleider zum Glänzen, war warm und golden zwischen ihnen.
»Hallo, Judith«, sagte er in der Gewissheit, dass sie immer Judith für ihn bleiben würde, wenn auch für keinen anderen. »Nochmals hallo.«
»Ich habe dich heute Morgen bei den Windspielen gesehen«, sagte sie.
»Ich wusste, dass du dort warst.«
»Ich wollte, dass wir gemeinsam ins Henge rennen, so wie früher.«
»Mit mir kannst du das immer«, sagte Stort. »Ich bin nicht sehr gut in solchen Dingen, aber mit mir kannst du das immer.«
»Du bist mein ... Freund«, sagte sie.
Wehmut überkam ihn, und schmerzliche Sehnsucht. Nur ein Freund wollte er ihr nicht
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