Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
Vom Netzwerk:
Seite entscheiden und eines der Völker unterstützen, sonst findet dieser Konflikt nie ein Ende.“
    „Ach? Und welches der beiden Reiche ist eurer Meinung nach im Recht?“
    „Na, das Volk der Ilbatan natürlich! Unter ihrer Herrschaft ist das Reich erst groß geworden!“
    „Aber die Balenndi haben einen legitimen Anspruch auf den Thron, der Jahrhunderte weit zurückreicht“, gab der Vogt zu bedenken.
    Haardung winkte ab: „Na und? Wichtig ist doch, wer besser regiert. Ich finde...“
    Jayel folgte der Diskussion mit großem Interesse. In letzter Zeit hatte sich der Konflikt zwischen den befeindeten Reichen zugespitzt, und immer mehr Leute waren Haardungs Ansicht, dass Großkaiserin Cwell endlich etwas tun sollte, anstatt nur zu verhandeln. So verging das Essen für Jayel durchaus interessant. Nachdem die Nachspeise serviert wurde, entschuldigte sich der Vogt: „Meine Damen, es tut mir außerordentlich leid, dass der Abend für euch sehr langweilig verlaufen ist. Erst die ewigen Gespräche über Politik, und ich habe nicht einmal Musikanten, um euch nach dem Essen zu unterhalten...“
    Daphnus räusperte sich: „Es ist euch sicher nicht bewusst, aber Ihr habt hier am Tisch eine ausgebildete Bardin, die sicherlich gerne bereit ist, etwas zur Unterhaltung beizutragen.“ Mit diesen Worten wies Daphnus auf Jayel. Sie versuchte, ihn mit Blicken zu durchbohren, doch Daphnus grinste nur frech zurück. „Das ist wohl die Rache für vorhin...“, dachte Jayel düster.
    Der Vogt blickte das Mädchen erstaunt an und meinte dann: „Aber ja, eine Akolythin. Entschuldigt, dass es mir nicht zuvor aufgefallen ist. Wir wären natürlich sehr erfreut, ein kleines Lied von euch zu hören...“
    Nun gibt es für eine Bardin nichts Schmeichelhafteres, als um eine Sangesprobe gebeten zu werden. Nach zwei Tagen anstrengenden Rittes hatte Jayel allerdings nicht die geringste Lust dazu. Trotzdem wäre es ein arger Verstoß gegen die Etikette gewesen, dem Vogt seinen Wunsch abzuschlagen, zudem sie sich seiner Gastfreundschaft erfreute. Also zwang sie sich zu einem Lächeln und erhob sich. Ihre Reisegefährten applaudierten höflich, als Jayel ans Kopfende des Tisches neben den Vogt trat. „Habt Ihr einen besonderen Wunsch, Herr Vogt?“, fragte sie, wie es Sitte in einem fremden Haushalt war.
    „Nun...“, der Vogt überlegte. „Ich mochte das Lied des silbernen Drachen immer sehr gerne...“ Jayel lächelte zustimmend. Zumindest hatte sich der Vogt eines ihrer Lieblingslieder herausgesucht. Sie konzentrierte sich kurz. Diesmal wollte sie niemanden im Publikum verzaubern, sondern sie wollte ihren Zuhörern Bilder singen. Das erforderte eine andere Art von Anstrengung und war etwas schwieriger, als das einfache Bannlied, das sie auf Ars gewirkt hatte.
    „Eines Tages wurde es dunkel
und die Vögel verließen das Land.
Es wurde still im Reich der Sonne
Und niemand, niemand wusste warum...“
    Als die ersten Töne erklangen, entstand in den Köpfen der Zuhörer das Bild eines verdunkelten, unheimlichen Landes. Jayel sang ihnen weiter Bilder in den Kopf, von der Angst der Menschen und dem Ruf nach einem Retter. Sie erzählte die Geschichte des Ritters, der auszog, um die Wurzel des Übels zu finden und den silbernen Drachen fand. Er tötete den Drachen und damit das einzige Wesen, das dem Land Rettung hätte bringen können.
    „Und der Drache sprach: ‚So sollt
Ihr Menschen ewig im Dunkeln wandeln
Denn ihr fürchtet alles Fremde‘
Und damit starb der silberne Drache.“
    Als die letzten Töne verklangen, verblasste auch das Bild in den Köpfen der Zuhörer, das den sterbenden Silberdrachen zeigte. Jayel konnte sehen, dass ihr Zauber diesmal bei allen gewirkt hatte, auch bei Daphnus. Sie bekam reichlich Applaus gespendet. „Bravo!“, rief der Vogt. „Ihr seid wahrlich eine gute Bardin!“
    Jasmina schmollte und quengelte: „Ich mag dieses Lied nicht! Es ist so traurig! Ich möchte etwas Lustiges hören...“
    „Ja, gebt uns noch eine Zugabe“, bat auch die Frau des Großbauern.
    Jayel gab sich geschlagen und sang eine kleine lustige Weise über eine freche Maus, die Abenteuer in der Stadt erlebt. Mit diesem Lied war Jasmina einverstanden und Jayel durfte sich wieder an den Tisch setzen. Nachdem sie einen Schluck Wasser getrunken hatte, sagte sie: „Nun, da ich meinen Teil zum Abendprogramm beigetragen haben, fände ich es fair, wenn sich auch unser magiebegabter Mitreisender etwas einfallen lassen könnte.“
    Jasmina

Weitere Kostenlose Bücher