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Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Das ewige Lied - Fantasy-Roman

Titel: Das ewige Lied - Fantasy-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: mainbook
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über seine Mitreisenden Bescheid wissen wollte. Zudem wusste der Erdmensch sehr viel über ihre Umgebung und die hier anstehenden Gefahren, so dass Jayel ihm aufmerksam zuhörte, wenn er von den Berglöwen, den neunbeinigen Spinnen und den Riesenratten erzählte. Kein Zweifel, Tiark liebte seine Heimat. Einzig über das Ziel ihrer Reise zeigte sich der Erdmensch nicht gesprächig. „Weiß auch nicht genau, was uns da erwartet,“ brummte Tiark, wenn Jayel danach fragte. „War selbst noch nie so weit unten. Laut Karte gibt’s da eine große Höhle, und da in der Mitte ist ein Hügel, und da liegt der Erdkristall. Ganz einfach.“
    Nachdem sie zum dritten Mal gerastet hatten und einige Stunden lang marschiert waren, öffnete sich vor ihnen eine große Höhle. Jayel glaubte schon, dass sie am Ziel waren, doch Tiark sagte: „So! Hier ist die Höhle der großen Mutter. Ab hier weiß ich auch nicht weiter.“ Neugierig betraten die Reisenden die Höhle. Jayel verstummte ehrfürchtig. An den Wänden der fast kreisrunden Höhle befanden sich Bilder. Sie leuchteten in allen Farben, und als Jayel näher kam, erkannte sie, dass diese Bilder eine Geschichte erzählten; die Geschichte der großen Mutter. Erneut kam ihr das Lied in den Sinn:
    „Die große Göttin erschuf das Wasser, das Feuer, die Luft, die Erde...“, flüsterte Jayel. Vor ihr erzählten die Bilder eben diese Geschichte. Eine riesige, braune Frauengestalt, die zunächst die vier Elemente gebar, dann die Tiere und Pflanzen, und ihnen Platz in ihrem Schoß gab. Dann gebar sie die unterschiedlichen Völker, und siedelte sie ebenso dort an. Schließlich brachte sie noch vier funkelnde Kristalle hervor und verteilte sie an die vier Völker. So ging es rundum in den Bildern, bis am Ende die Wesen in den Schoß der braunen Mutterfigur zurückkehrten und von Neuem geboren wurden.
    „Das ist die Geschichte über Geburt und Tod der Welt“, sagte Tiark feierlich, „unsere Priester haben sie schon vor Jahrhunderten hier aufgemalt, damit wir uns daran erinnern. Oh, und da drüben ist die Prophezeiung!“ Jayel folgte Tiark quer durch den Raum, wo ein weiterer Durchgang aus der Höhle hinaus führte. Über der Öffnung sah sie die Prophezeiung: vier Gestalten in blau, rot, braun und weiß gemalt, jede hielt eine Kugel in ihrer Farbe in beiden Händen. Sie standen im Kreis, und in der Mitte befand sich eine Gestalt, die alle vier Farben in sich vereinigte und eine fünfte, bunte Kugel über ihren Kopf hielt. Jayel bemerkte, dass das Wesen auf etwas stand: ein durchsichtiges Etwas, das ebenso gut Tier wie Mensch sein konnte. „Was bedeutet das?“, wollte Jayel wissen und wies auf die Figur.
    Tiark zuckte die Achseln: „Das weiß keiner. Manche der Gelehrten behaupten, dass dies hier“, er wies auf die bunte Gestalt, „der Auserwählte ist, der alle Völker vereint und durch die Erfüllung seiner Aufgabe sein altes Selbst abstreift und neu geboren wird. Also quasi deine Rolle. Alles etwas seltsam mit diesen alten Prophezeiungen...“
    Jayel betrachtete das Bild zweifelnd und versuchte, es sich möglichst genau einzuprägen, um später vielleicht genauere Hinweise über das Ritual daraus ziehen zu können. Sie bedauerte, weder Tinte noch Papier bei sich zu haben.
    Tiark drängte rasch zum Aufbruch, und die Gefährten setzten ihre Reise fort. Von nun an ging es nicht mehr so schnell vorwärts, da Tiark häufiger die Karte zu Rate zog, bevor er sich für einen der vielen Gänge entschied. Die Wege wurden nun schwieriger passierbar, weil Felsbrocken von beachtlicher Größe im Wege lagen und sie darüber hinwegklettern mussten. Teilweise waren die Gänge auch ganz verschüttet, so dass sie umkehren und einen Umweg in Kauf nehmen mussten. Dazu kam, dass sich Jayel seltsam beobachtet fühlte. Aus den Augenwinkeln vermeinte sie, in den Schatten huschende Bewegungen zu erkennen, doch wenn sie hinsah, war alles ruhig. Sie teilte diese Beobachtung den anderen mit, und Daphnus und Kallabul meinten sofort, dass es ihnen ähnlich erging. Tiark jedoch brummte: „Papperlapapp!“ und steckte seine Nase tiefer in die Karte.
    Jayel beobachtete die Schatten nun aufmerksamer und stellte bald fest, dass sie häufig leuchtende gelbe Augen zu sehen glaubte; diese verschwanden aber, sobald sie sich dem Schatten näherte. Jayel hütete sich jedoch, diese Beobachtung Tiark zu erzählen.
    Es gab keine größeren Zwischenfälle; einmal begegneten sie einer einzelnen neunbeinigen Spinne, die

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